Spieltagswinner FC Bayern: Bravo, Carlo!

Weil Leipzig patzt, ist den Bayern und Trainer Ancelotti der Titel kaum noch zu nehmen. "Das dürfen wir nicht mehr verspielen", sagt Phillip Lahm.
von  Patrick Strasser
Die Meisterschale ist dem FC Bayern kaum noch zu nehmen.
Die Meisterschale ist dem FC Bayern kaum noch zu nehmen. © dpa, AZ-Montage

München - Als die Bayern-Profis nach vollbrachtem Tagwerk, den rund 55 ordentlichen Minuten beim 3:0 gegen Eintracht Frankfurt, von Kurve zu Kurve schlenderten, um sich bei ihren Fans zu bedanken, blickten sie auf die anderen Bundesliga-Ergebnisse, die auf den Videoleinwänden angezeigt wurden.

Hoch die Köpfe – und hätten sie Tassen gehabt, die Bayern hätten um 17.20 Uhr noch auf dem Rasen anstoßen können. Ein Prosit der Gemütlichkeit an der Tabellenspitze! Ein Hoch auf die Uneinholbarkeit.

Beide Verfolger lassen Punkte liegen

Weil Verfolger RB Leipzig – ab sofort im Grunde kein Verfolger mehr – zu Hause mit 0:1 gegen den VfL Wolfsburg patzte und auch Borussia Dortmund mit 1:2 bei Hertha BSC verlor, sind die Bayern nun zehn beziehungsweise 16 Punkte (auf den BVB) vorne. Bei nur noch zehn ausstehenden Partien."Wir haben noch schwere Aufgaben vor uns, aber das dürfen wir eigentlich nicht mehr verspielen", sprach Kapitän Philipp Lahm.

Also: Glückwunsch, Bayern! Congratulazione, Carlo! Bravo, Signor Ancelotti! Meistertitel Nummer eins für den Italiener, Nummer 27 (26 davon seit Gründung der Bundesliga) und der fünfte hintereinander. "Ein sehr guter Tag", bilanzierte Ancelotti zufrieden,"das 3:0 ist ein sehr gutes Resultat und auch die anderen Ergebnisse waren gut für uns." Das Ding dürfte durch sein.

Obwohl die Leistung vor allem in der ersten Halbzeit überschaubar war – oder, wie es Lahm formulierte:"grenzwertig". Frankfurt hatte die besseren Chancen, sie trauten sich nur nicht recht. Den Bayern fehlte der unbedingte Wille, der rechte Fokus, die 100-prozentige Konzentration im Alltagsgeschäft Bundesliga. Ancelotti war unzufrieden wie noch selten in dieser Saison, stand ununterbrochen an der Seitenlinie, warf die Hände über den Kopf und ermahnte zu mehr Konzentration."Wir waren unkonzentriert und haben als Team viele Fehler gemacht", tadelte Thomas Müller, dessen Vorlage zu Robert Lewandowskis 1:0 der Bannbrecher und Wendepunkt des (aus Bayern-Sicht) zähen Spiels war. Der ehrliche Bald-Wieder-Meister Müller:"Wir haben aber nicht so gut gespielt, dass wir auf Wolke sieben schweben." Hoch genug fliegt man auf jeden Fall dem nächsten Meistertitel entgegen. Doch was kommt oben drauf? Ein Double? Das Triple?

Jetzt geht es erst richtig los

Es ist der Zeitpunkt der Saison, von dem an es im Grunde erst richtig losgeht. Das Polster in der Bundesliga ist groß genug, um sich auf das Pokal-Halbfinale und das Champions-League-Viertelfinale (Auslosung am Freitagmittag) zu konzentrieren. Wird es Ancelotti, dem Frühjahrsspezialisten, besser gelingen als seinem Vorgänger Pep Guardiola, den bestmöglichen Moment für die Topform zu erreichen? Wirft das Ziellinien-Coaching des Routiniers eine reichere Ernte ab?

Ancelotti steht vor seiner ersten Prüfung bei Bayern. Die Spieler kennen die Situation mit den drei verpassten Finals der Königsklasse von 2014 bis 2016."Das Ende der Saison war in den letzten Jahren jeweils nicht so perfekt für uns", sagte Torjäger Lewandowski,"wir dürfen nicht daran denken, wie viel Vorsprung wir schon haben." Ist das der Schlüssel? Die Lehre aus den Vorjahren? Keine zu große Rotation, keine zu klare Gewichtung der Wettbewerbe wie Pep („Die Bundesliga ist over") das gemacht hat? Einfach weiter (siegen), immer weiter. Mit einem Gerüst von 14, 15 Spielern. Carlo kann das.

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"Wir sind im Flow", sagte Manuel Neuer angesprochen auf mögliche Parallelen zum Triple-Jahr 2013 unter Jupp Heynckes. Der Torhüter mahnte jedoch:"Das waren wir aber in vielen Jahren zu diesem Zeitpunkt auch. Man kann noch nicht sagen, wo die Reise hingeht."

Aber Müller weiß: "Es kommen noch interessante Wochen auf uns zu, da müssen wir da sein." Und in den neun (!) Spielen im April kann man dafür sorgen, dass neben den drei Liga-Partien im Mai noch ein Champions-League-Halbfinale und das Pokal-Endspiel hinzukommen.

Carlo blieb cool, sagte nur: "Wir müssen fokussiert bleiben, die Saison ist in einem wichtigen Moment." Keiner weiß das besser als er. Übrigens: Ancelottis Sieg-Quote ist jetzt höher als die von Guardiola (78 zu 75 Prozent). Auch dafür ein Bravo!

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