Münchens Paradise? Auch die Allianz Arena kann eine Festung sein
München - Die einen so, die anderen so – und daraus ergibt sich ein ganz klares Gesamtbild. Hier der haushohe Favorit, dort der Außenseiter. In den vergangenen 13 K.o.-Runden der Champions League sind die Bayern stets weitergekommen, wenn sie das Hinspiel wie letzte Woche beim 2:1 in Glasgow gegen Celtic gewonnen haben. Schief ging's zuletzt unter Trainer Louis van Gaal im Achtelfinale der Saison 2010/11 gegen Inter Mailand – aufgrund der Auswärtstorregel (Hinspiel: 1:0, Rückspiel: 2:3).
Und die Schotten? Geizen mit Wundern. Nach einer Heimniederlage im Hinspiel sind die "Bhoys in Green" noch nie weitergekommen. Sieben Versuche, sieben Mal gescheitert.
Kompany warnt vor Celtic: "Aus meiner Sicht müssen wir uns auf alles vorbereiten"
Es spricht momentan nichts dafür, dass sich das ausgerechnet an diesem Dienstag (21 Uhr, Prime Video) ändern wird. "Es kann vieles passieren in so einem Spiel. Aus meiner Sicht müssen wir uns auf alles vorbereiten – ob sie tief stehen oder hoch pressen", sagte Vincent Kompany am Montagnachmittag.
Natürlich hängt diese historisch einmalige 0:0 vom Samstag bei Bayer Leverkusen noch nach – in den Gliedern der Spieler und in den Köpfen des Trainerteams. Derart unterlegen, weil ihnen der Gegner sein Spielsystem aufgezwungen hat, waren die Münchner lange nicht gewesen. Dazu kommt die offensive Harmlosigkeit. Kein Schuss, kein Tor – die Bayern. Okay, zwei Schüsschen aufs Tor (zumindest die grobe Richtung) waren es ja.
Kompany und die Bayern wollen "so gewinnen, wie wir das wollen"
Noch einmal verteilte Kompany Komplimente an Leverkusen, was ihm leichtfällt, da durch das erzielte Remis der Acht-Punkte-Abstand auf den Verfolger bestehen blieb. "Wenn eine Mannschaft sich das verdient, dass wir tiefer stehen müssen – dann ist das eben so. In diesem einen Spiel hat sich der Gegner das verdient."
Mittelstürmer Harry Kane war in der BayArena öfter im eigenen Strafraum als im gegnerischen zu finden. Seine Mannschaft habe es angesichts des Pressings und der Dominanz der Alonso-Elf dann "gut gemacht", so Kompany. Es sei "Mentalität gefragt" gewesen und die habe man dann auch gezeigt.
Der Zweck heiligt die Mittel – in einer Ausnahmesituation. Denn, so betonte der Belgier: "Aber letztendlich ist unser erstes Ziel immer, zu gewinnen. Und dann: So gewinnen, wie wir das wollen. Das wird sich niemals ändern."
Musiala: "Wir werden zurückschauen, was wir besser machen können"
Kompany verwies erneut darauf, dass die Bayern bereits über 100 Tore in allen Wettbewerben erzielt haben, die meisten Torchancen und Torabschlüsse aufweisen können, dazu die wenigsten Gegentore in der Bundesliga bekommen und die wenigsten Schüsse aufs eigene Tor zugelassen haben. Am Dienstag, wenn das Flutlicht in Fröttmaning an ist, soll wieder alles anders sein. Normal.
Er hoffe, sagte Vize-Kapitän Joshua Kimmich in Leverkusen mit Blick auf das Rückspiel gegen Celtic schmunzelnd, "dass wir dann ab und zu auch mal wieder den Ball haben". Spielmacher Jamal Musiala gab sich gelassen: "Wir werden zurückschauen, was wir besser machen können. Dann geht es wieder los." Mit dem Fernziel "Finale dahoam", die Zweite, am 31. Mai in der Allianz Arena. Vor den heimischen Fans.
Das Paradies? Welcome to Froettmaning Hell
Die sollen die Bayern bis dorthin von K.o.-Runde zu K.o.-Runde tragen. Nach dem Sound-Erlebnis von Glasgow als den Gästen im Celtic Park, von den Einheimischen "Paradise" getauft, die Ohren dröhnten aufgrund der lautstarken Fangesänge, soll es am Dienstag umgekehrt sein. Das Paradies? Welcome to Froettmaning Hell, servus in der Fröttmaninger Hölle! "Es ist ein wichtiges Spiel für uns und den ganzen Verein", sagte Kompany und betonte: "Wir sind zu Hause sehr stark. Letzte Woche war es der Celtic Park, diesmal ist es die Allianz Arena. Das ist für uns auch ein besonderer Ort, wir spielen vor unseren Fans."
In den jüngsten 20 Heimspielen in der Champions League sind die Bayern ungeschlagen (16 Siege, vier Unentschieden), damit weist man die aktuell längste Serie dieser Art unter allen Teilnehmern im Wettbewerb auf. Das sollte sich gegen den amtierenden Meister, den unangefochtenen Tabellenführer der schottischen Liga nicht ändern. Alles andere wäre abnormal, leverkusenesk.