Schweinsteiger-Alonso-Lahm: Gedränge im Gehege

Ein „Dreier-Gespann im Mittelfeld“ wird es nicht geben, sagt Kapitän Lahm, der nach seiner schweren Verletzung wieder im Kader steht. Alonso droht die Bank. Thiago Rückkehr macht es noch schwieriger.
München – Sie sind Herz und Seele des Vereins. Auch wenn sie nicht als die allerbesten Kumpels gelten, doch der gegenseitige Respekt, das Vertrauen ist da. Man kennt sich seit der Jugend, schaffte im Herbst 2002 gemeinsam den Sprung zu den Profis. Und so nahm Bastian Schweinsteiger (30) seinen Teamkollegen Philipp Lahm (31) am Montag auf dem Trainingsplatz so herzlich in den Arm, dass alle sehen konnten: Da freut sich einer, dass der andere zurück ist.
Es war Lahms erstes Mannschaftstraining seit seiner schlimmen Verletzung Mitte November. Den Bruch im Sprunggelenk des rechten Fußes hat er auskuriert. Etwas überraschend steht er beim Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Schachtjor Donezk schon wieder im Kader. Die Rückkehr des Kapitän sozusagen als zusätzliche Motivationsspritze für die Mannschaft.
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Bis Lahm wieder vollständig eingegliedert ist, ist Schweinsteiger Spielführer – und Taktgeber des Mittelfelds. Seit seinem Comeback im November nach monatelanger Verletzungspause hat er sich diesen Status wieder erarbeitet, plötzlich wurde sogar der in der Hinrunde überragende Neuzugang Xabi Alonso (33) kritisiert. Für das Donezk-Spiel war Alonso aufgrund seiner Gelb-Roten Karte aus dem Hinspiel gesperrt.
Doch was passiert, wenn Lahm nun wieder bereit für die Startelf ist? Dass Lahm dann sofort wieder Stammspieler wird, steht außer Frage. Doch auf welcher Position? Muss Rechtsverteidiger Rafinha dann wieder auf die Bank oder stellt Trainer Pep Guardiola Lahm ins Mittelfeld? Dorthin, wo das Gerangel um die Plätze am größten ist – vor allem, wenn sich nach mehr als einem Jahr Pause auch Thiago (23), Peps Schlüsselspieler, wieder einsatzbereit meldet. Der Konkurrenzkampf findet auf engstem Raum statt. Kurze Pässe, schnelle Kombinationen, kleine, wendige, intelligente Spieler – so stellt sich Guardiola das kardiologische Zentrum seines Spiels vor. Hier schlägt sein Fußball die höchste Frequenz. Aber mit wem? Es herrscht großes Gedränge im Gehege.
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Vor allem, weil Lahm deutlich ausgesprochen hat, dass er künftig nicht mehr hinten rechts spielen will. „Außer Frage steht, dass ich gerne im Mittelfeld spiele. Der Trainer hat mich gerne im Mittelfeld“, sagte Lahm im „kicker“ und ergänzte: „Ich habe in der vorigen Saison bewiesen, dass ich den Sechser spielen kann.“ Neben Schweinsteiger. Als Trio, also mit Alonso, stand man noch keine einzige Minute gemeinsam auf dem Platz. Geht es nach Lahm, wird dies auch in Zukunft kaum der Fall sein.
Ein Mittelfeld-Dreiergespann „kann ich mir nur schwer vorstellen“, sagte Lahm. Nur im Einzelfall, je nach Spielsituation. „Bei uns wechseln die Außenverteidiger oft in die Mitte, um Überzahl zu schaffen. Es kann Situationen geben, in denen Alonso, Schweinsteiger und Lahm spontan im Mittelfeld auftauchen“, erklärte der Weltmeisterkapitän. Heißt: Alonso droht die Bank, er wird wohl in den entscheidenden Partien draußen sitzen, ansonsten wird rotiert. Und der universell einsetzbare David Alaba? Bleibt vorerst auf der Seite. Als Linksverteidiger der Viererkette oder bei einer Dreierkette vor Juan Bernat im linken Mittelfeld, als Achter.
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Fehlt noch Thiago. Bei voller Wettkampf-Fitness ist der Spanier über alles und alle erhaben, ein Trio mit Schweinsteiger und Lahm jedoch vorstellbar. Für Guardiola gilt es, in den nächsten Wochen den enormen Konkurrenzkampf zu moderieren. „Da besteht sicher eine Gefahr, aber es sollte sich jeder bewusst sein, dass wir beim FC Bayern sind“, sagt Lahm, ganz Kapitän, und erklärt: „Da wird es Härtefälle geben, das muss jeder akzeptieren. Dass mal einer sauer ist, gehört dazu.“