Meister in der Allianz Arena? - Danke, Dortmund!

Der Sieg gegen Hertha macht Bayern nicht zum Meister – weil der BVB ebenfalls gewinnt. „Nicht so schlecht, so werden wir zu Hause Meister“.
von  Patrick Strasser
Bayerischer Jubel links: Müller und Co freuen sich über Vidals Treffer zum 1:0 gegen Berlin. Dortmunder Jubel rechts: Kagawa (l.) und Reus (r.) mit Mkhitaryan (M.).
Bayerischer Jubel links: Müller und Co freuen sich über Vidals Treffer zum 1:0 gegen Berlin. Dortmunder Jubel rechts: Kagawa (l.) und Reus (r.) mit Mkhitaryan (M.). © dpa

München - Man freut sich jetzt schon auf den Moment, wie es wohl aussehen wird, wenn über den Irokesen-Schnitt des Arturo Vidal eine Weißbierdusche niedergeht. Bei der Meisterfeier. Die trägt aktuell das Label „aufgeschoben, nicht aufgehoben“. Am Samstag, im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach könnte, dürfte, ja müsste es eigentlich so weit sein: Titel Nummer 26 – und der erste in der Bundesliga für Vidal.

Der chilenisch-bayerische Fußball-Punk und sein extravaganter Haarkamm mussten schon am Samstag im Berliner Olympiastadion einiges aushalten. Die Teamkollegen machen sich nach Toren des 28-Jährigen stets den Spaß, ihrem neuen Liebling auf das Haupt zu klopfen. Und so versammelten sich alle Bayern um Vidal nach dessen abgefälschtem Schuss zum die Lethargie durchbrechenden 1:0 (48.).

Vidal – Señor Wichtig beim FC Bayern dieser Tage. Er reißt die Mannschaft mit, auch wenn man pomadig vor sich hin kickt wie in der ersten Halbzeit in Berlin. „Arturo schießt wichtige Tore, das brauchen wir gerade“, sagte Mario Götze. Nicht nur das. Vidal gibt auch die Tonart des Bayern-Spiels vor. „Wir haben alle Duelle verloren, und Fußball ist ein Kontaktsport“, schimpfte Trainer Pep Guardiola. Das wird die Bayern auch am Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF und Sky) im Halbfinal-Hinspiel der Champions League bei den kampfstarken Spaniern von Atlético Madrid erwarten. Eine Partie, wie geschaffen für den „Krieger“, der gegen die Hertha die meisten Ballkontakte (127) hatte.

Dass die Bayern nach ihrem 2:0 durch das Traumtor von Douglas Costa nicht schon in der Hauptstadt feiern konnten, lag am 3:0 von Borussia Dortmund zeitgleich beim VfB Stuttgart. Der BVB siegt – und die Münchner waren richtig happy darüber. Danke, Borussia! Götze sprach aus, was alle dachten: „Das ist vielleicht gar nicht so schlecht, so werden wir zu Hause Meister.“ Ist ja auch ewig her! Im Olympiastadion war’s. 2000 nach dem 3:1 gegen Bremen, als die Hachinger ein paar Kilometer entfernt Leverkusens Träume zerstörten.

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Ohnehin war nichts für dieses Wochenende geplant, Kapitän Philipp Lahm blieb zur Schonung in der Heimat. Sicherlich hätte man nach der Landung am Samstagabend um 20 Uhr in München noch ein Mannschaftsessen samt Anhang bei Leib- und Magenkoch Alfons Schuhbeck improvisieren können – aber recht wäre es Guardiola nicht gewesen. So knapp vor Atlético, vor den die Saison und Peps Ära abschließend entscheidenden Halbfinal-Duellen. Nichts darf die Konzentration stören und so ist auch kein Spannungsabfall wie in den letzten beiden Spielzeiten zu befürchten, nachdem man als Meister feststand.

„Jetzt haben wir es in der Hand. Wir brauchen noch einen Sieg“, meinte Guardiola, „ich hoffe, dass wir nächste Woche ein gutes Spiel zeigen und Meister werden.“ Ob aber dann ausgiebigst gefeiert wird? Ein kurzer Tanz in den Mai, dann aber heißt es: Schnell wieder an das Rückspiel gegen Atlético am 3. Mai denken. Feiern kann man dann noch genug im Mai: Am 14. gegen Hannover die vierte Meisterschaft hintereinander – Rekord. Eine Woche später nach dem Pokalfinale gegen den BVB in Berlin und eventuell am 28. Mai in Mailand, wenn man den Pott in Händen hält.

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Also doch wieder Berlin, die bayerische Feier-Vize-Location. In den letzten beiden Jahren wurden jeweils in der Hauptstadt die entscheidenden Punkte im Titel-Kampf eingefahren – 2014 siegte Bayern 3:1 bei Hertha, war Meister. 2015 musste man nach dem 1:0 gegen Berlin noch einen Tag warten, hatte erst nach Wolfsburgs Pleite in Gladbach die Schale sicher. Und Mailand? Da war doch was. 2001...

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