Müller und Lewandowski: Der Stotter-Sturm

Robert Lewandowski und Thomas Müller sind seit drei Pflichtspielen ohne Treffer. Der Traumsturm gibt den Bayern vor Benfica Lissabon Rätsel auf. „Wir schießen keinen mit Absicht daneben“.
von  Julian Buhl
„Wir haben zuletzt sicher auch ein paar Chancen ausgelassen und müssen die Effizienz steigern“, sagt Bayern-Stürmer Thomas Müller.
„Wir haben zuletzt sicher auch ein paar Chancen ausgelassen und müssen die Effizienz steigern“, sagt Bayern-Stürmer Thomas Müller. © dpa

München - Wie gefährlich und unberechenbar Robert Lewandowski und Thomas Müller sind? Das musste zuletzt Juventus Turin leidvoll erfahren. Mama mia, wären doch nur die beiden Stürmer des FC Bayern nicht gewesen – dann würde jetzt Juve und nicht der FC Bayern am Mittwoch im Viertelfinal-Rückspiel bei Benfica Lissabon um den Einzug ins Halbfinale der Champions League kämpfen. Nach dem 2:2 im Hinspiel hatten die Italiener im Rückspiel in der Allianz Arena schließlich bis zur 73. Minute mit 2:0 geführt.

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Doch dann schlug das Sturmduo der Bayern zu. Erst traf Lewandowski per Kopf zum Anschlusstreffer. In der Nachspielzeit erzielte Müller dann – ebenfalls per Kopfballtor – den Ausgleich. Die beiden Angreifer ermöglichten ihrem Team so erst den folgenden 4:2-Sieg nach Verlängerung.

Das Sturmduo verbreitet in Europa in dieser Saison eigentlich Angst und Schrecken bei den Abwehrspielern dieser Welt. Müller hat 28, Lewandowski sogar schon 36 Pflichtspieltreffer auf seinem Konto. In der Bundesliga haben beide ihre persönlichen Bestmarken bereits übertroffen: Lewandowski führt mit 25 Toren die Torjägerliste an, Müller steht bei 19 Treffern.

Doch trotz aller Rekorde hakt’s nun plötzlich im Bayern-Traumsturm. Um genau zu sein: seit ihrem bislang letzten gemeinsamen Galaauftritt gegen Juve. Lewandowski traf danach zwar noch ein Mal beim darauffolgenden Ligaspiel in Köln – in den vergangenen drei Pflichtspielen beide nun nicht mehr. In der Zeitrechnung eines Torjägers gemessen: seit einer halben Ewigkeit. Der Motor ist ins Stottern geraten, der Super-Sturm ist momentan ein Stotter-Sturm. Und bald wieder ein Stehaufmanderl-Sturm?

„Ich habe viele Torjäger erlebt bei Bayern München, auch in der Spitze Gerd Müller, oder bei mir selber. Du hast halt mal zwei, drei Spiele, da triffst du nicht“, sagte Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge zuletzt nach dem 3:1 gegen Stuttgart über Lewandowski: „Ich wünsche ihm in Lissabon ein Tor, dann haben wir beste Voraussetzungen, um ins Halbfinale einzuziehen. Wichtig ist: nicht aufgeben, weitermachen!“ Und genau das hat der polnische Angreifer offenbar vor und sagt: „Ich muss weiter kämpfen.“ So manch Beobachter fühlt sich an bayerische Ergebnisfußballer vergangener Tage erinnert. „Diese Diskussion kann es gerne geben“, sagte Müller. Dass die Bayern nicht überzeugen, aber Spiel für Spiel gewinnen, „zeugt von Abgezocktheit und Cleverness, die großen Mannschaften so gerne nachgesagt werden“. Müller gab sich gleichzeitig aber auch durchaus selbstkritisch.

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„Wir haben zuletzt sicher ein paar Chancen ausgelassen und müssen die Effizienz steigern“, sagte er. Im Hinspiel gegen Lissabon (1:0) hatte Lewandowski kurz vor Schluss das fast sichere 2:0 vergeben, als er frei vorm Tor mit einem ungenauen Pass auf Kapitän Philipp Lahm abspielte. „Wahrscheinlich muss ich da egoistischer sein“, sagte er hinterher. Gegen Stuttgart war er dies wiederum in der ein oder anderen Situation etwas zu sehr. „Wir schießen keinen mit Absicht daneben. Wir arbeiten weiter und sind auf einem guten Weg“, sagte Müller. „Zuletzt hatten wir Probleme in unserem Spiel“, räumte Lahm im „Kicker“ ein: „Wir haben zu viele Fehler im Passspiel gemacht und falsche Entscheidungen getroffen. Das sollten wir schnellstens verbessern.“

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Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, riet Sportvorstand Matthias Sammer der Mannschaft, wieder mehr „Lust, Gier und Freude“ am eigenen Spiel zu suchen und „nicht darüber nachzudenken, was passieren, sondern was man erreichen kann“. Sammer warnte aber auch vor dem bevorstehenden Spiel in Lissabon: „Dort erwartet uns die Hölle, der Enthusiasmus ist extrem, darauf sollten wir vorbereitet sein.“ Ein Müller- oder Lewandowski-Tor würde da sicher helfen.

 

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