Sammer: "Mir fehlt nichts, überhaupt nichts"
München - Gibt es etwas, das Matthias Sammer vermisst, seitdem er den FC Bayern im Juli überraschend verlassen hat? Der 49-Jährige, der seinen Posten als Sportvorstand wegen einer Durchblutungsstörung im Gehirn aufgeben musste, braucht nicht mal eine Sekunde, um darauf zu antworten. „Mir fehlt nichts, wirklich überhaupt nichts“, sagt er am Montag auf AZ-Nachfrage, „und ich kann mir kurzfristig auch überhaupt nicht vorstellen, ins operative Geschäft zurückzukehren.“ Ist das der echte Matthias Sammer, der hier sitzt? Wo ist sein Ehrgeiz hin, mit dem er den Bayern-Stars mehr als vier Jahre Beine machte? „Der bleibt gleich“, sagt Sammer und lächelt. Alles in Ordnung – nur steht er künftig eben auf der anderen Seite: als Experte des TV-Senders Eurosport, der ab der kommenden Saison 40 Bundesliga-Spiele live zeigen wird. Sammer und Moderator Jan Henkel (bislang bei Sky) bilden das neue Eurosport-Duo. „Wir werden ein richtig gutes Programm präsentieren“, verspricht Sammer.
Matthias Sammer über...
Philipp Lahm als neuen Sportdirektor: Ich würde ihm raten, noch zehn Jahre zu spielen, so lange es geht. Die Zeit als Spieler ist die schönste. Ich glaube, dass es für Bayern in Zukunft wichtig ist, eine Person zu haben, die den Verein aus dem Effeff kennt, die das weiterträgt. Aber das sind weiche Faktoren. Harte Faktoren sind das Fachliche, wie man also mit dem Erlernten umgeht, wie man bewertet. Philipp weiß, wie es da ganz oben riecht. Ich traue es ihm zu, aber ich weiß nicht, wann der richtige Zeitpunkt ist.
die Rückkehr von Uli Hoeneß: Uli ist mit aller Kraft und Power zurück. Das Wichtigste ist, dass er wieder bei seiner Familie sein kann und gesund ist. Der FC Bayern ist bestens aufgestellt.
die Vertragsverlängerung von Arjen Robben: Ich freue mich für beide Seiten, weil er ein Bestandteil des Klubs ist, weil er ein Profi ist, wie ich es selten erlebt habe. Er ist ein Vorbild, eine Identifikationsfigur, und er hat inzwischen auch eine gewisse Gelassenheit bekommen. Ich kann dazu nur gratulieren.
die Torkrise von Thomas Müller: Wir sollten mal davon ausgehen, dass er keine Maschine ist. Er ist ein wunderbarer Fußballer, ein wunderbarer Mensch. Seine Entwicklung ist phänomenal, er gehört zu den Führungsspielern bei Bayern. Es ist im Leben normal, wenn man mal so eine Phase hat. Bei Müller hat man immer gedacht, er ist unnormal. Es wird auch keine Probleme geben, eine Position für ihn zu finden. Er hat so viele Freiheiten, er muss nur seinen Rhythmus und seine Sicherheit wiederfinden. Es ist eine Zeitfrage, bis es wieder funktioniert.
Unterschiede zwischen Carlo Ancelotti und Pep Guardiola: Beide haben eine ganz andere Spielidee. Ancelotti durchdenkt den Fußball mehr im Zusammenhang. Er misst Dingen wie dem Spiel gegen den Ball, Aufbauspiel und Flexibilität eine ganz andere Bedeutung bei als Pep Guardiola. Pep ist besessen von seiner Idee vom Fußball, er versucht sein Schema immer einzubringen. Bayern hat in dieser Hinrunde optisch bestimmt nicht fantastisch gespielt, aber von den Ergebnissen her sind sie dabei. Man sollte Carlo Zeit geben und frühestens im Sommer mal vergleichen.
den Meisterkampf: Ich sehe keine Konkurrenten für den FC Bayern. es gibt große Persönlichkeiten in der Mannschaft, einen so erfahrenen Trainer, das Spiel gegen RB Leipzig wurde einzig und allein über die Persönlichkeit gewonnen; da kann Bayern keiner das Wasser reichen, übrigens auch in Europa nicht.
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