Nach Hinspiel-Niederlage: Pep, pack's an!

Die AZ hat Bayerns Trainer nach dem 0:1 in Madrid beim Bankett beobachtet. Worauf es jetzt bis zum Rückspiel gegen Real ankommt.
von  F. Bogner, P. Strasser
Außer Form: Bei Franck Ribéry (l) ist Pep nun als Psychologe gefragt.
Außer Form: Bei Franck Ribéry (l) ist Pep nun als Psychologe gefragt. © dpa

Madrid - Um kurz nach 2 Uhr wurde es auf dem Bayern-Bankett lustig. Am Spanier-Tisch, der von Peps Bruder Pere bestens unterhalten wurde, gab’s Felicidades, Geburtstagsglückwünsche für einen Gast der Runde. Und auch Pep Guardiola, der sich zuvor noch eine Käseplatte bestellt hatte, stieß mit Champagner an. Hoch die Gläser! Auf eine Niederlage? Für ein 0:1 wirkte der Bayern-Trainer seltsam locker, ja gelöst. So wie er direkt nach der Partie gesagt hatte: „Ich bin jetzt noch optimistischer als vor dem Spiel.“

Erst um 3.30 Uhr hatte Pep ausgefeiert, ging als einer der letzten 430 Bankettgäste zu Bett. Die Message, die er am ganzen Abend mit positiver Aura verbreitete: Nichts passiert! Wir packen das noch! Das 0:1 hatte er in Kauf genommen, abgebucht als Ergebnis, das alle Chancen offen lässt. „Ich wollte das Duell keinesfalls schon im Hinspiel verlieren, was in der ersten Halbzeit möglich gewesen wäre“, sagte Pep. Meinte: Wenn Real mit seinen guten Chancen auf 2:0 oder 3:0 gestellt hätte. Tat Madrid aber nicht.

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Für Rückspiel ist so noch alles drin. Hoffnungsvoll ist Pep, sicher, den Schlüssel zum Sieg zu finden. Wenn er selbst anpackt, in fünf Tagen fünf Aufgaben bewältigt. Die AZ zeigt, auf was es nun für ihn ankommt.

Ribéry umsorgen: Ganz anders als Pep sah man Franck Ribéry gegen 2 Uhr traurig in der Hotellobby rumlümmeln. In einen Couchsessel versunken schaute er nochmal das Spiel, seine Frau Wahiba saß ihm wortlos gegenüber. Der Franzose ist total außer Form, was ihm Kummer macht. Hier ist Pep nun als Psychologe gefragt. „Franck ist ein Stimmungsspieler, sehr stark abhängig von der Emotionalität“, erklärt ZDF-Experte Oliver Kahn. „Man muss mit ihm sehr viel kommunizieren, auf ihn sehr stark eingehen.“ Denn: Ribéry ist der Schlüssel zum Sieg über Real. „Er ist derjenige, der den letzten Unterschied ausmachen kann“, sagt Kahn. „Nächste Woche werden wir mit Franck richtig angreifen“, sagt Arjen Robben. „Wir brauchen ihn.“

Beine machen: Klingt einfach, ist es nicht. Die Bayern werden im Rückspiel rennen müssen, als ginge es um ihr Leben. Pep sagt: „Mein Fußball ist sehr, sehr einfach.“ Alle greifen gemeinsam an, alle verteidigen gemeinsam. Zuletzt war Bayerns Spiel aber zu statisch, leicht ausrechenbar. Der Schalter lässt sich nicht so leicht umlegen. „Manchmal hat bei uns vielleicht ein bisschen die Schnelligkeit gefehlt“, sagte Robben selbstkritisch.

Mut einhauchen: Bayerns Selbstverständis ist weg. Guardiola muss seinen Spielern klar machen: Es gibt nichts mehr zu verlieren! Seid zielstrebig und entschlossen! In Madrid hatte Bayern zwar viel Ballbesitz, aber kaum Chancen. „Bayern war optisch überlegen, aber dominant ist etwas anderes“, sagte Kahn. „Wenn ich ständig den Ball dort habe, wo es nicht gefährlich ist, ist das keine Dominanz.“

Müller bringen: Von Beginn an. In Madrid war er als Joker Vorbereiter der besten Chance durch Götze (84.), maulte hernach über seinen abermaligen Bankplatz: „Begeistert bin ich nicht, aber ich bin nicht dazu da, das zu kommentieren. Wir haben nächste Woche eine Riesenaufgabe. Ich denke und hoffe, dass ich der Mannschaft da helfen kann.“ Mit fünf Toren ist er Bayerns bester Champions-League-Torschütze.

Plan B entwickeln: Schnöder Ballbesitz reicht nicht. In Madrid herrschte bei Bayern ein akutes Barça-Syndrom: 64:36 Prozent Ballbesitz, 16:9 Schussversuche, 15 Ecken – Saisonrekord. 840 Pässe spielte Bayern (Real: 410), 26-mal fand der Ball den Weg in den Strafraum. Doch Real reichten acht Strafraumbesuche, um insgesamt gefährlicher zu sein. Für Bayern war gegen das klassisch-biedere 4-4-2 kein Durchkommen. „Was fehlte, war der Abschluss“, sagt Pep. Sportvorstand Matthias Sammer: „Es gibt eine ganz einfache Regel im Rückspiel: Zu dem Ballbesitz und der Dominanz muss der gnadenlose Abschluss kommen. Das müssen die Spieler begreifen.“

 

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