Rani Khedira: "Sami schwärmt noch immer von Ancelotti"
München - Am Dienstag trifft der FC Bayern mit Achtelfinal-Hinspiel der Champions League auf den italienischen Meister und CL-Vorjahresfinalisten Juventus Turin. Seit dieser Saison spielt dort der deutsche Weltmeister Sami Khedira im defensiven Mittelfeld. Die AZ sprach mit seinem Bruder Rami über seinen aktuellen Klub RB Leipzig, Samis Standing bei Juventus und Bayerns neuen Trainer Carlo Ancelotti.
AZ: Herr Khedira, wie war das früher mit Bruder Sami auf dem Bolzplatz? Er ist sieben Jahre älter, da ist es doch klar, dass Sie ins Tor mussten, oder?
RANI KHEDIRA: Ich war immer überall dabei, wo Sami war. Das Alter hat keine Rolle gespielt. Und ich durfte sogar draußen mitspielen, obwohl ich der Kleinste und Jüngste war. Da konnte ich mich schon durchboxen (lacht).
Sami liegt mit Juve auf Meisterkurs, Sie ebenfalls in der 2. Liga mit RB Leipzig. Kann man zum Aufstieg gratulieren?
Natürlich nicht, aufgestiegen sind wir noch längst nicht. In der 2. Liga kann alles sehr schnell wieder zusammenrücken. Aber klar, unsere Ausgangslage ist sehr gut.
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Berührt Sie die Kritik am Verein, dass RB nur ein Kommerzklub sei?
Kritik habe ich seit Monaten nicht mehr gehört, aber ich kann das grundsätzlich auch nicht verstehen. Die Vorurteile haben wir inhaltlich längst widerlegt. Wir sind kein Klub, der einfach nur die Kohle raushaut, sondern hier stecken harte Arbeit sowie eine klare Philosophie und Strategie dahinter.
Sie standen beim 3:0 gegen Union Berlin erstmals seit November wieder in der Startelf. Warum tun sie sich diese Saison so schwer?
Wir haben einen hohen Konkurrenzkampf in der Mannschaft. Das schadet zwar nicht, aber mir im Moment eben schon. Ich bin aber keiner, der jammert oder lamentiert, denn es liegt ja auch an mir, die Situation wieder zu ändern.
Hilft Ihnen in solchen Situationen Ihr Bruder Sami?
Er hat schon einiges erlebt, daher kann er mir enorm helfen. Er sagt mir jeden Tag, dass ich meine Chance suchen und noch mehr an meinen Schwächen arbeiten soll. Nur so kann man es in die Mannschaft schaffen. Sami spricht mir immer wieder Mut zu.
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Ist Sami Ihr Vorbild? Erst recht, weil er schon so viel gewonnen hat?
Er war immer mein Vorbild, das hat aber nicht unbedingt mit seinen Erfolgen zu tun. Als ich zehn oder elf Jahre alt war, habe ich schon zu ihm aufgeschaut, ich habe ihn bewundert für seine professionelle Art, wie er versucht hat, immer alles rauszuhauen. Ich glaube, diese Einstellung ist auch der Grund, warum er schon so viel gewonnen hat.
Wie eng ist das Verhältnis zwischen den Khedira-Brüdern?
Wir haben jeden Tag Kontakt.
Die Lobeshymnen auf Sami dürften Sie mitbekommen haben. Wie ist sein Standing bei Juve?
Sami gefällt es sehr gut in Turin, er fühlt sich wohl. Wenn er gesund ist, spielt er gut. Mit ihm hat Juve auch noch kein Spiel verloren. Es wird sehr honoriert, welche Arbeit Sami dort leistet.
Beim Spiel gegen Bayern dürften Ihre Sympathien klar zugunsten von Sami und Juve verteilt sein, oder?
Ja, klar. Ich drücke Sami die Daumen. Natürlich wäre es gut, wenn eine deutsche Mannschaft weiterkommt, aber in diesem Spiel bin ich auf der italienischen Seite.
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Ist das denn Ihr Traum, irgendwann mal mit Sami zusammen in einer Mannschaft zu spielen?
Man muss da schon realistisch sein: Momentan spielt er Champions League und ich 2. Liga, da trennen uns Welten. Aber man weiß nie, es wäre auf jeden Fall unheimlich schön.
Sami wurde in der Vergangenheit ja immer wieder mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht. War da was dran?
Ich weiß, dass es vor ein paar Jahren mal Interesse von Bayern gab. Jetzt kann man ja auch schon wieder lesen, dass Ancelotti ihn gern nach München holen würde, aber das sind die üblichen Gerüchte.
Samis Verhältnis zu Ancelotti soll sehr gut gewesen sein.
Ja, er schwärmt noch immer von Ancelotti und seiner Arbeit. Sami hat mit ihm zusammen die Champions League gewonnen. Aktuell fühlt sich Sami bei Juve aber sehr wohl und will mit dem Verein noch einiges erreichen.