Rhythmus-Störungen beim FC Bayern

Der FC Bayern hat seinen Rhythmus verloren. Beim 0:3 gegen Borussia Dortmund werden den Münchnern deutlich ihre Grenzen aufgezeigt. Ein Grund zur Beunruhigung ist das nicht für alle beim Rekordmeister.
SID |
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München - Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß machten ein ernstes Gesicht, als sie entschlossenen Schrittes den Weg in die Kabine einschlugen. Schon vier Minuten später tauchten sie wieder auf und eilten schnurstracks davon. Ihr Blick ging dabei unbeirrt geradeaus, sagen wollten der Vorstandsvorsitzende und der ehemalige Präsident nichts. Die Mienen sprächen freilich Bände, denn das 0:3 (0:1) gegen Borussia Dortmund offenbarte vieles, was dem FC Bayern gar nicht gefallen konnte und Anlass zur Sorge geben muss.

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Trainer Pep Guardiola redete nach der höchsten Heimniederlage der Münchner seit einem 2:5 gegen Werder Bremen am 20. September 2008 auch gar nicht lange um den heißen Brei herum. "Ja", sagte er, nach dem vorzeitigen Gewinn der deutschen Meisterschaft am 25. März in Berlin "haben wir den Rhythmus verloren". Meisterlich spielen die Münchner seitdem nicht mehr: 3:3 gegen Hoffenheim, 0:1 in Augsburg und nun zum ersten Mal seit November 2011 (Dortmund und Mainz) wieder zwei Niederlagen nacheinander in der Bundesliga.

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Vor der Verabschiedung in den freien Sonntag versuchten sie alle beim FC Bayern, die Schwächephase als ein vorübergehendes, lokales Problem darzustellen. "In der Liga", sagte Thomas Müller
, fehle derzeit "die letzte Gier." Mannschaftskapitän Philipp Lahm findet, es sei erklärbar, dass "die Luft raus ist", den Spannungsabfall nach dem frühzeitigsten Titelgewinn in der Bundesliga-Geschichte könne "man vielleicht verzeihen". Und Sportvorstand Matthias Sammer sekundierte: "Man muss das Ergebnis im Zusammenhang sehen."

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Das Ergebnis, versicherte Sammer, "ist für uns ärgerlich", aber "wenn die Meisterschaft entschieden ist, und sie ist entschieden, dann habe ich volles Verständnis für die Spieler". Da stünden ja, ergänzte der Sportvorstand, "keine Roboter" auf dem Platz, "keine Maschinen", sondern Menschen "mit Gefühlen". Und deshalb, auch bei allem Ärger: Diese Niederlage sei "kein Beinbruch", sagte Sammer, man müsse "den Spielern gegenüber jetzt auch mal die Kirche im Dorf lassen".

Selbst der Gegner hatte Verständnis. Jürgen Klopp weiß, wie das ist, wenn man Meister ist, die Bundesliga dann aber noch ein paar Spieltage dauert. Das sei dann "kein Kindergeburtstag", behauptete er, "vor allem, wenn dann ein Gegner kommt wie wir, der sich viel vorgenommen hat und das meiste dann auch umsetzt". Und tatsächlich zeigten die Dortmunder den Münchnern erstaunlich schonungslos deren Grenzen auf: Mit einem mutigen und frühen Pressing, mit geschicktem Abwehrverhalten und einem schnellen Umschaltspiel.

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"Wir haben angegriffen ohne Ordnung", bemängelte Guardiola unter anderem, und das sei tödlich, weil Dortmund ja der "Master für die Konteraktionen ist". Gut zu beobachten war das beim zweiten Treffer der Borussia, als der überragende Henrich Mchitarjan, zuvor Schütze des 1:0 (20.), das Tor des ebenfalls auffälligen Marco Reus (49.) einleitete. Und auch beim 3:0 (56.), das Jonas Hoffmann nach einem weiten Pass von Sokratis erzielte, war das Abwehrverhalten des FC Bayern wenig meisterlich.

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Meisterschaft hin oder her – was dem FC Bayern zu denken geben sollte: Dortmund zeichnete eine Blaupause, wie dem Rekordmeister beizukommen ist. Und auch der Sportvorstand fühlte sich dann doch noch bemüßigt, das R-Wort auszusprechen. "Wir sind natürlich nicht happy, weil es für uns darum geht, den Rhythmus zu bewahren", sagte Sammer. Der ziemlich gereizte Lahm behauptete, der FC Bayern werde seinen Rhythmus nicht verlieren, "die Gefahr sehe ich überhaupt nicht". Also: Kein Problem, den Schalter wieder umzulegen?

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Guardiola, der ewige Grübler, macht sich da schon ein wenig mehr Sorgen. Am Mittwoch spielen die Münchner gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern um den Einzug ins Pokalfinale, sechs Tage später in Madrid das Hinspiel um den Einzug ins Finale der Champions League – in diesen Begegnungen, suggeriert etwa Lahm, wird ein ganz anderer FC Bayern zu sehen sein. Der Trainer allerdings sagt: "Wir müssen schauen, wie wir reagieren. Ich muss den Trick finden, damit wir wieder in unseren Rhythmus kommen."

 

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