Mehdi Benatia kommt - endlich!
München - Es war der 13. August, halb sieben Uhr abends. Es war der Moment, der die ganzen Planungen des FC Bayern noch einmal über den Haufen warf. Denn bis zu jenem Zeitpunkt hatten die Münchner mit Transfertätigkeiten abgeschlossen, bis Javi Martínez zum Seitfallzieher ansetzte, Marcel Schmelzer traf und sein Kreuzband riss. Als kurz darauf die Diagnose feststand, begaben sich die Bayern auf die Suche nach einem Ersatz. Und es entwickelte sich daraus ein Mischung aus Komödie und Tragödie – mit dem Hauptdarsteller Mehdi Benatia. Der marokkanische Nationalspieler des AS Rom galt als Spitzenkandidat auf den vakanten Posten im Abwehrzentrum und es verging kein Tag, an dem nicht mindestens drei neue Nachrichten die Runde machen. Benatia tut dies, der AS Rom das und der FC Bayern jenes.
Das Wechsel-Hick-Hack um Mehdi Benatia: Eine Chronologie
Nun ist die Posse vorbei.
Zunächst vermeldeten italienische Medien den Deal zwischen den Römern und dem deutschen Rekordmeister als fix - darunter auch „Sky Italia“, jener Sender, der auch den Wechsel Pep Guardiolas als perfekt bekannt gegeben hatte. Am Dienstagabend bestätigte dann Bayern-Mediendirektor Markus Hörwick via Twitter: Der Wechsel ist fix.
Perfekt: FCB und AS Rom einig über Transfer von MEHDI BENATIA (27)! Abwehr-Ass soll 5-Jahres-Vertrag unterschreiben. ^M.Hörwick
— FC Bayern München (@FCBayern) August 26, 2014
Am Dienstag trainierte Benatia nicht mehr mit der Mannschaft von Trainer Rudi Garcia, der Medizincheck soll am Mittwoch erfolgen.
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Seinen Abschied trieb er schon lange voran. Er nahm an Testspielen in Istanbul und Athen nicht teil, wollte bei der Team-Präsentation zunächst nicht auftreten, auf der er dann von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde.
Bevor der Transfer nun nach langem Hin-und-Her offiziell bestätigt wurde, hielt sich der FC Bayern bedeckt. „Kein Kommentar“, „Zu Transferspekulationen äußern wir uns nicht“ oder „Lassen Sie uns unsere Arbeit machen“ sind die Antworten auf Nachfragen. Damit unterscheidet sich das Vorgehen der Münchner von jenem bei Javi Martínez' Wechsel vor ziemlich genau zwei Jahren. Auch damals war es ein ewiges Hin-und-Her. Athletic Bilbao macht dies, Javi Martínez das und der FC Bayern jenes. Am Ende zahlten die Bayern 40 Millionen Euro für den Spanier. Nur trieben die Bayern die Spekulationen damals selbst mit täglichen Wasserstandsmeldungen voran. Und der FCB positionierte sich früh, machte klar, dass er Martínez unbedingt verpflichten wollte. Gleiches galt im Vorjahr für Thiago Alcántara. Bei Benatia hingegen hielten sich die Bayern-Oberen zurück. „Das macht die Dinge kompliziert und im Zweifelsfall auch teurer“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge vor kurzem erst.
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Teurer. Das war der Knackpunkt des ganzen Hick-Hacks zwischen dem AS Rom und den Bayern. Die Ablösesumme soll sich inklusive Bonuszahlungen um die 30 Millionen Euro bewegen. 30 Millionen Euro - für einen 27 Jahre alten Abwehrspieler, der 2011 noch in der zweiten französischen Liga bei Clermont kickte. Aber auch 30 Millionen für einen, der in der vergangenen Saison Roms Abwehr zu einer der sichersten in der gesamten Serie A gemacht hatte. Benatia, Sohn einer Algerierin und eines Marokkaners, durchlief die Jugendabteilungen bei EA Guincamp und Olympique Marseille, gilt als bester Verteidiger der Serie A – und in Italien heißt das was.
Aber 30 Millionen Euro? Für diese Summe transferierten die Bayern Weltmeister Toni Kroos zu Real Madrid. Das Dilemma des FCB war daher offensichtlich: Wie lässt sich es mit Vernunft und Logik erklären, dass für Kroos und Benatia die gleiche Summe gezahlt werden? Die Antwort ist einfach: Gar nicht. Denn mit Vernunft und Logik kommt man auf dem Transfermarkt nicht weit. Das zeigte auch der Wechsel von Englands Nationalspieler Adam Lallana, der für 31 Millionen Euro von Southampton nach Liverpool wechselte und bei der WM mehr auf der Bank saß statt zu spielen. Bis zum 13. August konnten die Bayern noch müde über das Vorgehen und die irrwitzigen Summen auf dem Transfermarkt lachen - bis Javi Martínez zum Seitfallzieher ansetzte.