Pariser Revanchegelüste: Trotzdem spricht sehr viel für den FC Bayern
München - Den 23. August des vergangenen Jahres werden die Stars von Paris Saint-Germain noch im Kopf haben, sie werden sich an den Schmerz erinnern und ihn als zusätzliches Aufputschmittel nutzen, wenn sie am 7. April im Mannschaftsbus vor der Allianz Arena anrollen.
Nach dem verlorenen Champions-League-Finale von Lissabon (0:1), das der Franzose Kingsley Coman per Kopfballtreffer für den FC Bayern entschied, kommt es im Champions-League-Viertelfinale zur Neuauflage dieses prickelnden Duells. Bayern gegen PSG, Robert Lewandowski gegen Kylian Mbappé, Hansi Flick gegen Mauricio Pochettino.
Ja, genau: Pochettino.
Der Argentinier hat Thomas Tuchel als PSG-Coach abgelöst – und selbst noch eine Rechnung mit Bayern offen. Vergangene Saison verlor er mit seinem damaligen Team Tottenham Hotspur in der Gruppenphase mit 2:7 gegen die Münchner, die damals noch von Niko Kovac trainiert wurden. Lange her, klar. Aber ein weiterer Grund, warum die Pariser mit großen Revanchegelüsten nach München reisen werden und warum diese Paarung so viel Spannung und Emotion verspricht.

Kahn: "Absoluter Hammer-Gegner"
Paris, sagte Bayern-Vorstand Oliver Kahn, sei "ein absoluter Hammer-Gegner". Auch er musste "sofort ans Finale in Lissabon denken", in dem die Bayern dank Coman mit 1:0 triumphiert hatten. "Es ist ein tolles Los", sagte der Finalheld.
Gegen das Starensemble um Mbappé und Neymar, der im August nach der Endspielpleite heftig weinte und aktuell wegen einer Adduktorenverletzung ausfällt, werde Bayern "auf höchstem Niveau gefordert", meinte Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Kapitän Manuel Neuer erwartet "zwei gigantische Spiele". Das Rückspiel findet am 13. April in Paris statt. Aber, betonte Kahn, "wir haben gezeigt, dass wir im Moment die beste Mannschaft in Europa sind – uns muss man auch erstmal schlagen". Deshalb sagte Salihamidzic vor dem Rendezvous selbstbewusst: "Wir wollen ins Finale."

Französische Mannschaften liegen den Bayern
Der Optimismus ist angebracht, es spricht tatsächlich sehr viel für Bayern. Zum Beispiel die Europacup-Historie. In allen vier K.o.-Duellen mit französischen Teams setzten sich die Münchner durch – 2009/10 im Halbfinale gegen Olympique Lyon, 2011/12 im Viertelfinale gegen Olympique Marseille, 2019/20 im Halbfinale wieder gegen Lyon und im Finale dann eben gegen PSG.
Auch Flick klang am Freitag nicht unbedingt ängstlich, als er über den Viertelfinalkontrahenten sprach. "Paris ist ein starker Gegner und hat Ausnahmespieler in seinen Reihen", sagte er: "Wichtig ist, dass man zwei Spiele auf höchstem Niveau bestreitet." Und das ist den Münchnern, die zuletzt sechs Spiele in Folge gewonnen haben und in der Champions League unter Flick noch ungeschlagen sind, durchaus zuzutrauen. "Wir haben uns weiterentwickelt in den letzten Spielen. Wir sind beim Pressing wieder da, wo wir uns sehen wollen", ergänzte Flick. Das soll PSG zu spüren bekommen.
Spektakel im Halbfinale?
Im Halbfinale würde Bayern dann auf Manchester City oder Borussia Dortmund treffen – beide Varianten versprechen ein Spektakel. "Es wird für Dortmund und für uns eine Herausforderung", sagte Flick und stellte klar: "Sowohl wir als auch Dortmund haben aber die Möglichkeit, ins Halbfinale zu kommen." Als Endspielgegner sind Real Madrid und der FC Liverpool sowie der FC Porto und der FC Chelsea möglich – mit Ex-Paris-Coach Tuchel.

Doch zunächst stehen für Bayern noch zwei knifflige Spiele in der Bundesliga an, diesen Samstag gegen den VfB Stuttgart (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) und am 3. April dann bei RB Leipzig. Dazwischen liegt die Länderspielpause.
Bei Thomas Müller ist die Vorfreude auf PSG schon jetzt zu spüren. "Ab dem Viertelfinale ist die Leistungsdichte enorm hoch, nur noch die besten Mannschaften sind da im Rennen", sagte er. "Da sind es dann diese kribbeligen Spiele."
Auch bei Paris dürfte es kribbeln – denn die Chance auf Revanche ist gekommen.