China und die Marketing-Offensive des FC Bayern
PEKING - Arjen Märkte Robben hat zwei, Jupp Heynckes vier und Holger Badstuber sogar sechs. Wenn Spieler oder Offizielle des FC Bayern derzeit bei Pressekonferenzen sitzen, stehen vor ihnen Namensschilder – zweisprachig, wie es sich für einen weltweit operierenden Konzern gehört. Herrlich kunstvoll, diese chinesischen Bilder-Schriftzeichen, auch wenn man leider nicht ganz genau erkennen kann, wie so ein chinesisches Bad- oder gar ein -stuber aussieht.
Der FCB goes east: Eine Arbeitswoche China hat die Marketingabteilung den Kickern verordnet. In einer Zeit, in der andere Bundesliga-Klubs in Tiroler Bergdörfern an der Kondition feilen, jettet der Rekordmeister durch das Reich der Mitte: ein paar Tage Peking, ein paar Tage Guangzhou, ganz im Süden des Landes, bevor nächsten Dienstag nach dem Außendienst der nächste Höhepunkt ansteht: der Paulaner Cup des Südens in Ingolstadt.
Der FC Bayern wird international, aber so richtig! Was die Branchenführer aus Manchester, Madrid und Barcelona schon seit vielen Jahren betreiben, hat sich nun auch Bayern ernsthafter vorgenommen: die Eroberung der Märkte rund um den Erdball. Anfang des Jahres beglückte der deutsche Rekordmeister schon das Milliarden-Reich Indien, nun also China – und morgen dann der Rest der Welt.
Andreas Jung, Marketingchef des Klubs, hat die nächsten Ziele schon ins Auge gefasst: „Bald ist Nordamerika dran. Vielleicht muss man auch schon weiter denken und mal nach Russland fahren.” Auch der Mittlere Osten sei „interessant”, so Jung, der seinen Klub in der Auslandsvermarktung im Wettstreit sieht mit Real Madrid, FC Barcelona, italienischen Klubs und den Teams aus Manchester, die heuer ebenfalls China besuchen. Entscheidender Faktor für die Popularität in fremden Märkten sei die Begleitung durch die Spieler: „Wenn die Mannschaft mitkommt in solche Länder, wird das ganz anders realisiert. Das pusht. Unser Konzept gibt uns recht.”
Tausend jubelnde Fans bei der Ankunft am Flughafen – überrascht ist Jung von der Begeisterung nicht: „Die Chinesen sind sehr gut über den FC Bayern informiert, lesen viel im Internet. Ich hatte so etwas in der Art erwartet. Der Markt hat viel Fanpotenzial, obwohl die chinesische Nationalmannschaft sich seit 2002 nicht mehr für eine WM qualifiziert hat. Ich bin sehr optimistisch, was unseren Erfolg der Reise betrifft. Die Euphorie ist da.”
Grund für die Begeisterung sei auch der Bekanntheitsgrad der Bundesliga, sagt Jung: „Das staatliche Fernsehen CCTV überträgt regelmäßig. Die Spieler sind bekannt, denn wir sind auf rund 20 Plattformen vernetzt. Wenn man solche Reisen regelmäßig macht, steigt das Interesse. Die Erfolge in der Champions League helfen uns auch.”
Sinn und Zweck der Reise ist jedoch: Absatzsteigerung, auf lange Sicht, so Jung: „Wir müssen zuerst die Logistik aufbauen. China ist ein riesiges Land, das ist schwer zu koordinieren. Ziel der Reise ist es sicher, irgendwann den Absatz zu erhöhen. Aber es ist der falsche Ansatz zu sagen, man muss mit einem Gewinn x aus der Reise rausgehen. Wir müssen Nachhaltigkeit erzielen. Wir waren seit zwölf Jahren nicht mehr auf dem chinesischen Festland. Eines kann man sagen: Es ist eine Riesen-Herausforderung.”