Rückkehr des "FC Bayern Deutschland"? Wie der deutsche Rekordmeister von der Flick-Entlassung profitiert
München – Back to the roots heißt es für die deutsche Nationalmannschaft am Dienstagabend. Ganz weit zurück, zu Wurzeln, die ganz tief im Boden stecken. Gegen Frankreich wird Rudi Völler (63) das DFB-Team trainieren, erstmals seit dem 23. Juni 2004.
Bei der 1:2-Niederlage gegen Tschechien stand noch Oliver Kahn im Tor. Die Innenverteidigung bildeten Jens Nowotny und Christian Wörns und die Youngster hießen nicht Florian Wirtz, Kevin Schade oder Malick Thiaw, sondern Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski.
Joshua Kimmichs verstecke Botschaft: Vertrauen der Mannschaft in Hansi Flick bröckelte
Hansi Flick (58) ist Geschichte beim DFB. Das zeichnete sich gleich nach dem 1:4-Debakel gegen Japan ab. Sportdirektor Völler, bis dahin einer von Flicks größten Fürsprechern, vermied im Anschluss an die Partie ein klares Bekenntnis.
Auch Joshua Kimmich (28) ließ mit einer Aussage aufhorchen: "Am Ende des Tages müssen wir dem Trainer vertrauen, dass er die richtigen Entscheidungen trifft, dass er weiß, was richtig und gut für die Mannschaft ist."
Schlüsselwort: Wir müssen ihm vertrauen, nicht: Wir vertrauen ihm. Beim FC Bayern und dem DFB galt Kimmich als einer von Flicks ersten Ansprechpartnern im Team. Noch vor der 0:1-Niederlage in Warschau bekam er Vergleiche mit den Basketball-Legenden Kobe Bryant und Michael Jordan.
Etabliert Ex-Löwe Völler wieder den "FC Bayern Deutschland"?
Fans des DFB-Team hatten, ob des erwartbaren Knalls, mehr als genug Zeit, sich den Gehörschutz aufzusetzen. Davon profitieren könnte – einmal mehr – der FC Bayern. Für den Ex-Löwen Völler (1980-1982) – sowie seinen dauerhaften Nachfolger – wird es in erster Linie darum gehen, wieder das Grundgerüst der Mannschaft zu etablieren und stärken, das 2020 unter Flick mit dem FC Bayern noch die Champions League gewann: Niklas Süle (28, mittlerweile BVB), Kimmich im Mittelfeld, Serge Gnabry (28), Thomas Müller (33), der unter Flick noch maßgeblich das Pressing dirigierte sowie den erst später dazugekommenen, aber momentan äußerst formstarken Leroy Sané (27). In den nächsten Länderspielen werden auch der momentan noch verletzte Jamal Musiala (20) oder Leon Goretzka (28) wieder zur Mannschaft stoßen.

Mit dem 2:1 in Mönchengladbach gewann der Rekordmeister erstmals unter Thomas Tuchel (50) saisonübergreifend vier Bundesligaspiele am Stück. Sollte sich die letzte Rückrunde noch fehlende Konstanz einstellen, kämen Völler oder der neue Bundestrainer kaum umhin, wieder auf Uli Hoeneß (71) jahrzehntelang gehegten "FC Bayern Deutschland" vor der Heim-EM zu setzen.
Welche Vorteile der FC Bayern mit einem Bundestrainer Julian Nagelsmann ziehen könnte
Besonders, wenn jener neue Bundestrainer, wie Flick, vom FC Bayern kommen sollte. Julian Nagelsmann ist seit der 1:2-Niederlage in Leverkusen, nach der er entlassen wurde, nahezu komplett untergetaucht. Lediglich bei Spielen des EHC Red Bull München war der 36-Jährige noch zu sehen.

Auf der Payroll des FC Bayern steht er dennoch. Um ihn dort herunterzubekommen, wären die Münchner laut "Bild" sogar bereit, ihn ablösefrei zum DFB ziehen zu lassen. Im Gegenzug soll endlich das Ablöse-Länderspiel, das bereits beim Wechsel von Hansi Flick vereinbart worden war, durchgeführt werden. Zudem soll der Verband die verbleibenden drei Jahresgehälter – die "Bild" schreibt von rund 20 Millionen Euro – übernehmen. Die Bayern würden in dem Falle also auch ohne Ablöse finanziell profitieren.
Uli Hoeneß zeigte sich am Dienstag offen gegenüber eines Wechsels von Nagelsmann zum DFB. "Am FC Bayern würde das sicher nicht scheitern", sagte der Ehrenpräsident am Rande der Enthüllung der Gerd-Müller-Statue auf der Esplanade der Allianz Arena. Ob es bereits Kontakt zwischen Verband und Verein gegeben habe, wisse er aber nicht.
Aufgrund der Kürze der Zeit dürfte Nagelsmann auf Bewährtes setzen, anstatt ein komplett neues System zu etablieren. Der Dreier-/Vierkettenhybrid, den er bereits in München spielen ließ, erzielte in 37 Partien der vergangenen Saison 112 Tore. Genau diese Durchschlagskraft fehlt momentan im DFB-Team. das in den vergangenen drei Partien nur einmal traf. Im besten Fall können sich der FC Bayern und die deutsche Nationalmannschaft dadurch wieder gegenseitig zu Höchstleistungen pushen.
- Themen:
- Bastian Schweinsteiger
- Deutsche Fußballnationalmannschaft
- Deutscher Fußball-Bund
- EHC Red Bull München
- FC Bayern München
- Hans-Dieter Flick
- Jamal Musiala
- Joshua Kimmich
- Julian Nagelsmann
- Leon Goretzka
- Lukas Podolski
- Niklas Süle
- Oliver Kahn
- Philipp Lahm
- Rudi Völler
- Serge Gnabry
- Thomas Müller
- Thomas Tuchel
- Uli Hoeneß