Pep Ancelotti - Verbindungen zum Vorgänger
Die Fakten: Elf Pflichtspiele, eine Niederlage, zwei Unentschieden. Für die meisten Vereine eine Traumbilanz, beim FC Bayern die Vorstufe zur Alarmstimmung. Mini-Krise, kleine Krise, vor dem Champions-League-Duell an diesem Mittwoch gegen PSV Eindhoven (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet) war also Zeit für Vergleiche und Bilanzen. Hatte man im August und September noch das Gefühl, München, Verein, Fans und Medien hätten sich nach der dreijährigen Ära schnell von Ex-Trainer Pep Guardiola emanzipiert, tauchte der Name des Spaniers nach den letzten drei Partien ohne Sieg wieder häufiger auf.
Und siehe da: Die Punkt-Ausbeute des neuen Trainers Carlo Ancelotti und des nun in Manchester arbeitenden Guardiola ist identisch – bezogen auf Peps Start im Sommer/Herbst 2013. Elf Pflichtspiele, acht Siege, zwei Remis, eine Niederlage. Unter dem Spanier verloren die Bayern den Supercup in Dortmund (2:4), spielten in der Liga 1:1 in Freiburg und auch der gegen Chelsea mit 7:6 nach Elfmeterschießen gewonnene Uefa-Supercup geht in die Statistik als Remis ein. Kurioserweise hat Ancelottis Mannschaft mehr Tore geschossen als unter Guardiola (30:29), auch weniger kassiert (5:9).
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Dabei hatte man doch das Gefühl gespeichert, dass Peps Teams durch den extremen Dominanz-Fußball, das hohe Pressing und das Einrücken der Außenverteidiger ins Mittelfeld viel mehr Tore erzielt hätten und auch in der Rückwärtsbewegung höheres Risiko gegangen seien als der mehr auf Sicherheit operierende Ancelotti. Wie Zahlen täuschen können. Noch witziger der Vergleich der ersten sieben Bundesliga-Spiele, was die Spielanteile (Ballbesitz jeweils 66 Prozent), die Zweikampfquote (jeweils 53 % gewonnen) und die Zahl der Torschüsse betrifft.
Alles gleicht sich. 18 Torschüsse pro Spiel, sieben wurden für ein Tor benötigt. Die Gegner schossen je acht Mal aufs Tor. Unglaublich! Pep Ancelotti = Carlo Guardiola. Lediglich bei den gespielten Pässen (unter Guardiola 704, unter Ancelotti 665), der Fehlpassquote von 20 Prozent (unter Guardiola 12 %) und bei den bestrittenen Zweikämpfen (194:166) unterscheiden sich die statistischen Arbeitsnachweise. Und natürlich in der Herangehensweise, der grundsätzlichen Spielphilosophie und der Gegner-Analyse. Das große Auditorium an der Säbener Straße, der Hörsaal für Bayern-Profis, blieb bislang ungebucht. Wo Pep Guardiola lange Sitzungen abhielt, bis zu 90 Minuten dozierte, lässt es Ancelotti bei einem rund 15-minütigen Video-Studium bewenden. Kurz und knackig. Auch kurz und gut? Die Ansprachen vor den Spielen dauern beinahe genau so lange wie die Einweisungen, die der Spanier einem Spieler an der Seitenlinie gab, wenn er ihn kurz vor Schluss einwechselte. Manchmal länger, als der Akteur dann auf dem Platz stand.
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Der entscheidende Unterschied der Ära Ancelotti zum Regiment seines Vorgängers könnte die Ausbeute in der Champions League werden und – stark damit verbunden – das Timing der Krise zur rechten Zeit sowie der bestmöglichen Form. Während den Pep-Teams regelmäßig im Frühjahr ab April (immerhin nach gewonnener Meisterschaft) international die Luft ausging, will Ancelotti seine Mannschaft dann erst auf Hochtouren laufen lassen. „Die Saison ist lang und ich werde immer wieder rotieren. Ich will meine Spieler nicht schon in der ersten Hälfte der Saison killen“, erklärte der 57-Jährige bereits zu Beginn der Spielzeit. Übrigens: Guardiola blieb im Herbst 2013 ab Pflichtspiel 12 insgesamt 14 Mal ungeschlagen – bei 13 Siegen. Muss Ancelotti erstmal nachmachen...
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