Schlaflos in Guangzhou: Kalle trifft Milliardäre
Die Bayern wechseln in China ihren Standort, Ribéry spielt Flugkapitän – und der Boss legt bei Bender nochmal nach
MÜNCHEN/GUANGZHOU Franck Ribéry war mal wieder in seinem Element. Rund zwei Stunden wartete der Bayern-Tross im Flugzeug wegen der starken Regenfälle in Peking schon auf die Startfreigabe, als Ribéry zum Bordmikrofon ging und den anderen 57 Passagieren – Mannschaft, Betreuerteam, Vorstand, Sponsorenvertreter und Reporter – die neuen Reisepläne höchstpersönlich mitteilte. „Hallo, ich bin Franck Ribéry und wir brauchen noch zehn Minuten”, sagte der übermüdete Mittelfeldspieler über das Bordmikrofon. Als es endlich losging, ließ der Franzose unter großem Gelächter verlauten: „Wir können fliegen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und viel Glück”.
Am Mittwoch Abend (Ortszeit) landeten die Bayern dann schließlich in der Industriemetropole Guangzhou, wo sie von mehr als 1000 Fans erwartet worden waren. Vom Flughafen ging es dann direkt zu einem Termin für Sponsor Audi. „Wir müssen das unter dem Aspekt sehen: Wir tun unseren Partnern und Sponsoren etwas sehr Gutes, die Marke Bayern München wird transportiert, dafür muss man vor Ort sein”, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Doch die Reisestrapazen machen den Bayern zu schaffen. Zahlreiche Mitglieder des 58-köpfigen Trosses waren in den ersten beiden Nächten in Peking schlaflos. „Man muss das ganze Paket sehen. Den Zeitunterschied, die klimatischen Verhältnisse und die intensiven Trainingseinheiten”, sagte Trainer Jupp Heynckes.
Am Donnerstagabend (14 Uhr MESZ) treffen die Münchner im „Olympic Stadium” vor dem Rückflug nach München auf Liga-Konkurrenten VfL Wolfsburg (live auf fcb.tv).
Normalerweise spielen im Olympic Stadium die lokale Truppe der Guangzhou Evergrande, die sich gerade mit Dortmunds Knipser Lucas Barrios verstärkt hat. Neuerdings kann man ja in China durchaus viel Geld verdienen als Fußballer. 83 Millionen Euro soll der Sponsor der Evergrandes investiert haben. In Shanghai spielen etwa Nicolas Anelka und Didier Drogba – sicher nicht nur wegen des sportlichen Niveaus der Superleague. Drogba soll 250000 Dollar verdienen – pro Woche.
„In China entsteht derzeit ein Markt: Es gibt reiche Milliardäre, die sich den Fußball als Schmuckstück um den Hals hängen wollen. Die kaufen eben große Spieler zu unglaublichen Preisen”, sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge recht trocken – und kündigt selbst noch mal an, in Sachen Lars Bender nicht nachlassen zu wollen.
Obwohl der Ex-Löwe den Bayern am Dienstag erst abgesagt hatte („Bayer lässt mich nicht weg”), erneuerte Rummenigge das Angebot: „Dass der Spieler großes Interesse hat, nach München zu kommen, das wissen wir. Aber ob das am Ende des Tages zu einem Transfer führen wird, kann ich nicht voraussagen”, sagte der 57-Jährige der Nachrichtenagentur dapd. Die Frage sei nach wie vor, ob es einen „Preis gibt, bei dem beide Vereine 'Ja' sagen zu einem Transfer”, sagte Rummenigge weiter. Zwar hatte Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser einen Wechsel des Defensiv-Allrounders zuletzt ausgeschlossen. „Aber man muss heutzutage auch mal ein wenig Geduld haben”, sagte Rummenigge.