Ritterschlag von Hoeneß: Laimer und Guerreiro werden zu Bayerns Trumpfkarten
München - Harry Kane und Min-jae Kim haben die Bayern gemeinsam rund 150 Millionen Euro Ablöse gekostet im vergangenen Sommer. Der britische Torjäger war mit rund 100 Millionen gar der Rekordeinkauf der Bundesliga, der Innenverteidiger aus Südkorea etwa halb so teuer.
Konrad Laimer und Raphaël Guerreiro kamen ebenfalls neu, der eine von RB Leipzig, der andere von Borussia Dortmund, und haben dank ihrer ausgelaufenen Verträge gekostet: nullkommanull, zero, nix, gar nichts. Das macht sie nicht besser oder schlechter, aber spezieller. Weiß auch Uli Hoeneß, der Schwabe.
Uli Hoeneß über Konrad Laimer: "Er ist der Traum eines jeden Trainers, weil er so vielseitig ist"
"Teure Transfers zu tätigen ist eine Sache, aber Qualitätsspieler zu verpflichten eine andere", sagte Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß beim österreichischen Sender Servus TV. Seine Gedanken dazu formulierte der 71-Jährige so: "Mit Kane und Kim haben wir zwei teure, aber gute Spieler gekauft. Aber nur, weil Laimer und Guerreiro nichts gekostet haben, heißt das nicht, dass sie keine spektakulären Transfers sind."
Und dann schwärmte Hoeneß von Laimers Vielseitigkeit: "Vor allem Laimer ist ein fantastischer Spieler für uns. Er ist der Traum eines jeden Trainers, weil er so vielseitig ist. Wenn der Rechtsverteidiger verletzt ist, dann spielt Konni. Wenn die Nummer sechs nicht da ist, dann spielt Konni."
Was man genauso gut auf Guerreiro münzen kann: Wenn der Linksverteidiger verletzt ist, dann spielt Raphaël. Wenn eine weitere Nummer sechs nicht da ist, dann spielt Raphaël. Hoeneß über das Gratis-de-Luxe-Duo: "Das sind die Spieler, die man braucht. Man gewinnt nicht alle wichtigen Titel nur mit großen Spielern, man braucht auch Leute, die sich den A***h abarbeiten."
Guerreiro startet beim FC Bayern durch: "Rafa will jeden Ball haben und vertraut seinen Fähigkeiten"
Mehr Legitimation von ganz oben gibt's nicht. Laimer hat sämtliche der bisher 23 Pflichtspiele der Bayern in der Hinrunde bestritten, Guerreiro dagegen nur sieben. Der Portugiese hatte sich zu Beginn der Sommervorbereitung die erste Muskelblessur (Muskelbündelriss) zugezogen, die zweite (Muskelfaserriss) nach seinem Comeback mit Teileinsätzen im September – doppelt bitter.

Wieder fehlte der Linksfuß wochenlang, kehrte erst am 11. November beim 4:2 gegen Heidenheim samt Tor zurück, bestritt jedoch erst Ende November gegen Kopenhagen (0:0) das erste Spiel für Bayern von Beginn an. Erstmals konnte Guerreiro vergangenen Sonntag beim 3:0 gegen den VfB über die vollen 90 Minuten Stuttgart mitwirken - aber wohl nur, weil die sonst gesetzten Nationalspieler Joshua Kimmich und Leon Goretzka im zentralen Mittelfeld erkrankt ausfielen.
Ein Spiel noch in diesem Kalenderjahr, die Auswärtsaufgabe an diesem Mittwoch beim VfL Wolfsburg (20.30 Uhr, im AZ-Liveticker), dann sind Weihnachtsferien. Abgesehen von seinem 30. Geburtstag am Freitag kommt die Pause bis zum Trainingsstart am 2. Januar für Guerreiro ungelegen. Gerade erst konnte er seine Ballsicherheit, seine Übersicht und seine Passgenauigkeit unter Beweis stellen. Tuchel gilt seit den gemeinsamen Zeiten bei Borussia Dortmund (2015-17) als dessen Förderer und Fan. Der 50-Jährige beschreibt Guerreiro als "schlau, spielfreudig, sicher am Ball. Er hat immer eine Idee und ist superpräzise in allem, was er macht." Wie lästige Essensreste nervt Guerreiro die Gegner "in den Zwischenräumen", so Tuchel. "Rafa will jeden Ball haben und vertraut seinen Fähigkeiten. Ein feiner Fußballer, sehr spielintelligent. Er denkt zwei Schritte voraus."

Nachdem Guerreiros Vertrag beim BVB nicht verlängert wurde, kümmerte sich Tuchel schon im Frühsommer persönlich um die Verpflichtung des flexiblen Portugiesen. "Er hat mir gezeigt, dass er mich unbedingt im Team haben will", berichtete Guerreiro im Sommer über das Telefonat und sagte: "Es ist eine große Chance für mich, in so einem großen Klub zu sein, auch wenn der Konkurrenzkampf hier sehr groß ist."
Guerreiros Zeit bei Bayern hat gerade erst begonnen.