Nagelsmanns Agenda: Die schwierigen Aufgaben des Trainers in der Vorbereitung

An diesem Montag startet der FC Bayern mit seinem neuen Trainer Julian Nagelsmann offiziell in die Vorbereitung. Viele EM-Fahrer fehlen noch – es ist nicht die einzige Herausforderung für den Coach.
von  Maximilian Koch
Jüngster Bayern-Coach seit Sören Lerby: Julian Nagelsmann.
Jüngster Bayern-Coach seit Sören Lerby: Julian Nagelsmann. © Jan Woitas (dpa-Zentralbild)

München - Das Bayern-Training unter Hansi Flick war schon äußerst anspruchsvoll für Körper und Geist, doch der neue Coach Julian Nagelsmann wird die Münchner Stars in dieser Hinsicht noch mehr fordern - oder eher gesagt: überfordern.

Denn das ist tatsächlich eine der Grundideen des 33-Jährigen, der den künftigen Bundestrainer Flick beerbt. "Die Jungs sollen unter Druck und einer körperlichen Anstrengung viele Informationen wahrnehmen und selektieren und dann schnelle Entscheidungen treffen", erklärte Nagelsmann in seiner Zeit bei RB Leipzig einmal das Prinzip der Überforderung.

Wie Nagelsmann die Spieler austrickst

Teilweise trickst er seine Spieler auch ein bisschen aus, lässt sie die ganze Woche über ohne vorherige Erklärung Passfolgen trainieren, die auf den nächsten Gegner zugeschnitten sind - seine Mannschaft merkt den Effekt dann erst während der jeweiligen Partien. Und ist von der Wirksamkeit verblüfft.

Der Erfolg gibt Nagelsmann recht, seine Methoden haben auf den Stationen bei 1899 Hoffenheim und in Leipzig prima funktioniert.

Erstmal stehen Leistungstests an

Übrigens auch die Maßnahme, direkt am Trainingsplatz große Videoleinwände zu installieren, um den Spielern während der Einheiten taktische Feinheiten zu erklären. Es wird anspruchsvoll ab dem ersten Training am Mittwoch, ganz sicher.

Diesen Montag und Dienstag darf sich der Geist zunächst noch ein bisschen ausruhen - an der Säbener Straße stehen Leistungstests an, um die körperliche Form zu checken.

Die Nagelsmann-Agenda

Die Bayern-Vorbereitung beginnt - und die AZ nennt die wichtigsten Aufgaben für den neuen Trainer: Nagelsmanns Agenda.

Neues Spielsystem installieren: Dass eine Dreierkette in der Abwehr komplett schiefgehen kann, bewies die deutsche Mannschaft bei der EM eindrucksvoll. Auch Nagelsmann setzt auf dieses Abwehrsystem, da es ihm die größtmögliche Flexibilität bietet.

Nach vielen Jahren mit Viererkette muss sich das Bayern-Team umstellen. Vier Testspiele (17. Juli gegen Köln, 24. Juli gegen Ajax, 28. Juli gegen Gladbach und 31. Juli gegen Neapel) bleiben Nagelsmann neben der Trainingsarbeit, um das neue System einzustudieren.

Nicht ideal: Etliche EM-Fahrer steigen erst Mitte oder Ende Juli ins Training ein. Torjäger Robert Lewandowski hat Nagelsmann sogar einen Sonderurlaub bis zum 26. Juli gestattet.

Abwehr zusammenbauen: Nach den Abgängen der Stamm-Innenverteidiger David Alaba und Jérôme Boateng wird die Defensive komplett neu aufgestellt. Neuzugang Dayot Upamecano, den RB Leipzig doch schon jetzt zu Bayern ziehen lässt und nicht erst am 15. Juli, nimmt die zentrale Rolle als Abwehrchef ein.

Daneben ist Lucas Hernández links in der Dreierkette gesetzt, sofern er nach seiner Knie-OP rechtzeitig fit wird. Rechts heißen die Optionen Niklas Süle, Tanguy Nianzou und Benjamin Pavard. Der Franzose muss nach einer schwachen EM um seinen Stammplatz bangen, im 3-5-2 oder 3-4-3 ist Pavard aber ohnehin nicht die perfekte Besetzung. Bayern schaut sich auf dem Transfermarkt um. Als linker Außenverteidiger plant Nagelsmann Alphonso Davies ein, Neuzugang Omar Richards ist eine Alternative.

Kader verstärken: "Wir haben wegen Corona in diesem Sommer klare wirtschaftliche Limits und können uns auch nur innerhalb dieser Limits bewegen", erklärte Sportvorstand Hasan Salihamidzic jüngst. Dennoch: Ein Rechtsverteidiger soll kommen, dazu eventuell ein offensiver Flügelspieler und ein Innenverteidiger.

Vorher möchten die Münchner erst Spieler verkaufen. Kandidaten sind Joshua Zirkzee, Michael Cuisance, Adrian Fein, Bouna Sarr und Corentin Tolisso. Die Situation bei Kingsley Coman ist unklar, es gibt großes Interesse aus der englischen Liga. Coman will (noch) mehr Geld verdienen.

EM-Frust bewältigen: Besonders für die französischen und deutschen Nationalspieler verlief die Endrunde enttäuschend. Süle durfte nur wenige Minuten spielen, in der Offensive erlebten Thomas Müller, Serge Gnabry und Leroy Sané fast ausschließlich negative Momente. Diese gilt es jetzt im Urlaub zu verarbeiten, um dann mit Nagelsmann neue Ziele anzugehen.

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