Rummenigge beim Bankett: "Ich möchte nach Mailand"

Nach dem 0:1 bei Atlético Madrid rappeln sich die Bayern auf. Auch Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge versuchte beim Bankett, die Spieler aufzurichten.
Madrid – Frustriert verließen die Fußballstars des FC Bayern um Mitternacht das Estadio Vicente Calderón. "Erstmal sind wir niedergeschlagen, weil wir hier ein Tor schießen und nicht verlieren wollten", gestand Kapitän Philipp Lahm. Auch im dritten und letzten Jahr mit Trainer Pep Guardiola droht dem deutschen Meister in der Champions League nach dem 0:1 (0:1) am Mittwochabend bei Atlético Madrid gegen eine spanische Mannschaft der K.o. im Halbfinale.
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Mit wachsendem zeitlichen Abstand sprachen sich die Münchner Akteure aber mehr und mehr Mut zu. "Es ist noch nicht vorbei", sagte Lahm mit Blick auf das entscheidende Rückspiel am kommenden Dienstag in München. "Wir wissen, was für eine Stimmung auch in der Allianz Arena sein kann, wenn die Fans mitgehen. Mit der Unterstützung haben wir sicher eine Chance, das Finale zu erreichen", erklärte Lahm.
"Wir glauben an uns", ergänzte Nationaltorhüter Manuel Neuer. Thomas Müller, den Guardiola überraschend ebenso wie Franck Ribéry nicht von Anfang an aufgeboten hatte, gab aber auch zu bedenken: "Wir haben jetzt eine größere Aufgabe vor uns, als wir es haben wollten."
Bankettrede: Rummenigge schreibt Finale nicht ab
Trotz der erschwerten Bedingungen nächste Woche im Rückspiel hat Karl-Heinz Rummenigge bei seiner Bankettrede in der Nacht zum Donnerstag versucht, Optimismus zu versprühen. "Es wird kein einfaches Spiel in München, aber wir würden einen Fehler machen, wenn wir mit dem Ergebnis hadern würden. Ich möchte eins sagen: Ich möchte nach Mailand!", so der Vorstandsboss. Und weiter:
"Mit dem Ergebnis hat man uns ohne Frage einen Stein in den Weg gelegt. Aber ich glaube, es gibt eine gute Gelegenheit am nächsten Dienstag, diesen Stein auch wieder aus dem Weg zu räumen und es dann zu schaffen, dass wir unser großes Ziel, unseren großen Traum weiterleben. Wir haben in der zweiten Halbzeit gesehen, welche Qualität und welchen Charakter unsere Mannschaft hat", erklärte Rummenigge in seiner Ansprache vor geladenen Fans und Sponsoren, die auf der Internetseite des Vereins veröffentlicht wurde. Medien haben zum Bankett nach Europapokalspielen keinen Zugang mehr.
Rummenigge übermittelte zum Abschluss der Rede Genesungswünsche an Sportvorstand Matthias Sammer, der wegen Durchblutungsstörungen des Gehirns in Madrid fehlte und noch länger pausieren muss. "Er hat leider gesundheitliche Probleme, die aber unter Kontrolle sind, gar kein Problem. Er treibt wieder Sport", berichtete Rummenigge.
Europas beste Defensivmannschaft wurde ihrem Ruf gerecht
Atlético bewies nach dem entscheidenden Treffer, dass es mit seiner Abwehrstärke eine Führung souverän halten kann. Die Bayern hingegen nutzten in der überlegen geführten zweiten Hälfte ihre Chancen nicht. David Alaba schoss an die Latte (54.). Allerdings traf auf der Gegenseite auch Fernando Torres noch den Pfosten (75.). "Ich bin zufrieden mit unserer Leistung, aber du brauchst 90 gute Minuten, nicht 75", kommentierte Guardiola.
Sein Aufstellungskalkül war nicht aufgegangen. Er opferte Weltmeister Müller, um im Mittelfeld einen Spieler mehr zu haben. Das verblüffte viele, auch Ottmar Hitzfeld, der die Bayern 2001 als Trainer zum Champions-League-Sieg geführt hatte. "Müller ist für Bayern wie Messi für Barcelona. In ganz wichtigen Spielen sind die fast nicht zu ersetzen", sagte Hitzfeld als Experte beim TV-Sender Sky. Müller selbst reagierte professionell auf seine Reservistenrolle und schaute in der Nacht zum Donnerstag nach vorne auf das Rückspiel: "Wir werden die Emotionen gut umwandeln und in München richtig einen raushauen."