Mürrischer Tuchel-Auftritt bei FC-Bayern-PK: "Das wird keine Saison mehr, mit der wir zufrieden sind!"
München - Noch einen Tag, dann steht das große Finale in der Fußballbundesliga an. Der FC Bayern hat durch die Niederlage gegen RB Leipzig den Meistertitel nicht mehr in der eigenen Hand. Während man selbst in Köln (Samstag, 15:30Uhr/Sky und im AZ-Liveticker) gewinnen muss, wird auch das Ergebnis 70 Kilometer entfernt in Dortmund entscheidend sein.
Thomas Tuchel machte auf der Pressekonferenz jedoch einen ungewohnt mürrischen Eindruck und zeigte sich wenig überzeugt davon, dass er noch an den Meistertitel glaube.
FC-Bayern-Coach Thomas Tuchel will keine Kampfansage senden
Als sich um 11:30 Uhr die Medienrunde an der Säbener Straße versammelte, warteten alle Beteiligten auf die letzten Worte des Bayern-Trainers, bevor die Mannschaft die Reise nach Köln antritt. Anstelle eines motivierten Thomas Tuchels, der den Fokus voll und ganz auf seine Mannschaft richtet und alles geben würde, damit der FC Bayern mit einem Sieg die Dortmunder unter Druck setzen würde, zeigte sich der 49-Jährige ungewohnt knurrig.
"Es gibt von mir jetzt auch keine Nachrichten an den BVB und Vorhersagen, was denn alles passieren kann", lauteten die Worte Thomas Tuchels. Angesprochen auf einen möglichen Patzer des BVB entgegnete der Trainer, dass auch der FC Bayern "genug Spiele gehabt" habe, "wo es bei uns passiert ist".
Hat FC-Bayern-Trainer Tuchel die Meisterschaft bereits abgeschrieben?
Auch im weiteren Verlauf der Pressekonferenz räumte Tuchel ein: "Wir haben oft genug gepatzt, um in der Lage jetzt zu sein. Das ist unsere eigene Schuld, unsere eigene Verantwortung."
Es klingt nach Resignation, die angesichts des knappen Rückstands und der noch immer möglichen Meisterschaft einen Tag zu früh kommen könnte. Biss und Motivation bis zum Abwinken lebte der Trainer bei der Presserunde nicht wirklich vor. Lediglich "das Rennen" wolle Tuchel "zu Ende zu laufen", weil es "unsere Verpflichtung ist".
Thomas Tuchel: "Das wird keine Saison mehr, mit der wir zufrieden sind"
"Das wird keine Saison mehr, wo die Punkteausbeute reicht für unseren Anspruch, wo die Qualität unseres Spiels uns reichen wird. Ganz egal wie's am Ende ausgeht, wird das keine befriedigende Saison mehr", so Tuchel.
Die Punkteausbeute beträgt seit Tuchels Amtsübernahme gerade einmal 1,54 Punkte pro Spiel. Zum Vergleich: Unter Nagelsmann hatte man selbst im so "schlechten" 2023, wodurch die Bosse die "Ziele in Gefahr" gesehen haben, eine Punkteausbeute von 2,08 pro Spiel.
Im weiteren Verlauf der Pressekonferenz kam nach kurzem Naserümpfen dann doch die – wenn man so will – "Kampfansage", die aus Tuchels Mund neben all den negativen Eingeständnissen auch nicht wirklich überzeugt klingt. "Trotzdem wollen wir und müssen wir ganz einfach auch bis zum Ende. Ob uns das gefällt oder nicht, völlig unabhängig davon, wie der Spielstand ist", so Tuchel.
"Auch wenn das Spiel im anderen Stadion frühzeitig entschieden ist. Es kann für uns keine Rolle spielen. Diejenigen, die für Bayern München spielen und für Bayern München arbeiten, geben alles bis zum Abpfiff", lauteten die Worte in Richtung Mannschaft.
Tuchel: "Wir sind weder mit den Ergebnissen, noch mit der Art und Weise des Spiels zufrieden."
Die Frage, ob Thomas Tuchel finde, dass der FC Bayern aktuell einen schlechteren Fußball spiele, als vor seiner Amtszeit, wollte der gebürtige Schwabe nicht kontern: "Schwierig dagegen zu argumentieren. Wir sind nicht zufrieden mit den Ergebnissen und auf gar keinen Fall zufrieden, wie wir spielen", räumte Thomas Tuchel ein, nur um gleich im Anschluss eine – wie es scheint – schonungslose Analyse abzufeuern: "Es ist unsere Aufgabe, dominanter, schneller und flüssiger zu kombinieren, mehr Torchancen herauszuspielen und fehlerfreier zu spielen. Das gelingt uns gerade nicht"
Klar, der Auftritt Tuchels könnte auch als Understatement interpretiert werden, doch ein fest überzeugter Bayern-Trainer tritt einen Tag vor dem Showdown in der Fußballbundesliga anders auf.
Lothar Matthäus richtet harsche Kritik in Richtung FC-Bayern-Coach Thomas Tuchel
Für Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hätten die Bayern mit ihrem Kader mindestens Meister werden müssen. "Aber die Mannschaft funktioniert nicht, weil jeder mit sich selbst beschäftigt ist. Tuchel hat die Verunsicherung noch vergrößert, weil er auf seinen Pressekonferenzen, die mir etwas eigenartig vorkommen, immer davon redet, wie schwierig alles ist und was alles nicht funktioniert, statt sich vor die Mannschaft zu stellen. Dazu die unnötige Müller-Diskussion und zu viele Positionswechsel", meinte Matthäus.
Diskussionen, die womöglich mit einem Meistertitel am Samstag etwas leiser werden könnten. Es ist angerichtet für den Showdown am Samstag ab 15:30, wenn der spannendste Titelkampf seit Jahren seinen Meister finden wird.