Pep Guardiola: Im Schatten von Triple-Trainer Heynckes

München - Wahrscheinlich wird Pep Guardiola nach dieser Absage noch mehr von Jupp Heynckes schwärmen, als er es ohnehin schon getan hat. Am Samstag, nach dem 2:1-Sieg in Ingolstadt und der Vollendung des 26. bayerischen Meisterstücks, hatte Guardiola seinen Vorgänger spontan nach München zur Titelparty eingeladen.
"Für mich ist es eine große, große Ehre, diese vier Titel mit Jupp Heynckes zu gewinnen. Jupp, das ist für dich", hatte Guardiola gesagt. Und den Wunsch geäußert, mit Heynckes, der 2013 die erste der vier Meisterschaften in Folge geholt hatte, gemeinsam zu feiern.
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Doch aus der Pep-Jupp-Party am Sonntag auf dem Rathausbalkon am Marienplatz wird nichts. Heynckes hat die Einladung ausgeschlagen. "Vielen Dank, aber das Fest gehört Pep", sagte Heynckes, der am Montag 71 Jahre alt wurde, der "Bild"-Zeitung: "Nicht allein wegen der vier Meisterschaften, sondern weil es sein Abschied ist."
Große Worte, die auch Guardiola gefallen dürften. Der Katalane hatte Heynckes in seinen drei Jahren bei den Bayern immer wieder gelobt, auch am Samstag. "Es wäre unangenehmer für mich gewesen, wenn Jupp jede Woche über das Triple in den Medien gesprochen hätte", sagte er: "Es gibt viele, viele Legenden bei Bayern München, aber das ist die richtige Legende von Bayern München."
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Heynckes’ mediale Zurückhaltung hat Guardiola imponiert. Und dessen Bescheidenheit. Er habe zu den vier Meisterschaften "nur eine beigetragen, also ein Viertel, drei holte Pep, und das ist eine großartige Leistung", sagte Heynckes, zu dessen Bambi-Auszeichnung Guardiola 2013 die Laudatio hielt, im "Kicker".
Und er betonte, sich "sehr" über Guardiolas Worte gefreut zu haben: "Wir haben ein sehr gutes Verhältnis."
Pep und Jupp, zwei Trainer, die sich verstehen. Wer aber hat beim FC Bayern mehr bewegt? Der AZ-Check:
Siegquote
2,51 Punkte pro Spiel – Guardiolas Bilanz in der Bundesliga ist die beste, die es je gab. 81 Siege gelangen ihm in nur 101 Spielen. Unfassbar gut. Heynckes kann da nicht mithalten. Sein Punkteschnitt in der Bundesliga liegt bei 1,75. Auf seinen Stationen in Frankfurt, Gladbach, Schalke und Leverkusen gewann er deutlich seltener als bei den Bayern. Berücksichtigt man aber nur seine Bilanz in den Jahren 2011 bis 2013, als er die Triple-Bayern formte, kommt er auf eine Quote von 2,42 Punkten.
Titelbilanz
Die Meisterschaft in diesem Jahr ist Guardiolas 20. Titel als Klub-Trainer. Für einen Mann, der 2008 erstmals eine Profimannschaft übernahm, ziemlich beeindruckend. Mit den Bayern gewann Guardiola bislang sechs Titel, der siebte könnte noch folgen (im DFB-Pokal-Finale gegen Dortmund am 21. Mai). Er ist der einzige Trainer neben Ottmar Hitzfeld (1999-2001) und Udo Lattek (1972-1974), der dreimal in Folge die Meisterschaft gewann. Heynckes holte zehn große Titel in seiner Trainerkarriere, acht mit Bayern, zwei mit Real Madrid. Er war auch dreimal Meister mit Bayern (1989, 1990 und 2013).
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Champions League
Siebenmal nahm Guardiola mit Barcelona und den Bayern an der Königsklasse teil, siebenmal erreichte er mindestens das Halbfinale. 2009 und 2011 gewann er mit den Spaniern jeweils den Titel. Mit Bayern allerdings schaffte er es kein einziges Mal ins Finale. Ganz anders Heynckes, der bei drei Teilnahmen immer das Endspiel erreichte. 1998 mit Real Madrid und 2013 mit den Bayern triumphierte er, 2012 unterlag er im Finale dahoam dem FC Chelsea.
Menschlichkeit
"Der wichtigste Trainer meiner Karriere feiert heute seinen 71. Geburtstag", twitterte Toni Kroos am Montag. Die Aussage zeigt, wie sehr Heynckes von seinen Spielern verehrt wurde. Er war eine Vaterfigur, nicht nur für Kroos. 2013, im Triple-Jahr, rannten die Spieler auch für Heynckes’ perfekten Abschied. Eine solche Nähe hat Guardiola nie gewollt. Vor allem deshalb bleibt er in Jupps Schatten.