Neuer Look, alter Partner: David Alabas Neustart
Landshut - Reset. Neustart. Mario Götze wählte dieses Wort, als er vor wenigen Tagen in den sozialen Netzwerken seine Rückkehr zu Borussia Dortmund kommentierte. Nochmal auf Null, alles zurücksetzen – das ist der Wunsch des Weltmeisters, der bei der alten Liebe seine Karriere retten will, nach drei enttäuschenden Jahren beim FC Bayern. Für David Alaba, Götzes besten Bayern-Kumpel, sind diese Juli-Tage auch so etwas wie ein Neuanfang. Seine Situation ist zwar nicht vergleichbar mit der von Götze, er war ja immer Stammspieler bei den Bayern, doch nach einer frustrierenden EM mit Österreich, die schon in der Vorrunde endete, musste sich Alaba zuletzt viel Kritik anhören. So viel wie noch nie in seiner Karriere.
Das Testspiel am Samstag in Landshut war deshalb eine kleine Befreiung für Alaba, auch wenn es sich beim Gegner um einen Sechstligisten handelte. Der 24-Jährige war neben Franck Ribéry auffälligster Bayern-Akteur, sein Linksknaller in den Winkel zum zwischenzeitlichen 2:0 (39. Minute) die spektakulärste Szene des Spiels. „Es war nicht leicht, in den Alltag zurückzukehren“, twitterte Alaba nach der Partie mit Blick auf den Amoklauf am Freitag, „aber es war ein guter Test gegen ein engagiertes Team“. Die Landshuter machten ihre Sache tatsächlich mehr als ordentlich, besonders Torhüter Johannes Huber zeigte in der ersten Halbzeit tolle Paraden. „Wir waren unter Dauerfeuer“, sagte er, „aber wir wollten uns nicht abschießen lassen und das ist uns gelungen“.
Lesen Sie hier: So reagieren die Bayern-Stars auf den Amoklauf
Franck Ribéry hatte die Bayern nach feinem Solo in Führung gebracht (34.), in der zweiten Halbzeit, als von den etablierten Stars nur noch Alaba auf dem Platz stand, erzielte Daniel Hägler den 3:0-Endstand (79.). „Wir wollten besser spielen, aber es ist nicht einfach im Moment, weil noch viele bei uns fehlen“, sagte Kapitän Philipp Lahm. Die sportlichen Erkenntnisse hielten sich in Abwesenheit der EM-Urlauber auch im dritten Test unter Carlo Ancelotti in Grenzen, aber ein paar gab es dann doch. So ließ der italienische Coach, der Xabi Alonso, Rafinha und Thiago schonte, abermals in einem 4-3-2-1-System spielen, das er wohl als passend für den Bayern-Kader erachtet. Für Alaba ist bei dieser Variante der Platz links hinten in der Viererkette vorgesehen, Ancelotti will das Duo Alaba/Ribéry offenbar nicht trennen. In der österreichischen Nationalelf und auch unter Pep Guardiola hatte Alaba auf anderen Positionen gespielt, am stärksten war er jedoch stets als Linksverteidiger.
Lesen Sie hier: Götze mit "Demut" nach Dortmund
An Alabas Seite, in der Innenverteidigung, agierte in Landshut Felix Götze. Der 18-jährige Bruder von Mario hinterließ wie schon in der gesamten Vorbereitung den besten Eindruck aller Junioren. In puncto Spieleröffnung, Ausstrahlung und Zweikampfverhalten ist der Youngster schon sehr weit. Vielleicht sieht man im Bayern-Kader ja dann doch wieder den Namen Götze – aber eben nicht mehr den von Mario. „Für mich persönlich ist es sehr schade, dass er gewechselt ist“, sagte Alaba am Samstag, „ich habe mich sehr gut mit ihm verstanden, auch außerhalb des Platzes.“ Doch man müsse seine Entscheidung respektieren: „Ich wünsche ihm nur das Beste.“
Reset. Für Götze und für Alaba, der sich auch optisch verändert hat: Die blonden Strähnen sind aus seinem Haar verschwunden. Im Interview mit „goal.com“ hatte er zuletzt offenbart, bei der EM an Grenzen gestoßen zu sein. „Für mich persönlich war es das erste Mal, nach so einer langen Saison noch ein Turnier zu spielen“, sagte er: „Man hat dann gemerkt, dass es eine lange Saison war. Nach der EM habe ich feststellen müssen, dass die Kräfte ein wenig zu Ende gegangen sind. Es war für den Körper und auch den Kopf mal etwas ganz anderes.“ Das ist Vergangenheit. Alabas Neustart hat begonnen.