Nun auch Mehmet Scholl? FC Bayern zurück in die Zukunft

Mehmet Scholl soll wieder die Amateure trainieren – und könnte nach Salihamidzic, Kovac und Klose der nächste Rückkehrer sein.
von  Maximilian Koch
Wird er der nächste Rückkehrer beim FC Bayern? Mehmet Scholl (l.).
Wird er der nächste Rückkehrer beim FC Bayern? Mehmet Scholl (l.). © firo/Augenklick

München - Der Retro-Weg beim FC Bayern wird inzwischen so entschlossen beschritten, dass sogar Lothar Matthäus eine Rolle dabei spielt. Der frühere Kapitän und Leitwolf war dieser Tage in Miami anwesend, um über die Vorbereitungs-Tour der Bayern im Sommer zu sprechen. Wohlgemerkt: als offizieller Vertreter des Klubs. Vor einigen Jahren wäre daran ja nicht mal zu denken gewesen. Hatte Uli Hoeneß 2002 nicht sogar die Rolle des Greenkeepers für Matthäus ausgeschlossen?

Auch Matthäus soll zum FC Bayern zurückkehren

2018 ist vieles anders beim FC Bayern – und offenbar (fast) alles möglich. Matthäus, der sich mit Präsident Hoeneß schon vor längerer Zeit versöhnt hat, wird den Klub im Sommer auf seiner US-Tour begleiten. Zum nächsten Schritt, der Rolle des Markenbotschafters, ist es für den Rekordnationalspieler wohl gar nicht mehr so weit.

Laut Sport Bild denken die Bayern nun auch über einen Ex-Kollegen von Matthäus nach: Mehmet Scholl. Der Feingeist von einst soll das Amateur-Team aus der Regionalliga ab Sommer übernehmen, heißt es.

Zur Erinnerung: Scholl hatte die Zweite Mannschaft bereits von Ende April 2009 bis 2010 sowie 2012/13 betreut – mit überschaubarem Erfolg. Zuletzt war Scholl mit fragwürdiger Kritik an "Laptop-Trainern" und "weichgespülten" Talenten aufgefallen. Die Bayern scheint das aber nicht weiter zu stören. "Stallgeruch" ist offenbar eines der wichtigsten Einstellungskriterien zurzeit.

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FC Bayern: Zurück in die Zukunft mit altbekannten Kräften

Die aktuellen Personalentscheidungen, dazu zählen auch die Wahl Niko Kovacs als Nachfolger von Jupp Heynckes und die bevorstehende Verpflichtung von Miroslav Klose als Coach der U17, zeigen dieses neue Motto der Vereinsführung auf: Zurück in die Zukunft – mit altbekannten Kräften, die den FC Bayern gut kennen. "Wir haben gerne Spieler bei uns im Verein, die eine große Spieler-Karriere hatten", kommentierte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge etwa die Personalie Klose: "Das ist eine tolle Idee, die ich sehr begrüße."

Zuvor hatten Rummenigge und Hoeneß mit Hasan Salihamidzic (Sportdirektor), Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (Teamarzt) sowie dem Trainerteam Heynckes, Peter Hermann und Hermann Gerland bereits den Mia-san-Mia-Faktor deutlich erhöht. In dieser Saison könnte am Ende der Triple-Triumph stehen – vor allem dank Heynckes, der Tradition und Innovation perfekt verbindet. Nur: Bringt das Bayern-Modell auch in Zukunft den gewünschten Erfolg?

Trendwende bim FC Bayern 

Fakt ist, dass der Klub immer weniger Einflüsse von außen zulässt. Von 2014 bis 2016 bestand die sportliche Führung der Bayern noch aus Trainer Pep Guardiola, Sportvorstand Matthias Sammer und Kaderplaner Michael Reschke. Drei ausgewiesene Fachleute in ihren Bereichen, die ohne Bayern-Vergangenheit in den Verein kamen. Und für wichtige Impulse sorgten, etwa bei der Spielphilosophie oder in der Transferpolitik (unter anderem kamen Joshua Kimmich und Kingsley Coman). Zuvor hatte bereits der streitbare Louis van Gaal, ebenfalls als Außenstehender verpflichtet, den Klub entscheidend weitergebracht.

Im Frühjahr 2018 setzen die Bayern vor allem auf sich selbst, auf die Erfahrung von Rummenigge (62) und Hoeneß (66), die noch lange nicht amtsmüde sind. Auch deshalb blieben mögliche Modernisierer wie Philipp Lahm oder Thomas Tuchel bislang außen vor. Eine klare, übergeordnete Spielphilosophie? Ist weiter nicht zu erwarten, auch unter Kovac nicht. Eher Mentalitätsfußball und eine Stärkung des Individualismus.

Insofern ergibt die Idee mit Mehmet Scholl, der besonders diesen Punkt bei seinem Rundumschlag gegen die Nachwuchsförderung und junge Trainer kritisiert hatte ("Das einzelne Individuum spielt heutzutage bei ihnen keine Rolle mehr"), durchaus Sinn aus Bayern-Sicht. Mia san Mia – das ist und bleibt die Philosophie des Klubs.

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