Scharfe Magath-Kritik: Der Meister-Kater ist beim FC Bayern kein neues Phänomen

Der FC Bayern zeigt beim FSV Mainz 05 eine der schlechtesten Saisonleistungen und ist mit der 1:3-Blamage noch gut bedient. Felix Magath kritisiert die Einstellung der Münchner – die Zahlen geben ihm recht. Ähnliche Kater-Auftritte gab es bereits in den vergangenen Jahren.
von  Bernhard Lackner
Die Bayern stehen kurz vor Saisonende vor vielen offenen Fragen.
Die Bayern stehen kurz vor Saisonende vor vielen offenen Fragen. © imago images/Kessler-Sportfotografie

München/Mainz – Dass der FC Bayern nach der gewonnenen Meisterschaft das Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 nicht wie ein Champions-League-Finale angehen würde, war nachvollziehbar. Eine derartige Nicht-Leistung hatte den Münchnern aber wohl kaum jemand zugetraut.

Von Anpfiff weg waren die Bayern überhaupt nicht auf dem Platz, leisteten sich kapitale Fehler und waren mit der hochverdienten 1:3-Klatsche noch bestens bedient. "Speziell das Thema Haltung, wie wir die Spiele verlieren und wie viele Chancen wir zulassen, ist mir ein Rätsel", meinte der sichtlich angefressene Joshua Kimmich nach der Partie bei "Sky".

Nach Peinlich-Pleite in Mainz: Felix Magath kritisiert Einstellung des FC Bayern

Auch Trainer Julian Nagelsmann war komplett bedient und ging mit seinem Team hart ins Gericht. Er vermisste "eine gewisse Grundleidenschaft" im Spiel seiner Mannschaft: "Dass man dann nicht in jeder Situation ans Äußerste geht, ist ein Stück weit menschlich nach dem zehnten Titel in Folge. Aber trotzdem tragen wir noch das Logo auf der Brust."

Doch nicht nur die Beteiligten selbst übten deutliche Kritik am Auftritt des wenig rekordmeisterlichen Rekordmeisters. Auch Hertha-Trainer Felix Magath, der mit seinem Klub noch um den Klassenerhalt kämpft, äußerte sich und fürchtet um eine Verzerrung des Wettbewerbs. "Die Saison geht halt bis zum letzten Spieltag, für alle Mannschaften. Ich weiß nicht, warum eine Mannschaft dann sagen kann: 'Ne, wir spielen die Saison nicht bis zum Ende, wir machen drei Wochen vorher Schluss'", wetterte der ehemalige Bayern-Coach in Richtung seines Ex-Klubs.

Felix Magath am Samstag vorm TV-Mikrofon. Er befürchtet, dass die Bayern auch gegen Stuttgart schludern.
Felix Magath am Samstag vorm TV-Mikrofon. Er befürchtet, dass die Bayern auch gegen Stuttgart schludern. © IMAGO/Ulrich Hufnagel

Erschreckende Statistiken: So schwach war Bayern selten in dieser Saison

Fehlende Leidenschaft und überschaubares Engagement lassen sich auch an den Statistiken vom Samstag ablesen, denn die fallen teilweise wirklich abenteuerlich aus: Gegen die giftig auftretenden Mainzer gewannen die Bayern gerade einmal 44 Prozent der Zweikämpfe – der schlechteste Wert in der kompletten Saison. Dazu liefen die Mainzer insgesamt ganze acht Kilometer mehr als die Bayern. Gefühlt hatten die Rheinhessen also einen Mann mehr auf dem Platz.

Auch der Blick auf die Torschussstatistik ist erschreckend: Sieben Abschlüsse Richtung gegnerisches Tor bedeuten einen Negativ-Rekord in dieser Spielzeit. Ganz anders sah es bei den Mainzern aus: 22 Schüsse – Bestwert in dieser Saison. Die Statistiken geben Magath bei seiner Kritik an der Einstellung also durchaus recht.

Gegen den VfB Stuttgart muss der FC Bayern wieder liefern

Tatsächlich ist ein derartiger Spannungsabfall nach einer gewonnenen Meisterschaft kein neues Phänomen. Schon in den vergangenen Jahren ließen es die Bayern in der Liga immer wieder ruhiger angehen, wenn die Schale eingetütet war. In der Saison 2013/14 war der Titel schon am 27. Spieltag fix, in den drei Spielen darauf gab es zwei Niederlagen und ein Remis. Ein Jahr später war den Bayern die Meisterschaft ab dem 30. Spieltag nicht mehr zu nehmen. Danach gab es sogar drei Niederlagen in Folge!

Um weitere Diskussionen um eine etwaige Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden, sollten die Münchner am kommenden Sonntag gegen den VfB Stuttgart wieder ihr wahres Gesicht zeigen. Die Stuttgarter belegen aktuell Relegationsplatz 16 und kämpfen ums sportliche Überleben. Ein direkter Konkurrent im Abstiegskampf ist übrigens Hertha BSC. Felix Magath wird sicher genau hinschauen, wie sich die Bayern präsentieren.

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