Pep Guardiola: "Dann gehe ich zurück nach Barcelona"
München - Wirklich eingreifen musste Pep Guardiola am Mittwochabend nicht. Der Bayern-Trainer konnte den Finaleinzug seiner Mannschaft wie ein Fahrlehrer genießen, der sich zurücklehnen kann. Die Bayern machten keine Fehler. 5:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Vamos a Berlin, Pep! Er hat sein erstes Pokalfinale erreicht.
Ob man in Barcelona, vor allem unter den Barça-Fans, gehofft hatte, dass sich die Krise verschärft? Dass sich Pep Guardiola, der Mr Barça, nicht mehr wohl fühlt in München? Dass er gar hinwirft?
Eine Aussage des Bayern-Trainers während seiner 37-minütigen Pressekonferenz am Dienstagmittag hat aufhorchen lassen – in München wie an der Mittelmeerküste. Angesprochen auf die drei Liga-Spiele ohne Sieg und den verlorenen Rhythmus mutmaßte der Spanier für den Fall weiterer Negativerlebnisse: „Dann sagen sie vielleicht: Vielen Dank Pep, aber wir wechseln den Trainer. Dann gehe ich zurück nach Hause.“ Nach Barcelona.. An anderer Stelle betonte der 43-Jährige: „Ich bin hier, um zu helfen. Wenn der Verein das nicht will: shake hands, no problem für mich.“ Und adios!
Warum macht er das? Um zu provozieren?
Nach der frühesten und beeindruckendsten Meisterschaft aller Zeiten (Pep wiederholte: „Im März! Im März!“) werden ihm die Bosse ihre Wertschätzung und das absolute Vertrauen aussprechen.
Ex-Bayern-Profi Mehmet Scholl sagte vor Anpfiff in der ARD: „Er hat heftig Gegenwind bekommen. In der Situation, in der er die Bayern nach dem Triple übernommen hat: Das war die schwerste Aufgabe, die man bekommen kann. Ich halte ihn für genial, diese Kritik hat er nicht verdient. Er denkt sich bei allem etwas.“
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Die in Barcelona ansässige Sporttageszeitung „El Mundo deportivo“ interpretierte Peps Worte natürlich liebend gerne als (halbes) Rücktrittsangebot und befragte dazu eine andere Barça-Legende, Guardiolas Vorbild Johan Cruyff. Der Niederländer könnte sich eine Rückkehr des Bayern-Trainers an die Stätte seiner größten Triumphe (14 Titel zwischen 2008 und 2012) gut vorstellen: „Das wäre das Beste für den FC Barcelona“, sagte Cruyff.
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Für drei Jahre hat Guardiola bei Bayern unterschrieben. Seine intensive, sich selbst und seine Spieler aufs Äußerste fordernde Arbeitsweise lässt diese Periode als das Maximum erscheinen. Vielleicht hat sich das System Pep auch nach zwei Jahren schon abgenutzt. Wundertrainer, Rekorde-Coach, Modevorbild, Stilikone. Und nun fühlt sich der smarte Pep plötzlich gezwungen, Rechtfertigungen zu bemühen. Leicht gereizt.
Und das in seiner Debüt-Saison. Ein Lehrjahr genehmigte er sich nicht. Und so ist das Säbener-Premierenjahr auch ein Crash-Kurs in Sachen FC Bayern mit all seiner eigentümlichen Folklore, die sich aus der Tradition speist. Crash-Kurs Nummer zwei, quasi die Abendschule: Die Bundesliga, die deutsche Spielweise, die Trainer, die Schiedsrichter – Heimat- und Sachkunde eben. Schöne, fremde Welt. Das alles in einer fremden Sprache. Hat er sich zu viel zugemutet? Erlebt er die Kehrseite des Perfektionismus? Ständig spricht Pep von fünf Titeln („Musse gewinne funf“), als wäre das Triple nur eine Draufgabe zum Uefa-Supercup und der Klub-WM, die er im ersten halben Jahr gewann. Niemand hat das gefordert. Nicht seine Bosse, nicht die Fans, nicht die Medien. Ständig erwähnt er Jupp Heynckes, den Triple-Pionier. Als hänge sein Wohl und Wehe nur davon ab, seinen Vorgänger zu übertreffen. Eine wahre Pepkules-Aufgabe.
Womöglich erklärt das Guardiolas momentane Empfindsamkeit. Adios, Lockerheit. Im Trainer Guardiola erkennt man plötzlich auch den Menschen Pep. Vielleicht kann er am 17. Mai Titel Nummer zwei feiern. Oder vier – nach Pep-Rechnung.