Nach Traumtor: Tuchel macht Guerreiro Hoffnung auf Startelfeinsatz gegen Arsenal – "Rapha kann immer starten"
München – Mathys Tel nach elf Minuten? Abgewehrt. Harry Kane in Minute 34? An den Pfosten. Wieder Tel, kurz vor der Pause, wieder ans rechte Gestänge. Es war ein Samstagnachmitttag, an dem der FC Bayern, gegen den 1. FC Köln nicht nur unhaltbar für Effzeh-Keeper Marvin Schwäbe, sondern auch präzise servieren musste. Auftritt Raphaël Guerreiro in Minute 65: Der Portugiese nahm nach einem kurz ausgeführten Eckball Maß und knallte die Kugel perfekt in den linken Winkel.
Tuchel lobt Guerreiro: "Potential und Qualität auf jedem Niveau zu spielen"
Ein 113 km/h schneller Pinselstrich, der wegweisend für den 2:0-Erfolg des Rekord- und Noch-Meisters war – und mit dem sich Guerreiro wieder in den Dunstkreis der Startelf gespielt hat. "Rapha kann immer starten, weil er das Potential und die Qualität hat, immer, auf jedem Niveau zu spielen", bestätigte Thomas Tuchel, der aufgrund seiner Gelbsperre erst eine halbe Stunde nach Spielschluss Interviews geben durfte. Alphonso Davies, der normalerweise auf der linken Seite gesetzt ist, handelte sich, beim 2:2 bei Arsenal, bereits früh im Spiel seine dritte gelbe Karte des laufenden Wettbewerbs ein und wird das Rückspiel somit gesperrt verpassen.
Trotz eher ungewohnter Position im defensiven Mittelfeld wusste Guerreiro zu überzeugen. Mit 11,16 Kilometern gehörte der Portugiese, bis zu seiner Auswechslung, zu den laufstärksten Spielern und brachte 86 Prozent seiner Pässe an. Zudem erwies er sich erneut als Glücksgriff. Gegen Köln erzielte er sein drittes Saisontor. Wie die ersten beiden gegen den 1. FC Heidenheim (4:2, zum 3:2) und Union Berlin (1:0) erneut ein spielentscheidendes.
"Wusste nicht, ob ich flanken oder schießen soll": Guerreiros spät gewolltes Kunststück
"Josh (Kimmich, d. Red.) führt die Ecke aus. Ich habe den Ball gefordert, weil ich gesehen habe, dass ich viel Platz bekomme", erklärte Guerreiro nach dem Spiel. "Als ich den Ball kontrolliert habe, wusste ich nicht, ob ich flanken oder schießen soll. Als ich den Raum vor mir gesehen habe, bin ich ins Risiko gegangen. Es hat heute funktioniert. An einem anderen Tag vielleicht nicht – wie in der ersten Hälfte, als ich die Großchance vergeben habe. Ich freue mich sehr über das Tor. Am wichtigsten sind aber die drei Punkte."
Die Entscheidung über einen Startelfeinsatz überlässt Guerreiro Thomas Tuchel, schickt allerdings hoffnungsvoll mit einem Lächeln hinterher: "Ich bin natürlich immer bereit, auf dem Platz zu stehen, auf jeder Position. Wir werden am Mittwoch sehen."
Wird es eng für Mazraoui? "Rapha kann das auch spielen"
Profitieren dürfte Guerreiro allerdings auch von einer eher durchwachsenen Performance von Noussair Mazraoui, der auf seiner linken (Nationalmannschafts-)Seite immer wieder Probleme mit dem schnellen Faride Alidou bekam (AZ-Note 4). "Mit dem rechten Fuß würde das ganz gut passen. Er (Mazraoui. d. Red.) hat in der Nationalmannschaft links verteidigt und mit dem rechten Fuß gegen den linken Fuß von (Bukayo) Saka. Er ist einen Tick defensivstärker als Rapha. Aber Rapha kann das auch spielen. Schauen wir mal", ließ sich Tuchel alles offen. "Das sind unsere zwei Optionen. Oder wir machen was Verrücktes und stellen Min-jae (Kim, d. Red.) oder Upa auf die linke Seite." Für eine komplett defensive Viererkette fehle es aber an Vorsprung im Hinspielergebnis, betonte Tuchel.
Dafür könnte Guerreiro am Mittwochabend wieder selbst sorgen. Vielleicht sogar erneut per Traumtor.