Pep Guardiola: "Schwieriger als Robben zu sagen: Du spielst nicht"
Pep Guardiola spricht über die Luxusprobleme beim FC Bayern München, Kritik von seiner Frau und den beleidigten Silvio Berlusconi.
München - Pep Guardiola gibt keine Interviews; es sei denn, ein Sponsor oder Vereinsmedium fragt an. Nun hat der Trainer des FC Bayern München Vereinsanteilseigner "Audi" ein Interview gegeben, oder eher: ein Sponsorengespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Automarke, Rupert Stadler.
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Guardiola spricht darin relativ offen über die Schwierigkeiten mit der Fülle von Stars im Team, erklärt, warum seine Frau manchmal seine Taktik kritisiert, erzählt, wie er mit dem FC Bayern in Kontakt kam, und dass seinen Wechsel wohl Silvio Berlusconi ausgeplaudert hat - schließlich kam die erste Meldung damals von "Sky Italia".
Pep Guardiola im "Audi Annual Report 2013" über...
...Luxusprobleme mit vielen Stars im Team: "Wenn man viele Stars hat, ergeben sich auch Situationen, in denen die Vielfalt destruktiv sein kann. Jeder will spielen, aber ich kann nur elf aufstellen. Die, die ich auf der Bank lasse, werden höchstwahrscheinlich nicht glücklich über meine Entscheidung sein. Und da ist das noch der Druck der Presse und der Fans, die wollen, dass man bestimmte Spieler aufstellt. Wann immer ich beispielsweise Lionel Messi auf der Bank ließ, war ganz Barcelona in Aufruhr."
...garantierten Erfolg durch gute Spieler: "Kein Trainer oder Spieler kann zu Saisonbeginn Erfolg garantieren. Es gibt keine magische Sieg-Formel. Wenn es die gäbe, wäre Fußball wie ein Besuch im Einkaufszentrum: Man geht rein und sucht sich das Teil aus, das einem am besten gefällt. Aber wo wäre da die Herausforderung oder das Aufregende?"
...die Kontaktaufnahme zum FC Bayern 2011: "Mit Bayern kam ich beim Audi Cup 2011 erstmals ins Gespräch. Während eines Espressos sprach ich in der VIP-Lounge mit Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß über meine Karrierepläne. Bayerns derzeitiger Erfolg war damals noch nicht vorhersehbar."
...das gelüftete Geheimnis Anfang 2013, dass er zu Bayern wechselt: "Es scheint Silvio Berlusconi gewesen zu sein, der italienischer Premierminister und Präsident vom AC Milan zugleich war, der das ausgeplaudert hat. Vielleicht, weil ich nicht bei seinem Klub unterschrieben habe."
...die Titel mit Barcelona: "Wir waren unglaublich erfolgreich. 14 Titel innerhalb von vier Jahren bedeuteten die beste Ära in der ganzen Klubhistorie. Aber so etwas kann auch ein Fluch sein. Ich fand es immer schwerer mich und mein Team zu motivieren."
...sein Ende bei Barcelona nach dem Halbfinal-Aus gegen Chelsea 2012: "Das war ein Moment großer Traurigkeit für mich. Als ob das Flutlicht plötzlich ausgeht. (...) Wir waren viel besser als der Gegner, aber im Rückspiel haben wir ein unnötiges Gegentor kassiert und bevor wir uns versahen waren wir draußen. Das war eine richtig harte Niederlage für mich. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Mannschaft nicht mehr länger erreiche. (...) Wenn man seine Spieler nicht mehr erreicht, ist es Zeit, weiterzuziehen."
...Taktikbesprechungen mit seiner Frau: "Meine Frau Cristina beschwert sich manchmal über meine Taktik. Sie sagt mir, ich sollte dieselbe Startelf aufstellen, mit der ich das letzte Spiel gewonnen habe. Ihr mein Rotationsprinzip zu erklären ist schwieriger, als Arjen Robben zu sagen: 'Du wirst heute auf der Bank sitzen.' (...) Man kann Arbeit und Familie nie strikt trennen. Wer das behauptet, ist unglaubwürdig."
...die Hackordnung zuhause: "Meine Kinder und ich haben den selben Musikgeschmack, Gott sei Dank! Wir können uns zumindest auf Coldplay einigen... Zuhause will ich definitiv nicht der Trainer oder Manager sein. Meine Frau und ich entscheiden gemeinsam. Harmonie ist sehr wichtig für mich. Das habe ich früh gelernt. Im Internat hatte ich es als Kind zuerst schwer. Ich habe mich oft einsam gefühlt und abends immer meine Eltern angerufen."