Sammer: Mehr Feuer, bitte!

Sportvorstand Sammer gutiert Zoff wie zuletzt zwischen Badstuber und Can: „Wir brauchen eine Mannschaft, die aggressiv ist.”
von  Patrick Strasser

Sportvorstand Sammer gutiert Zoff wie zuletzt zwischen Badstuber und Can: „Wir brauchen eine Mannschaft, die aggressiv ist.” Bayerns Stars rät er, sich an Diskus-Olympiasieger Harting zu orientieren.

MÜNCHEN - Ein Wunder, hätte diese Szene Matthias Sammer nicht gefallen. Am Mittwoch wurde er auf seine olympischen Präferenzen angesprochen. Klar, viel hat Bayerns Sportvorstand nicht verfolgen können. Ein Bild ist ihm im Gedächtnis geblieben, das musste er loswerden. „Wie der Harting sein Hemd zerrissen hat, hat mir schon gefallen”, sagte der 44-Jährige mit vergnügtem Blitzen in seinen Augen. Sammer erklärte: „Er hat ja schon vor dem Wettkampf extreme Äußerungen getätigt. Wenn du außergewöhnlich erfolgreich sein willst, kannst du nicht normal ticken.”

Danach nuschelte Sammer noch etwas ins Mikrofon, er habe dies jetzt nur so angemerkt. Ihm war klar: In seiner Aussage kam ganz viel Sammer rüber, viel Message – wenn auch zu einem fachfremden Thema. Das Abschwächen half nicht. Sammer bewundert solche Typen, die ihr Inneres nach Außen kehren. Ehrgeiz als Grundnahrungsmittel des Erfolgs. Leidenschaft, Mut, Risikobereitschaft, Hingabe. So stellt sich Sammer einen Sportler vor. Einen, wie er selbst ihn verkörpert hat.

Feuerkopf hat man ihn als Aktiven getauft. Immer am Limit, nie aufgeben, nie nachgeben. Kopf voraus – wenn nötig durch die Wand. Also gefiel ihm, was er am Dienstagvormittag im Training gesehen hatte, diese Rangelei zwischen Holger Badstuber und Emre Can. „Wir brauchen eine Mannschaft, die lebt, die aggressiv ist. Wir brauchen keine tote Mannschaft”, sagte Sammer, „es war ein kleiner Anfang der Emotionalität.” Er würde das nicht einfordern, betonte er. Doch klar ist: Verletzt sich keiner, hilft die interne Aggressivität. Motto: Mehr Feuer, bitte!

Seit fünf Wochen ist er nun im Amt. Momentan gibt Sammer hauptsächlich den Beobachter, er analysiert den Ist-Zustand. Wie still er diese Rolle bestreitet, variiert. Gegenüber Präsident Uli Hoeneß hat er sich in der Gomez-Debatte lautstark und entschieden gegen die Stimme des Vereins gewandt wie kaum einer zuvor. „Im Detail gilt die Deadline Weihnachten”, sagte der Ex-Sportdirektor des DFB der „Sport-Bild”, „bis dahin will ich einen Stand haben, bis dahin soll die Bestandsanalyse abgeschlossen sein. Das heißt aber nicht, dass man Dinge heute noch nicht beeinflussen kann.” Etwa Gepflogenheiten der Profis in der Kabine. Seit kurzem gilt an der Säbener Straße ein striktes Handyverbot. Ebenfalls ein Anfang – kontra die Bequemlichkeit.

Die plötzliche Kündigung von Jugendleiter Jörg Butt soll nichts mit Sammer energiegeladenem Arbeiten zu tun haben, er bedauert die Entscheidung des Ex-Keepers. Am Sonntag (20 Uhr, ZDF live) geht es in der Allianz Arena um den Supercup. Der Doppel-Vize fordert den Double-Sieger Borussia Dortmund. Ungemütlich soll es werden für die Titelverteidiger, eine sechste Pleite der Bayern hintereinander ärgerlich, für Sammer wohl inakzeptabel. „Es gibt einen Pokal zu gewinnen – und wenn es etwas zu gewinnen gibt, wollen wir dabei sein.” Klar: Feuer bringt Pokale.

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