Pep Guardiola: Deshalb verlässt er den FC Bayern

Der Abschied von Trainer Pep Guardiola beim FC Bayern München scheint schon beschlossen. Die Gründe sind vielfältig – doch im Mittelpunkt steht der Streit um die Ärzte.
Maximilian Koch |
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Ein nächster Karriereschritt? Vermutlich England: Bayerns Trainer Pep Guardiola.
dpa Ein nächster Karriereschritt? Vermutlich England: Bayerns Trainer Pep Guardiola.

München - Pep Guardiola hat in seiner Zeit beim FC Bayern viele bemerkenswerte Sätze gesagt, doch wenn man verstehen will, warum diese Beziehung nun wohl im Sommer nach drei Jahren enden wird, ist diese Aussage besonders in Erinnerung geblieben: „Ich bin nicht komplett überzeugt, dass ich der Richtige bin für diesen Verein.“

Es war Juli, kurz vor Saisonstart, als Pep auf einer Pressekonferenz Zweifel durchblicken ließ, ob das mit ihm und den Bayern wirklich so gut passt. Er wolle „nie ein Problem“ für den FC Bayern werden, sagte Guardiola. Und man fragte sich: Wie kommt er eigentlich darauf – bei all der Wertschätzung und all den Freiheiten, die ihm der Klub gewährt?

Fünf Monate später ist aus Pep Guardiolas Zweifeln offenbar Überzeugung geworden. Der Trainer wird den FC Bayern am Saisonende verlassen, das berichten deutsche, spanische und englische Medien übereinstimmend. Er hat sich gegen eine Vertragsverlängerung entschieden, die ihm laut der spanischen Zeitung „Marca“ 20 Millionen Euro pro Jahr gebracht hätte. Geld spielte bei seiner Wahl gegen Bayern keine Rolle.

Aber welche Gründe sind es dann?

 

Unverständis zwischen Guardiola und den Ärzten

 

Der Satz aus dem Juli gibt darüber Aufschluss. Er zeigt, dass Guardiolas Zeit bei den Bayern durchaus auch von gegenseitigem Unverständnis geprägt war. Weniger zwischen Guardiola und der Vereinsspitze, die seine Wünsche meist erfüllte. Umso mehr aber zwischen Guardiola und einer speziellen Berufsgruppe: den Ärzten. Der Rücktritt der Vereinsikone Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt im April war der Höhepunkt in einer monatelangen Auseinandersetzung zwischen dem Mediziner und dem Trainer, die sich um die richtige Behandlung von Pep-Liebling Thiago drehte. „Ich möchte nur, dass meine Spieler möglichst schnell wieder zurückkehren“, sagte Guardiola damals: „Wenn sie acht Wochen verletzt sind, am liebsten schon nach sieben Wochen.“

Lesen Sie hier: "Bayern ohne Pep" - ein AZ-Kommentar

Über diese ambitionierte Forderung ist nun offenbar auch Volker Braun, der Nachfolger von Müller-Wohlfahrt, gestolpert. Wie der „Kicker“ berichtet, machte Guardiola Braun für die jüngste Verletzungsmisere im Bayern-Kader verantwortlich. Braun habe sich das aber nicht bieten lassen und darauf hingewiesen, dass Guardiola verantwortlich sei – weil er Spieler zu schnell wieder einsetze. Zur Erinnerung: Franck Ribéry, der neun Monate verletzt gefehlt hatte, hatte nach nur zwei Trainingseinheiten in Gladbach und dann kurz darauf in Zagreb gespielt. Nun fällt er mit einem Muskelbündelriss im linken Oberschenkel mindestens acht Wochen aus.

 

Nach dem Abschied bei Bayern ein neuerliches Sabbat-Jahr?

 

Pep, der Machtmensch, der immer die Kontrolle haben will. Es ist wohl auch dieses Bestreben, das den Trainer auszehrt und für „Verschleiß“ sorgt, wie die „Marca“ einen der Hauptgründe seines Abschieds nennt. Dieser Punkt würde dafür sprechen, dass sich Guardiola nun wieder – wie 2012 – ein Sabbatjahr nimmt, um sich zu erholen. In Barcelona hatte er sich damals zu einem vierten Jahr als Coach überreden lassen – später bezeichnete er diese Entscheidung als „größten Fehler“.

Lesen Sie hier: Bayern-Schock - Erneut schwere Verletzung bei Ribéry

Andererseits folgt Pep einem genauen Karriereplan, den sein Biograf Marti Perarnau in dem Buch „Herr Guardiola“ zusammenfasst. „Wenn ich einen heißen Tipp abgeben soll“, schreibt er, „würde ich sagen, dass Peps Zukunft als Trainer über Bayern nach England und dann, vielleicht in acht oder zehn Jahren, als Höhe- und Schlusspunkt, zu einer Nationalmannschaft führt.“

 

Manchester City als sinnvollste Option?

 

War für Guardiola also immer klar, dass nach drei Jahren bei den Bayern Schluss ist? In England, das wird in Perarnaus Buch deutlich, wäre Manchester United, das Erbe von Legende Sir Alex Ferguson, die reizvollste Aufgabe. Pep mag die Tradition, auch deshalb ging er damals zum FC Bayern. Doch auch Manchester City, wo seine Vertrauten aus Barcelona-Zeiten, Txiki Begiristain (Sportdirektor) und Ferran Soriano (Geschäftsführer) hohe Ämter bekleiden, gilt als Option. Vielleicht sogar als die sinnvollste. Denn dort könnte Guardiola noch freier agieren, er würde intern weniger Kämpfe austragen müssen. Man kann sich vorstellen, dass ihm diese Aussicht gefällt. Besser als die bei Bayern.

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