Pep macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt
München - Natürlich wurde auch über Fußball gesprochen, ganz explizit sogar über das Topspiel am Samstag zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern (18.30 Uhr, Sky live). Es wurden tatsächlich taktikspezifische Fragen gestellt, etwa zum Thema Abwehr und die ansprechende Notlösung Joshua Kimmich. Doch Pep Guardiola sollte auch dies im Verlauf dieser merkwürdigen Pressekonferenz am Freitagvormittag an der Säbener Straße vergessen – oder auch: verdrängen. Denn unterm Strich ist es mit dem Bayern-Trainer so: Pep macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt.
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Dass der Spanier in seiner ersten Medienrunde nach der offiziellen Bestätigung seines neuen Arbeitgebers Manchester City auf Fragen zur entstandenen Parallelwelt würde antworten müssen, war ihm klar. War er etwa in den Transfer von Kevin De Bruyne nach Nordengland – und eben nicht nach München – schon involviert? Der 45-Jährige, der ab Juli auf seiner Traumzielbühne Premier League arbeitet und vorher in den verbliebenen vier Monaten nicht weniger als das Triple mit Bayern gewinnen will, hatte sich einen Scherz ausgedacht. „Ich bin wie eine Frau, ich kann beide Situationen kontrollieren.“ Multitasking also? Auch in Sachen Kaderplanung? „Kein Problem. Ich habe da ein großes Talent. Ich kann das.“
Der doppelte Pep - ein zerrissener Trainer
Es war schwierig, ein Schmunzeln zu erahnen. Deutlich war die schlechte Laune, die er bei derlei Nachfragen zur Schau trug. „Ich habe keine Lust, zu sprechen. Erst ab Juni.“ Erst, wenn er dann in England ist. Der doppelte Pep, ein zerrissener Trainer zwischen heute und morgen? Er fügte pflichtbeflissen hinzu: „Es sind vier Monate. Ich kann ohne Probleme leben damit. Ich habe mein Bestes getan und werde bis zum letzten Tag alles tun.“ Vier Monate noch. Auch mit der hiesigen Medienwelt.
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Das Vertrauen in die Reporter, so beklagte sich der Trainer, habe er längst verloren. „Trainer genießen keinen Respekt mehr, auf der ganzen Welt ist das so. Es ist egal, was wir sagen.“ Fragen über Fußball habe er in seiner Münchner Zeit so gut wie nie gestellt bekommen. Was nicht stimmt, nicht mal für die gestrige Runde. Dass er andererseits über taktische Kniffe und die voraussichtliche Aufstellung nicht sprechen mag, erklärt sich von selbst. Kein Trainer spielt mit offenen Karten. Pep aber will am liebsten über Taktik sprechen, diskutieren, über das pure Wesen des Spiels. Über Dreier- oder Viererkette bei Ballbesitz, bei Ballverlust. Das ist seine Welt, darin geht er auf.
Das Spielfeld ist Peps seelisch-geistiger Zufluchtsort
Ihm fehlt das Verständnis dafür, dass das Spiel in den Medien personalisiert wird und es eben interessanter ist, wer spielt, wer nicht – und wenn nicht: warum? Ach ja, und Arturo Vidal, der angeblich während des Trainingslagers in Katar alkoholisiert angetroffen worden sein soll? „Alkohol ist verboten in Katar. Ich vertraue ihm. Sehr.“ Aha. „Er hat sehr gut trainiert, ist bereit.“ Für Leverkusen. Für Fußball. Das Spielfeld ist Peps seelisch-geistiger Zufluchtsort, dort kann er den einen Gegner, die Elf anderen Trainers, taktisch bekämpfen. Und dabei ist eben mal der FC Barcelona, sein Heimat- und Herzensverein, mal der FC Bayern und dann ab Sommer Manchester City sein Arbeitgeber. Wer ihn bezahlt, bekommt 100 Prozent Pep und sein System, das hat auch etwas Pragmatisches.
Als Grund für das Reizklima hat er eine Tatsache ausgemacht: „Ich weiß, dass die Situation neu ist für Bayern München. Normalerweise verlässt kein Trainer den FC Bayern, sondern der FC Bayern den Trainer.“ Womit er auch sagte: Ich habe das Heft in der Hand. Laut „Kicker“ sei der Verein bei seinen Bemühungen um eine Verlängerung des Drei-Jahres-Vertrages über 2016 hinaus schon lange chancenlos gewesen. Und dass Sportvorstand Matthias Sammer am Mittwoch derart Partei für ihn ergriffen habe? Na und? „Ich kann mich selbst verteidigen“, stellte Guardiola klar, „Matthias verteidigt den Verein, nicht mich.“ Zu guter Letzt, eine Frage zum Sport: Pep, kann Arjen Robben bei Bayer spielen? „Er ist fit für Leverkusen, ja. Ich hoffe es.“