Ottmar Hitzfeld sicher: "Bayern wird noch stärker"

Ottmar Hitzfeld spricht in der AZ über das Duell seiner Ex-Klubs, warum für den BVB mehr auf dem Spiel steht und was er Carlo Ancelotti zutraut.
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Ottmar Hitzfeld war von 1998 bis 2004 und 2007 bis 2008 Bayern-Trainer.
dpa Ottmar Hitzfeld war von 1998 bis 2004 und 2007 bis 2008 Bayern-Trainer.

München - Der 67-jährige Ottmar Hitzfeld gewann als Trainer mit Borussia Dortmund (1997) und dem FC Bayern (2001) die Champions League.

AZ: Herr Hitzfeld, am Samstag treffen Ihre beiden Ex-Vereine Dortmund und der FC Bayern aufeinander. Wie sind da Ihre Sympathien verteilt?
OTTMAR HITZFELD: Ich Freude mich auf ein Highlight, bei dem die Spannung sehr groß ist. Wer wird dem Druck gerecht? Wer bringt die Topleistung? Der FC Bayern war ja mein letzter Klub. Von daher stehe ich Bayern etwas näher als Borussia Dortmund.

Auch für Mats Hummels und Mario Götze, die im Sommer sozusagen die Vereine getauscht haben, wird es sicher keine gewöhnliche Partie.
Für sie ist es ein sehr spezielles Spiel. Bei beiden wird auch von den Fans jede Aktion genau beobachtet. Der Druck lastet vermehrt auf ihren Schultern und die Belastung ist extremer.

Hat das Duell Dortmund gegen Bayern mittlerweile den Status wie der Clasico Real gegen Barcelona in Spanien?
Das Duell hat sich schon zum Clasico in Deutschland entwickelt, das ganze Land wartet darauf. Borussia Dortmund wird auch in Zukunft der große Konkurrent der Bayern bleiben.

Diese Spieler wechselten zwischen Dortmund und Bayern

Mit einem Sieg könnte der BVB die Meisterschaft noch einmal richtig spannend machen. Aktuell liegt Dortmund sechs Punkte hinter Tabellenführer Bayern auf dem fünften Rang.
Für Dortmund steht mehr auf dem Spiel als für Bayern, denen schon ein Punkt reicht, um den BVB auf Distanz zu halten. Dortmund muss unbedingt gewinnen, wenn sie noch ins Meisterschaftsrennen eingreifen wollen.

Wie ernst nehmen Sie dabei RB Leipzig, das aktuell punktgleich mit Bayern ist?
Leipzig spielt eine Supersaison. Sie haben noch den Schwung des Aufstiegs, nichts zu verlieren und genug Qualität, um in der oberen Hälfte mitzuspielen. Wenn Rückschläge kommen, gibt es dort keine großen negativen Szenarien. Wenn Leipzig dagegen mal Erster wäre, würde bei Bayern wahrscheinlich Unruhe ausbrechen. Aber über 34 Spieltage glaube ich nicht, dass RB Bayern gefährlich werden kann. Noch nicht.

Wie bewerten Sie die bisherige Saison der Bayern?
Bayern hat in den vergangenen Jahren auf unglaublich hohem Niveau gespielt. Die drei Spielzeiten unter Guardiola waren aber auch kräftezehrend. Ancelotti braucht noch etwas Zeit. Er hat die Rückrunde im Visier und weiß ganz genau, wie wichtig es ist, dass man im April, Mai genügend Power für die entscheidenden Spiele hat. Daher rotiert er mehr als Guardiola. Bayern spielt nicht das extreme Pressing, hat vielleicht auch beim Ballbesitz und der Passgenauigkeit ein wenig nachgelassen. Aber es reicht ja trotzdem. Bayern ist für mich nach wie vor die beste Mannschaft, nicht nur in der Bundesliga, sondern auch in Europa.

Bayern wirkte zuletzt aber defensiv anfällig und offensiv nicht so zwingend.
Das hängt auch damit zusammen, dass Ancelotti viel rotiert. Er plant langfristig, nicht nur auf das nächste Spiel hin bezogen. Darum bin ich überzeugt, dass der FC Bayern in der Rückrunde noch stärker sein wird.

Wo steht Dortmund nach den Abgängen von Gündogan, Mkhitaryan und Hummels?
Dortmund hat das erstaunlich gut weggesteckt. Tuchel macht einen sehr guten Job, gibt vielen jungen Spielern eine Chance. Es ist nicht einfach, so eine Spielerpersönlichkeit wie Mats Hummels im Abwehrbereich zu ersetzen. Da ist Dortmund noch nicht ganz so stabil.

Kann der BVB die Bayern kurzfristig angreifen oder doch eher langfristig?
Jetzt ist die Gelegenheit da, um aufzuschließen und Bayern etwas nervös zu machen. Auch wenn man das langfristig im Auge hat, muss man die Gelegenheit kurzfristig ausnutzen. Von daher ist es für Dortmund eines der wichtigsten Spiele dieser Saison.

Thomas Tuchel wird häufig mit Pep Guardiola verglichen. Sehen Sie da Parallelen?
Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie und setzt diese anders um. Tuchel ist sicherlich auch ein Taktikfreak, der, ähnlich wie Guardiola, sehr viel Wert auf Details legt.

Martínez: "Schlafe fast immer schon um zwölf"

Auch beim FC Bayern steht ein Umbruch an. Die Verträge von Ribéry, Robben und Alonso laufen am Saisonende aus, der von Lahm 2018. Kann der FC Bayern denn überhaupt schon auf diese Spieler verzichten?
Wenn die Spieler fit sind, eigentlich nicht. Ribéry und Robben in einer guten körperlichen Verfassung sind nach wie vor unersetzbar. Bayern hat großartige Talente, aber zum Beispiel Coman und Costa brauchen schon noch Zeit.

Was halten Sie davon, dass Lahm möglicherweise spätestens 2018 eine verantwortliche Position im Verein übernehmen könnte?
Philipp Lahm hat eine großartige Karriere hinter sich, kommt aus der Bayern-Jugend. Er ist eine Identifikationsfigur. Solche Spieler sind für den Verein sehr wertvoll. Es ist die richtige Philosophie bei Bayern, solche Spieler irgendwann in die Vereinsführung einzubinden, auf welcher Position auch immer.

Zunächst steht die Rückkehr von Uli Hoeneß an die Vereinsspitze bevor. Er will sich kommende Woche wieder zum Präsidenten wählen lassen.
Ich habe mich sehr Freude, als ich gehört habe, dass Uli wieder zurückkehren will. Er wird mit überwältigender Mehrheit gewählt werden. Er ist ein Urgestein des FC Bayern. Bayern hat ihm unglaublich viel zu verdanken, genau wie die ganze Bundesliga – weil er ein Vorreiter ist und den Fußball sportlich und auch wirtschaftlich in eine ganz neue Dimension geführt hat.

Sind der FC Bayern ohne Uli Hoeneß und Uli Hoeneß ohne den FC Bayern für Sie überhaupt vorstellbar?
Nein, zur Zeit nicht.

Befürchten Sie, dass Hoeneß es irgendwann doch noch einmal versucht, Sie von einer Rückkehr ins Fußballgeschäft zu überzeugen?
(lacht) Nein, diese Zeit ist irgendwann mal abgelaufen. Ich hatte eine tolle Zeit beim FC Bayern und bin sehr glücklich damit, dass ich nach der WM 2014 als Nationaltrainer der Schweiz meine Karriere beendet habe – und zwar endgültig. Fußball war aber immer meine Leidenschaft und bleibt das auch weiterhin.

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