OP-Schock bei Alaba: Wer ersetzt den Unverzichtbaren?

München - Die Familie hält zusammen. Vor allem in schlechten Zeiten. Vater George, früher Musiker und DJ, heute Manager des Bayern-Profis, begleitete David Alaba am Donnerstagmorgen auf dem Weg zur Praxis von Bayerns Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.
Um 10.59 Uhr kam Alaba, der sich am Mittwochabend kurz vor Ende des Champions-League-Spiels gegen den AS Rom (2:0) eine Innenbandverletzung im rechten Knie zugezogen hatte, am Alten Hof an, vorgefahren in einem Audi. Alaba saß auf dem Rücksitz hinter dem Beifahrer, quälte sich mit Krücken aus dem Wagen und humpelte Richtung Praxiseingang. „Wie geht’s?“, wollten die Reporter wissen. „Ja, passt scho“, sagte der 22-Jährige in abwehrendem, leicht ironischen Ton mit Wiener Klangfarbe. Kurze Nachfrage en passant: „Tut's weh?“ Klare Antwort: „Ja.“ Und weg war er zur Untersuchung. Die Diagnose gab später der Klub bekannt: Teilriss des Innenbandes und Innenmeniskus-Verletzung. Eine Operation ist unumgänglich.
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Der Österreicher wird mindestens bis zum Start der Rückrunde Ende Januar ausfallen. "Das ist im Moment ganz bitter für mich", sagte Alaba nach der Schock-Diagnose. Um 13.21 Uhr verschwand er durch einen Seitenausgang. Der Rest des Fußballjahres bedeutet für ihn: Pause. Frust. Reha. Und etwas mehr Zeit für seine Familie. Notgedrungen. Für Freundin Katja, eine Handballspielerin aus Wien, für 1860-Kumpel Rubin Okotie. Für Vater George und Mutter Gina sowie Schwester Rose May, eine Sängerin, über die David sagt: „Sie ist ein echter Kumpeltyp.“
Seine andere Familie, die Bayern-Familie, hatte ihm bereits am späten Mittwochabend warme Worte auf den beschwerlichen Weg der Reha mitgegeben. Sie kamen von einem Fan, vom Trainer. „Das ist sehr schade für David“, sagte Pep Guardiola und setzte an zu einer Lobeshymne, die vermuten ließe, der Linksfuß sei sein Spieler des Jahres: „David ist ein Total-Fußballspieler, ein kompletter Spieler. Er ist überragend, kann alles spielen, alle Positionen spielen – egal wo. Er beklagt sich nie und gibt immer 100 Prozent.“
Franck Ribéry mit einem Tor für den Cousin
Tatsächlich hatte es zuletzt den Anschein, Alaba hätte immer und vor allem überall gespielt im Bayern-Team. Links hinten, ob in der Dreier- oder in der Viererkette, im defensiven, zentralen Mittelfeld, weiter vorne mit Zug zum Tor oder mit Flügelpartner und Kumpel Franck Ribéry als Linksaußen. Meist wechselte er, einer der Freistoßschützen Nummer eins, auf Wunsch von Guardiola die Position. Und das spielend. Leicht und locker. Als er sich verletzte, war Alaba vor dem generischen Tor positioniert. Ein Musterschüler, ein Multitalent.
Als einziger Feldspieler stand Alaba in allen 17 Pflichtspielen der Bayern diese Saison in der Startformation (bei nur drei Auswechslungen),erzielte zwei Treffer im Pokal. Kategorie unverzichtbar. Den Treffer von Ribéry zum 1:0 gegen Rom bereitete er perfekt vor. Und nun? Wer ersetzt den Unersetzbaren, der mit 17 Jahren im März 2010 als damals jüngster Bayern-Profi in der Bundesliga debütierte?
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Spielen die Bayern mit Dreierkette, kann Dante nach links außen rutschen. In einer Viererkette wäre der Spanier Juan Bernat erste Wahl, wird der 21-Jährige, ebenfalls ein Dauerspieler, einmal geschont, könnte auch Ylli Sallahi (20), wie Alaba Österreicher, als Linksverteidiger zum Einsatz kommen. Ansonsten kickt Sallahi, ein Bundesliga-Einsatz bisher, bei der Zweiten Mannschaft in der Regionalliga.
Neun Spiele verpasst Alaba bis zur Winterpause, sieben in der Bundesliga und zwei in der Champions League. Am meisten wird Alaba der Verzicht auf das wichtige EM-Qualifikationsspiel der Österreicher am 15. November in Wien gegen Russland treffen. Felix Austria? Ohne Wunderknabe David derzeit ein wenig unglücklich. Vor einer Woche hatten sie ihren Hero wie 2013 zum Sportler des Jahres gewählt. Vor Ski-Star Marcel Hirscher.