Nach Atlético-Niederlage: Bayern mit Showdown dahoam
Madrid - Es war das Duell Diego Simeone gegen Pep Guardiola, Teil eins. Der Kampf der Kulturen, die Schlacht der völlig konträren Ansätze, ihre Teams auszurichten und Fußball spielen zu lassen. Runde eins geht an den Argentinier und Atlético Madrid. Im Halbfinal-Hinspiel der Champions League bezwangen die Spanier den FC Bayern mit 1:0. Ein Schlagabtausch, der mit dem Rückspiel bereits in fünf Tagen in der Allianz Arena seine Fortsetzung findet.
"Wir haben in der ersten Hälfte Aggressivität und Mut vermissen lassen. Wir werden im Rückspiel alles reinlegen. Ich glaube, dass wir noch ins Finale einziehen werden", sagte Torhüter Manuel Neuer nach der Partie. David Alaba meinte: "Mit unseren Fans im Rücken kann in München alles passieren."
Atlético gegen Bayern: Der Liveticker zum Nachlesen
Oliver Kahn: "Das 1:0 spielt Atlético voll in die Karten." "Auf jeden Fall ein Auswärtstor erzielen", gab Kapitän Philipp Lahm als Ziel aus. Ziel verfehlt. Erste Punktwertung an Atlético. In 16 Champions-League-Heimspielen unter Coach Simeone kassierte man nur ganze vier Gegentore. Es könnte der springende Punkt werden: In den vergangenen beiden Jahren gelang dies den Münchnern in den Halbfinals nicht. Das 0:1 bei Real Madrid und das 0:3 beim FC Barcelona waren jeweils der Genickbruch, die Pleiten im Rückspiel nicht mehr zu drehen. Eine Herkulesaufgabe wartet auf die Pep-Männer.
Guardiola ging sehr hohes Risiko mit der Aufstellung. Er ließ Thomas Müller draußen. Wirklich hohes Risiko? Bei Benfica Lissabon verzichtete der Spanier auf Robert Lewandowski. Aber Müller? Beim 2:0 am Samstag in Berlin war der unorthodoxe Spielertyp Müller einer der schwächsten Akteure. Und Guardiola wollte das Flügelspiel mit Kingsley Coman und Douglas Costa stärken, um das Schlachtfeld in der Mitte, den Ort, den Atlético so liebt, etwas zu verlassen. Franck Ribéry schien ihm dafür nicht geeignet. Doch dieser Plan ging nicht auf.
Keine Aggressivität ohne Müller und Ribéry
Die Gastgeber versuchten es mit allen Tricks. Entgegen der Bitte des FC Bayern wurde der Rasen "Vicente Calderón" nicht gewässert – wie auch schon im Viertelfinale gegen den FC Barcelona. Ergo: stumpfes Geläuf. Und noch ärgerlicher: Die erforderliche Maximallänge von 2,5 Zentimetern war nicht gegeben, die Bayern beschwerten sich. Nach elf Minuten aber zeigten die Gastgeber, dass sie auch Fußball spielen können. Saúl Niguez ließ über halbrechts nacheinander drei Bayern – drei Spanier! –, erst Thiago, dann Bernat, schließlich Alonso stehen, im Strafraum war dann auch noch Vidal und Alaba, die zu spät attackierten. Ein Schlenzer mit links, linker Innenpfosten – drin. 1:0 für Atlético. Das hatte sich Simeone gewünscht. Nun waren die Fans endgültig entfesselt und sein Team konnte sich in den "Schützengraben" zurückziehen. Den Treffer feierte "El Cholo" in der Coaching Zone mit einem Balljungen.
Die Bayern wurden vom System Atléticos zunächst erdrückt. Das für den Gegner ekelhafte Spiel erlaubt dir keine Zeit, um zu überlegen, keine Sekunde des Durchschnaufen. Ein Fehler – und der Gastgeber war da. Die Madrider belauern ihre Gegner als hätten sie ständig eine geladene Pistole in Händen. Angst einflößend, erdrückend. Einfach gut. Ballbesitz ist nicht alles.
Lesen Sie hier: Uli Hoeneß - Vom Edelfan zum Sammer-Ersatz?
Bayern fing sich etwas, war aber nie zwingend. Nach der Halbzeitpause – laut ZDF war es "ziemlich laut in der Bayern-Kabine" - attackierten die Gäste zielstrebiger, intensiver, waren giftiger und präsenter. Alabas Weitschusshammer aus 30 Metern knallte an die Latte (54.). Bayern in seiner besten Phase, drückte, drängte. Dann zog Pep seine Joker. Nach 64 Minuten kam Ribéry, nach 70 Minuten Müller. Zu spät?
Vidal prüfte Atlético-Torwart Jan Oblak, zwang ihn zum Fliegen. Bei einem Konter war Bayern im Glück, als Torres Alaba umkurvte und nur den Pfosten traf (75.). Am Ende wurde die Partie nervös und zerfahren, nicklig und leicht ruppig. Bayerns Anrennen blieb allerdings erfolglos.