Rat der BVB-Fans: "Ohrstöpsel mitnehmen!"
München - Mario Götze kennt das. Raus aus der Kabine, rein in den Tunnel. Abklatschen mit den Kollegen, über einem das Dröhnen von 80 000 Fans, die kurz vor Anpfiff aus vollen Kehlen den Schmachtfetzen "You'll never walk alone" anstimmen. Gänsehaut.
Am Samstag muss Götze diesen Weg ganz alleine gehen.
Der 21-Jährige kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück, dorthin, wo sie ihm den Wechsel zum FC Bayern nach wie vor übel nehmen, ihm nicht verzeihen können.
"Angst habe ich auf keinen Fall", sagt der Nationalspieler trotzig. Bis Sommer war er 83-mal für Borussia Dortmund in der Bundesliga aufgelaufen, war das Gesicht des Doppel-Meisters. "Das wird einer der schwersten Momente meiner Karriere", sagt er nun.
Einmal durch die schwarz-gelbe Hölle. In neunzig Minuten.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagt zwar: "Pfiffe wären nicht gerecht, das hätte Mario nicht verdient." Verhindern kann er sie nicht, ebenso wenig wie Spruchbänder auf der Südtribüne. Schützen kann Götze höchstens Pep Guardiola – indem er ihn auf die Bank setzt. "Ich würde ihn nicht spielen lassen", meint Sky-Experte
Jens Lehmann, der sich als Ex-Dortmunder bestens auskennt.
"Der Empfang, der ihm blüht, wird nicht angenehm." Wenn er aber doch spielt, rät ihm Lehmann: "Er soll keine Einwürfe machen, keine Ecken schießen und sich hauptsächlich am Mittelkreis aufhalten – und Ohrstöpsel mitnehmen."
Es gibt aber auch BVB-Fans, die nicht pfeifen wollen und ihm alles Gute wünschen. Die AZ hat sich bei BVB-Fanklubs umgehört.
Thomas K. (Münchner Borussen): "Wenn der Kerl Eier hätte, dann wäre er ins Ausland gegangen. Die Irritation ist groß, wenn ich Götze im roten Trikot sehe. Im gelben Trikot hat er viel besser gespielt."
Rene Staudacher (Ostborussen): "Das wird ein großes Pfeifkonzert, mit allem, was dazu gehört! Mats Hummels hat es richtig gesagt: Es gab für Götze sportlich keinen Grund für einen Wechsel. Jürgen Klopp hat ihn groß gemacht. Wieso ist er dann nicht geblieben?"
Klaus Gade (Werl 'zum Brunnen' e.V.): "Klar hat es weh getan, als er gewechselt ist, aber das ist Fußball. Von unserem Fanklub wird jedenfalls keiner pfeifen, dafür sorge ich. Götze ist bei uns groß geworden, hat hervorragend gespielt. Ich plädiere als Vorsitzender: nicht pfeifen, kein Theater machen! Er ist immer willkommen, er ist ein guter Freund."
Manfred Lutter (Büren '78): "Niemand hat damit gerechnet, dass Götze wechselt. Das kam aus dem Nichts! Aber die Mehrzahl wird's mittlerweile eingesehen haben. Vielleicht werden sich die meisten jetzt wieder auf Manuel Neuer konzentrieren, der als Ex-Schalker bestimmt einen schönen Empfang kriegen wird."
Eugen Kraas (Oeventrop - Freienohl): "Die Fans sind sowieso schon sauer, dass sich Hummels und Schmelzer beim Länderspiel verletzt haben, während manche Bayern geschont wurden. Ich gehe davon aus, dass Götze gnadenlos ausgepfiffen wird. Dass der ausgerechnet zu Bayern gegangen ist! Es ist schon ein brutales Geschäft. Beim BVB war er wer, bärenstark. In München ist er doch nur Mitläufer."
Nadine Klima (Hilter): "Ich habe mein Götze-Trikot umdesigned, da steht jetzt groß ,Fail' drauf! Mir ist er mittlerweile egal. Der soll in München sein Ding machen – meckern ändert auch nichts mehr."
Horst Schäty (Giessen 1995 e.V.): "Wir werden Mario ganz normal empfangen. Ich war sauer, aber wir haben es mit Reus auch nicht anders gemacht, den Gladbachern weggekauft. Ich bin Götze auch dankbar, was er für uns geleistet hat. Er hat uns mit ins Champions-League-Endspiel gebracht. Vielleicht kommt er ja wieder, wenn er es bei Pep nicht schafft! Ich wünsche ihm jedenfalls alles Gute."