Pep sorgt für Neues: Lass dich überraschen!
München - Die Fakten sind das eine. Fakten? Die heißen beim Rekordmeister, dem Verein mit dem Rekordgewinn, Rekorde. An jedem Spieltag neue Bestwerte. Eine kurze Abhandlung zum Stand der (Wunder-)Dinge: Das 2:0 gegen Hertha BSC war Sieg Nummer 13 im 14. Spiel, 40 Punkte in 14 Spielen sind – aber natürlich – neuer Bundesliga-Rekord. Insgesamt gewann man in der Allianz Arena das 13. Heimspiel in Folge (alle Wettbewerbe eingerechnet), ist zudem seit unglaublichen 56 Liga-Hinrundenspielen ungeschlagen. Thomas Müller, der 1:0-Torschütze, erzielte schon seinen 13. Saisontreffer – mehr schaffte er bislang nicht pro Spielzeit. Da kommt noch was. Und Kingsley Coman, der auf 2:0 stellte, erzielte in einer Woche mehr Treffer als in seiner Zeit bei Juventus Turin. Da kommt noch viel mehr beim vorläufig nur bis 2017 Ausgeliehenen. Wer ko, der ko.
Und der Gegner geht k.o. Die Herthaner, zuvor Vierter, versuchten nicht mehr als Schadensbegrenzung, verteidigten im 5-4-1-System. In der 79. Minute (!) musste Bayern-Torhüter Manuel Neuer den ersten Schuss auf seinen Kasten abwehren.
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Hertha-Trainer Pal Dardai resigniert: „Wenn die Bayern Raum haben, sind sie doppelt so schnell wie wir. Dann man nichts machen.“ Und die Defensiv-Taktik? Neuer warf den Berlinern vor, wie „eine Handball-Mannschaft verteidigt“ zu haben. „Es gibt keinen Grund, dass wir uns schämen“, sagte Dardai, „2:0 ist okay. Wir konnten hier etwas lernen. Ich bin immer offen für neue Ideen, wie wir gegen Bayern spielen können.“ Neue Ideen? Er sollte mal bei Pep Guardiola über die Schulter schauen.
Denn der Bayern-Trainer lieferte wieder einmal den Beweis für seine Improvisationskunst, für seine unerschöpflichen Einfälle. Im erstmals erprobten 2-5-3-System (wer braucht gegen solch tief stehenden Teams schon mehr Verteidiger?) und weil Costa, Robben, Götze, Ribéry, Alaba, Bernat, Thiago und Kimmich verletzt bzw. krank fehlten, beorderte Guardiola den Weltklasse-Innenverteidiger Jérôme Boateng als Mittelfeldspieler, auf die Achter-Position, halb rechts vor die Abwehr. Boateng versuchte sich im Neuland, fand aber nicht so recht zu seinem Spiel, wirkte auf der Position etwas verloren. „War ungewohnt, hat Spaß gemacht“, meinte Boateng, der nach 28 Minuten wieder nach hinten rückte, und fügte hinzu: „War nicht so schlimm.“
Welche Spieler Guardiola in dieser Saison noch auf fachfremden Positionen einsetzte:
Javi Martínez: Der Spanier, bester Mann auf dem Platz gegen Hertha, glänzte im Mittelfeld, etwa als Vorlagengeber für Coman bei dessen 2:0. Martínez ist fast zu kreativ für die Rolle in der Innenverteidigung. „Egal, wo er spielt, gibt er immer 100 Prozent“, meinte Pep, „Javi war sehr, sehr clever mit dem Ball, als er im Mittelfeld gespielt hat.“
Rafinha: Der Rechtsverteidiger gibt aktuell den stellvertretenden Stellvertreter von Alaba und Bernat auf der linken Abwehrseite. In der Innenverteidigung probierte ihn Pep auch schon aus.
Xabi Alonso: Der klassische Sechser kann auch den Part als Mittelmann einer Dreierkette spielen.
David Alaba: Links hinten, links vorne, Innenverteidiger, defensives Mittelfeld – der Österreicher packt alles. „Er ist unser Gott“, sagte Guardiola.
Philipp Lahm: Mr. Vielseitig schlechthin bei Bayern. Rechts- wie Linksverteidiger, im Mittelfeld als Sechser oder Achter einsetzbar.
Douglas Costa: Der Brasilianer spielte nicht nur auf seinen geliebten Außenbahnen, sondern auch als Spielmacher im Zentrum, gar als Sechser.
Nun steht eine ruhigere Woche an. Mal sehen, mit wem Guardiola am Samstag bei Gladbach „Lass dich überraschen!“ spielt.
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