Pechvogel Badstuber: "Ich werde wiederkommen!"
München - Was ist momentan nach einem Bundesligaspiel des FC Bayern das Wichtigste? Nein, nicht die drei Punkte. Die schlichte Feststellung: keine Verletzten.
Beim 3:1 in Augsburg musste Pep Guardiola schwierige Momente durchstehen. Nachdem Arturo Vidal, zuvor immer wieder mit schmerzverkrampftem Gesicht humpelnd, infolge eines Zusammenpralls mit FCA-Profi Caiuby ausgewechselt werden musste, lag David Alaba am Boden und sortierte sein Gebiss. Guardiola tigerte an der Seitenlinie unruhig umher wie ein Verwandter, der auf dem Krankenhausflur auf Nachrichten der Ärzte wartet.
Am Montag gab’s Entwarnung. Die Blessuren von Vidal, laut Sammer ein "absolutes Horn" und Alaba bedürfen lediglich Schönheitsreparaturen. Der Chilene sei "komisch vom Kopf her" gewesen, attestierte Sammer – man sollte ihm das bayerische Wort "damisch" beibringen. Mit spanischen Reportern parlierte Vidal trotz Pflaster recht flüssig. Auch Alaba musste aufs Auslaufen verzichten, musste zum Zahnarzt. Weil, so Doc Sammer, "im hinteren Bereich ein paar Kleinigkeiten abgebrochen" seien.
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Entwarnung. Erleichterung. Mal was anderes als das Entsetzen nach dem Badstuber-Drama. Am Samstag hatte sich der Innenverteidiger das linke Sprunggelenk gebrochen. Tags darauf in Augsburg wirkten einige seiner Mitspieler immer noch ganz blass. "Es ist unglaublich, was Holger miterleben muss. Die Stimmung ist schwer zu beschreiben", sagte Kapitän Philipp Lahm niedergeschlagen, "er ist einer von uns, der so viel gelitten hat in den letzten Jahren."
Drei Monate mindestens wird der 27-Jährige fehlen, Saison und EM gestrichen. Als Zeichen des Mitgefühls trugen Spieler (vorm Anpfiff), Trainer (während des gesamten Aufenthalts) und Betreuer rote T-Shirts mit Badstubers Namen und dessen Trikotnummer 28. "Wir sind bei dir. Du schaffst es wieder." In Worten drückte es Arjen Robben aus: "Wir alle sind in Gedanken immer noch beim Holger, für ihn ist das das Allerallerschlimmste." Auch die Fans widmeten Badstuber eine Choreo. Guardiola sprach bewegt von einem "schrecklichen Albtraum". Auf Twitter machten ihm nahezu alle Teamkollegen Mut. Motto: Er schafft das! Damit sich die Stimmung schnell dreht. Vom Schock zur Motivation.
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"Er war es ja auch der nach der OP gleich wieder Kampf-Signale gesendet hat", sagte Sammer. Badstuber konnte am Montag das Krankenhaus wieder verlassen: "Ich freue mich, dass ich jetzt nach Hause kann. Natürlich war das auch für mich ein großer Schock, aber ich blicke positiv nach vorne. Ich werde wiederkommen – das kann ich allen versprechen", sagte er auf fcb.de.
Nach der vierten schweren Verletzung und der dritten am linken Bein (Muskelsehnenriss im September 2014, Muskelriss im April 2015, nun der Knöchelbruch samt Ansatz des Wadenbeins im Gelenk) glaubt Thomas Müller an seinen Spezl. "Holger ist Anfang des Jahres auf beeindruckende Art und Weise zurückgekommen. Ich bin zuversichtlich, dass er das nochmal schafft. Holger wird sich nicht aus der Bahn werfen lassen. Wir brauchen ihn nicht abschreiben, er wird seinen Weg machen. Wir als Mannschaft werden ihn weiter pushen." Getreu Badstubers Motto: Power on!