Präsidiales Plädoyer: Herbert Hainer bezieht Stellung zu Bayerns Brennpunkten
München - Für die Verantwortlichen des FC Bayern gilt es gerade, die nur mit der Solo-Meisterschaft abgeschlossene und damit insgesamt doch eher enttäuschend verlaufene Saison zu bewerten und zu analysieren. Welcher Ton und vor allem, welche Anrede dabei gewählt wird, das verriet Präsident Herbert Hainer nun der "Süddeutschen Zeitung" - zumindest was ihn selbst und Trainer Julian Nagelsmann betrifft: "Ich sage 'Julian' und 'Sie'. Er sagt immer 'Präsi' zu mir."
Der Präsi nimmt seinem Chefcoach diese flapsige Anrede nicht übel. Im Gegenteil. "Wir schätzen ihn sehr - als Trainer und als Typ, der sein Herz auf der Zunge trägt", sagte Hainer und verteidigte Nagelsmann auch gleich noch gegen die zuletzt und speziell nach dem Ausscheiden im Viertelfinale der Champions League gegen Außenseiter Villarreal aufgekommene Kritik.
Hainer über Nagelsmann: "Wir sind happy, dass wir ihn haben"
Die Klubführung habe sich schließlich bewusst für Julian Nagelsmann, mit dem im vergangenen Sommer ein Fünfjahresvertrag abgeschlossen wurde, entschieden, "weil er bereits mit seinen 34 Jahren bewiesen hat, dass er sich stetig weiterentwickelt".
Der Trainer-Posten beim FC Bayern sei aber "noch mal eine andere Hausnummer als bei Hoffenheim oder Leipzig. Junge Leute müssen ihre Erfahrungen machen. Unser Trainer ist sehr ehrgeizig und sehr lernbegierig. Wir sind happy, dass wir ihn haben." Hainers generelles Credo: "Selbst, wenn es mal nicht perfekt läuft, ist das kein Problem - wichtig ist nur, dass man daraus lernt."
Hainer erinnerte an Vorgänger wie "Jupp Heynckes oder auch Carlo Ancelotti, die ihre größten Erfolge erst im reiferen Alter gefeiert haben, weil eine gewisse Menschenkenntnis und Routine eben hilft, eine Startruppe zu orchestrieren." Diese Erfahrung könne ein 34-Jähriger logischerweise noch gar nicht haben: "Aber noch mal: Julian lernt sowas von extrem schnell. Und dazu bringt er noch etwas völlig Neues und Frisches in die Kabine, eine moderne Trainingslehre, einen innovativen Fußballansatz."
Herbert Hainer: "Hasan Salihamidzic macht einen sehr guten Job"
Und wo er schon mal dabei war, schloss Hainer auch noch Hasan Salihamidzic in seine Verteidigungsrede mit ein. "Selbstverständlich" sei er mit dessen Arbeit zufrieden: "Dem Sportvorstand sind die Erfolge der vergangenen Jahre genauso anzurechnen wie den Spielern oder Trainern, also alle deutschen Meisterschaften und nicht zuletzt das Triple."
Dass nicht ausnahmslos alle Neuzugänge so funktionieren würden, wie man sich das bei Bayern erhofft, sei laut Hainer "schon früher" so gewesen. "Insgesamt finde ich, dass Hasan einen sehr guten Job macht", befand er: "Er ist ein ehemaliger Bayern-Spieler durch und durch, er kennt den Klub in- und auswendig, hat eine unheimliche Leidenschaft, ist sehr fleißig." Man sehe beim FC Bayern nicht nur, "dass er uns nicht nur sehr gute Spieler in den Klub bringt, sondern wie sehr er sich auch im Bayern-Campus in der Nachwuchsarbeit engagiert. Die ersten Früchte sehen wir bereits."
Bayern-Präsident Herbert Hainer beteuert: "Intern sind wir weit weg von einer Krise"
Die Bayern müssen sich nun aber auf den Abschied ihres Toptorjägers Robert Lewandowski, der den bereits verkündet hat, einstellen. "Auch ich habe es in den letzten Tagen immer wieder gesagt: Er hat einen Vertrag bis 2023 - und den wird Robert erfüllen", betonte Hainer, nachdem schon Vorstandsboss Oliver Kahn gesagt hatte: "Diesen Vertrag wird er erfüllen - basta!" Dass diese Haltung der Bayern möglicherweise zu Problemen führen könnte, glaubt Hainer nicht: "Wer Robert auf der Meisterfeier am Samstag am Nockherberg und tags darauf am Rathausbalkon erlebt hat, konnte nichts von Irritationen spüren."
Hainer fasste das Ergebnis seines präsidialen Plädoyers zusammen; "Intern sind wir sicher weit weg von einer Krise." Von extern betrachtet deutlich weniger.