Pokalmatchwinner Thomas Müller: Nicht zu fassen!
Was bei Thomas Müller oft hölzern aussieht, ist in Wahrheit großer Sport. Ob mit der Brust oder mit der Schulter, ganz egal – normale Tore sind es selten.
MÜNCHEN Ein Schuss, ein Tor, der Müller! Doch wie? Mit welchem Körperteil? Das weiß er doch nicht. Thomas Müller schmeißt sich in Pässe oder Flanken rein als gäbe es ein Verbot: schöne Tore machen is’ nich’.
Beim 4:1 im DFB-Pokal gegen Hannover traf der 24-Jährige doppelt. Das 1:0 auf Flanke von Philipp Lahm und Müller folgt seinem Instinkt: Flugkopfball? Nein, langes, staksiges Bein – drin.
Fünf Pokaltreffer, zwei gegen Hannover, drei in Rehden (5:0), einen im Länderspiel auf den Färöer Inseln (3:0) – eine komische Streuung. So seltsam wie seine Spielweise. Unorthodox, unkontrollierbar, unberechenbar – und das mit seinen Storchenbeinen, die tatsächlich bei genauem Hinsehen ein paar Muskeln erkennen lassen. Ein Lausbub in Fußballschuhen. So sieht er sich auch selbst. „Den Lausbub will ich mir auch bewahren. Ich bin auch irgendwie ein Zocker. Nicht im Casino, wo ich das ganze Geld verjuble – sondern ich gehe gern ein Risiko ein”, erklärte er in einem Playboy-Interview.
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„Ich bin Offensivspieler, auf dem Feld versuche ich Sachen, die vielleicht gar nicht gehen können, und wenn es doch funktioniert, ist es genial. Als Verteidiger ginge das nicht”, sagt er. Als Offensiver foppt er seine Gegner: Thomas Müller ist nicht zu fassen! Weitere Beispiele typischer Müllerinstinkt-Tore:
2009/10, beim 3:1 gegen Bochum: Lahm flankt scharf von rechts, Müller trifft mit der Brust.
2010/11, beim 1:1 in Wolfsburg: Wölfe-Torwart Benaglio schießt Müller an, der Ball trudelt ins leere Tor.
2012/2013, beim 3:0 in Hamburg: Einen Abpraller schlenzt Müller von der Torlinie ins Netz.
2012/13, beim 6:1 gegen Stuttgart: Müller schießt erst, Keeper Ulreich lässt prallen, Müller setzt nach und spitzelt den Ball im Springen rein.
Solch einen Raumdeuter, der ganz plötzlich in der Partie zum Problemlöser wird, hatte Bayern selten. So unkonventionell und überraschend kickten früher nur Mehmet Scholl, der eher über seine herausragende Technik kam, und Hasan Salihamidzic, der im Tempodribbling sich und die Gegenspieler überraschte.
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Müller sagt: „Ich mach mein Ding!” Auf dem Platz wie außerhalb: „Ich red’ schon gern dumm daher, und manchmal hört es sich vielleicht superschlau an.” Denn: „Ohne einen eigenen Witz macht das Leben keinen Spaß.” Die Mitspieler lieben ihren „Sprecher”. Was sich Bastian Schweinsteiger wünsche, wurde er einmal gefragt. Seine Antwort: „Dass Thomas Müller einmal nichts sagt. Wenigstens im Schlaf.”