Müller verlängert beim FC Bayern: Es gab jedoch einen Moment, in dem er den Verein verlassen wollte
München - Da ist sie, die vorweihnachtliche Bescherung für alle Bayern-Fans: Thomas Müller hat seinen Vertrag bis 2025 verlängert. Die "25" bleibt bis 25. "Ich freue mich, dass meine Reise beim FC Bayern weitergeht", sagte der 34-Jährige, der mit erst zehn Jahren vom TSV Pähl am Ammersee nach München kam und alle Jugendteams durchlief, bis er 2008 Profi wurde.
"Ich möchte meinen Teil beitragen, dass wir so erfolgreich bleiben – als Mannschaft und als gesamter Klub", sagte Müller, "mir ist wichtig, ein Baustein zu sein und zu helfen, das Team in die richtige Richtung zu lenken. Ich möchte unsere Fans mit Toren, Torbeteiligungen, meiner Liebe zum Spiel, meiner Leidenschaft für den Fußball begeistern – und mit hoffentlich noch vielen Titeln." Der ewige Bayer macht weiter, nochmal weiter. Nix Ende Legende!
Urgestein des FC Bayern: Einen Spieler wie Thomas Müller wird es nie wieder geben
"Ich denke, es ist im Interesse des gesamten Vereins, dass Thomas Müller bei uns bleibt", sagte Ehrenpräsident Uli Hoeneß bereits am Montagabend bei Servus TV. Am Dienstag schwärmte Herbert Hainer: "Thomas Müller gehört zum FC Bayern wie die Frauenkirche zu München. Er wurde vor den Toren der Stadt geboren, ist in diesem Verein groß geworden und schon während seiner aktiven Zeit eine Legende – das schaffen die Allerwenigsten. Sein Laufweg in die Geschichtsbücher ist mit Rekorden gepflastert. Der FC Bayern wurde von vielen Persönlichkeiten geprägt, und einen Spieler wie Thomas Müller wird es nie wieder geben."
Jan-Christian Dreesen, der Vorstandsvorsitzende, wurde in der Pressemitteilung am Dienstagnachmittag so zitiert: "Thomas Müller hat auch am Sonntag wieder einmal gezeigt, wie wertvoll er für die Mannschaft ist. Für den FC Bayern ist er als Spieler, Persönlichkeit und Identifikationsfigur einzigartig. Einer, der sich nie versteckt, auch wenn es mal weh tut und der immer hochmotiviert vorangeht. Außerdem ein großartiger Kommunikator, der allzeit einen guten Spruch auf den Lippen und Spaß an der Arbeit hat. Müller bleibt das 'M' im 'Mia san Mia'. Wir wünschen ihm nicht nur weiterhin eine äußerst erfolgreiche Zeit beim FC Bayern, sondern auch in der Nationalmannschaft."
Thomas Müller ist der erfolgreichste Fußballer Deutschlands
Wer den Wert von Thomas Müller für den FC Bayern evaluieren will, muss zu allererst auf seine Titelsammlung schauen. Der gebürtige Weilheimer ist nicht weniger als: der erfolgreichste Fußballer Deutschlands, gemessen an der Anzahl der Trophäen: 33. Darunter zwei Mal das Triple, 2013 und 2020.
Als nächstes lohnt zur Feststellung seiner Größe und Bedeutung ein Blick auf seine Einsatzbilanz. 684 Profispiele hat Müller für den Rekordmeister bestritten, dabei 237 Tore erzielt und 261 Vorlagen geliefert – lediglich 22 Einsätze fehlen ihm zur Bestmarke von Sepp Maier, der auf 706 Partien kommt. Wenn er in allen verbleibenden Pflichtspielen der Münchner, angefangen am Mittwoch beim VfL Wolfsburg (20.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) bis Saisonende zum Einsatz kommt, kann er den legendären Torhüter einholen. Um ihn dann spätestens in der kommenden Saison zu überholen.

Thomas Müller hatte schon lange ja gesagt zum FC Bayern
Der 34-Jährige hatte schon lange ja gesagt, führt also nun die Ehe mit seinem Herzensverein weiter und strebt 2025 das zweite "Finale dahoam" in der Champions League, diesmal mit anderem Ausgang als 2012 gegen den FC Chelsea. Dieses Ziel sei "absolut ein Argument" für ein weiteres Jahr und "ein kleiner Lockvogel, keine Frage", meinte Müller im November kurz nachdem mit Torhüter Manuel Neuer (37), sein ewiger Weggefährte und Methusalem des Kaders, bereits um ein Jahr verlängert hatte. "Thomas gehört einfach zu Bayern München", sagte der Kapitän über den Vize-Kapitän und fügte hinzu: "Sie kennen und schätzen auch seine Klasse."
Auch in der Nationalelf ist Müller nach 126 Länderspielen (45 Tore) noch lange kein altes Eisen, sondern die bewusst pikante Zutat für den Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Blick auf die Heim-EM 2024.
Des Müllers Lust ist weiter groß, das Alleinstellungsmerkmal des Weltmeisters von 2014 bleibt die kuriose Spielweise. Keiner riecht das Spiel besser, keiner findet Räume, wo eigentlich keine sind. Der Schlaks ist keine Maschine im körperlichen Sinne, kein überragender Techniker, keine Passmaschine, kein Dribbelkönig. Also: kein Robben, kein Thiago, kein Kroos, kein Ribéry.
Müller ist anders, Müller ist Müller. Raumdeuter ist sein zweiter Vorname, weil er stets "nach der optimalen Position zwischen den Linien" fahndet, wie er sagt. Denn: "Auf dieser Suche basiert mein Spiel." Sein Radar ist immer an. Nicht immer halten kann er Ball und Mundwerk – letzteres hilft jedem Teamkollegen besser zu sein, da Müller als stetig coachender Kicker übers Feld pflügt. Ein Mitspielerversteher, der gute Geist und die gute Seele der Mannschaft – mit Herz und Humor. Für ihn ist das alles "selbstverständlich".
Der FC Bayern trifft auf den VfL Wolfsburg: Wiedersehen mit Intimfeind Niko Kovac
Doch aktuell ist Müller, der strategische Lückenfinder nur noch ein Lückenfüller, ein Ergänzungsspieler unter Trainer Thomas Tuchel. "Ich bin davon überzeugt, dass ich nicht nur ein bisschen mitspiele, sondern dass ich der ganzen Truppe auch etwas geben kann", sagte er nach dem 3:0 gegen den VfB Stuttgart als er erst zum siebten Mal in dieser Saison in einem Pflichtspiel der Bayern (insgesamt 23) in der Startelf stand. Nun müsse er, so Müller wie immer schlagfertig, "nur noch den Trainer überzeugen, dass er auch öfter davon überzeugt ist."
Das ist ihm bei fast jedem Bayern-Trainer gelungen, nur bei Niko Kovac nicht. Der sah den Offensiv-Freigeist zu seiner Zeit (ab Juli 2018) nur noch als "Notnagel". Verzweifelt hegte Müller damals gar Abwanderungsgedanken, ein Alarmsignal für den Verein, ein No-Go. Wenig später, im November 2019, musste Kovac gehen. Am Mittwoch sieht man sich wieder, wird ein kleines Hallo.