Champions League: Der FC Bayern München muss am Mittwoch gegen PSV Eindhoven gewinnen
München - Der erste Herbstwind, es ist ein Gegenwind. Der FC Bayern und seine drei Spiele ohne Sieg. Auf das Rauschen folgt das Raunen. Gerede, Kritik. Voilà, die Bayern-Krise da. Und schon reagiert Carlo Ancelotti. Heimschlafen ist passé. Bislang durften die Profis selbst bei Bundesliga-Heimspielen erst um 11 Uhr im Mannschaftshotel "Dolce“ in Unterschleißheim einchecken. Diesmal nicht. Vor dem dritten Gruppenspiel der Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF und Sky live) gegen PSV Eindhoven ging es gestern Abend ins Hotel. Lange Leine? Kurzes Lasso!
"Bei besonderen Spielen gehen wir ins Hotel, das habe ich schon vor der Saison gesagt. Und Eindhoven ist ein besonderes Spiel“, betonte Ancelotti am Dienstagnachmittag. Womit er auch ausdrücken wollte: Ruhig, Leute! Ein Trainer will in Zeiten einer Mini-Krise nie den Eindruck vermitteln, dass Maßnahmen wie eins oder zwei wirklich eine Reaktion auf externe Forderungen sind. Sind sie aber irgendwie doch. Das eine bedingt das andere.
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Hummels: "Es ist jetzt unser Ding, ein Spielerding"
Ancelotti bemühte sich in der wohl seit seiner Vorstellung am 11. Juli meist beachteten Pressekonferenz darum, Gelassenheit und Selbstsicherheit auszustrahlen. Auf Deutsch sagte der Italiener: „Wir haben gelernt, dass wir ohne Intensität und ohne Ordnung nicht gewinnen können. Wir müssen die Haltung, die Einstellung ändern. Die Spieler sind Profis, sind sehr intelligent. Sie haben verstanden, dass die Haltung nicht gut war.“ Vor allem nicht beim 2:2 nach der Länderspielpause in Frankfurt. Zwei Führungen verspielt, fast eine halbe Stunde gegen zehn Mann ohne rechten Biss, ohne den unbedingten Willen.
Schon in der Halbzeit gab es vom Trainer „einen kleinen Anpfiff“, wie Mats Hummels gestern erzählte. "Das war berechtigt. Der Trainer hat uns am Samstag sehr lautstark klargemacht, dass er mit uns nicht zufrieden war und zuletzt mehr Zug von uns im Training verlangt.“ Ob der Trainer nur lieb und nett sei, wurde der Abwehrspieler gefragt. Antwort: "Ja, aber nicht immer.“
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Ancelotti kann auch laut
Der ruhige Carlo kann auch laut. "Quiet Leadership“ – so lautet nicht von ungefähr der Titel seiner Biografie. Oberflächlich betrachtet ist es die Grundphilosophie seines Arbeitens. Doch die Wirkung seiner Rolle als Vaterfigur und nicht als strenger Lehrer unter Dauerstrom wie Pep Guardiola eine andere, ganz feine. Weil Ancelotti Vertrauen gibt, erwartet er einen "Return of invest“. Die Spieler haben verstanden, sind selbstkritisch. "Es ist jetzt unser Ding, ein Spielerding“, sagte Hummels wie immer mit klaren Gedanken, "wir haben im Training reagiert und richtig Gas gegeben. Es war ganz anders Feuer drin.“ Reaktion, Teil eins. Am Mittwoch soll Teil zwei folgen.
In einem Spiel, dass man gewinnen muss. Nicht nur der Ruhe wegen, damit nicht wirklich der große Herbststurm über die Bayern und Ancelotti hereinbricht. Nach der 0:1-Niederlage bei Atlético Madrid gilt es, in den beiden Partien gegen Eindhoven (Rückspiel in Holland am 1. November) mit mindestens vier Punkten – besser sechs – den Gruppenplatz zwei zu sichern und die Chance auf Rang eins zu wahren. Ein kleines Finale, "una finalina per Ancelotti“.
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Schwierige Situationen gibt es überall
Derlei Situationen hat Ancelotti, in den internationalen Windkanälen von Mailand, Turin, Paris, London und Madrid gestählt, schon oft erlebt. Cool leadership! "Es ist immer das Gleiche“, sagte er auf den medialen Gegenwind angesprochen, "manchmal passiert das im Oktober, manchmal im Januar, dass die Mannschaft eben nicht so spielt, wie man sich das vorstellt.“
Der Trainer sagte, nun auf Englisch: „Ich fühle keinen Druck, muss immer ich selbst sein, kühlen Kopf zu bewahren ist mein Job. Manchmal muss ich auch tough sein. Aber ich will die Spieler nicht bestrafen, das verdienen sie nicht und brauchen sie nicht. Es ist zu früh, von einer Krise zu sprechen.“ Und das mit dem Hotel ist auch kein Drama. „Das hilft, die Sinne zu schärfen“, so Hummels, „dann schauen wir halt gemeinsam Champions League.“