Kader, Staff, Teammanagement: Max Eberl treibt den Umbruch beim FC Bayern kompromisslos voran

Max Eberl gibt Vollgas: Der neue starke Mann des FC Bayern treibt den Umbruch intensiv voran – auf und neben dem Platz. Die AZ gibt einen Überblick über die Neuausrichtung des Rekordmeisters.
Bernhard Lackner |
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Sportvorstand des FC Bayern: Max Eberl
Sportvorstand des FC Bayern: Max Eberl © IMAGO / Passion2Press

München - Es war ein denkbar schwieriger Start für Max Eberl als neuer Sportvorstand des FC Bayern. Gleich mit Dienstantritt Anfang März wurde der 50-Jährige mit der Suche nach einem neuen Übungsleiter für die kommende Saison betraut. Was folgte, war eine Farce, die so in der Geschichte des Rekordmeisters einzigartig ist.

Über drei Monate hinweg zog sich das Casting für einen neuen Chefcoach, in dem nicht etwa die Bayern Absagen verteilten, sondern eben solche reihenweise kassierten. Gefühlter Tiefpunkt war der Korb von Thomas Tuchel, den die Verantwortlichen trotz der längst beschlossenen Trennung doch noch von einem Verbleib überzeugen wollten. Tatsächlich kam der kurz zuvor von Ehrenpräsident Uli Hoeneß heftig angeschossene Trainer nochmal ins Grübeln, zog schlussendlich aber doch einen Schlussstrich unter seine Bayern-Zeit.

FC Bayern: Hinter den Kulissen wird der große Umbruch vorangetrieben

Alles Schnee von gestern, dürfte sich Eberl sagen. In Vincent Kompany hat der gebürtige Bogener irgendwann dann doch noch jemanden gefunden, der den viel zitierten "wichtigsten Posten" bei den Bayern bekleiden will. Keine spektakuläre Personalie, dafür eine umso spannendere.

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"Nach den Gesprächen mit Vincent ärgern Christoph Freund und ich uns darüber, dass wir diese Gespräche nicht schon vor sechs Wochen geführt haben", sagte Eberl bei der Vorstellung von Kompany. Wohlwissend, dass auch er selbst bei der Trainersuche nicht immer die beste Figur abgegeben hat.

Seitdem endlich Klarheit darüber herrscht, wer beim entthronten Abo-Meister in der kommenden Saison an der Seitenlinie steht, ist bei den Bayern Ruhe eingekehrt. Während Fußball-Deutschland in diesen Wochen auf die EM blickt, scheint an der Säbener Straße der Müßiggang Einzug gehalten zu haben. Doch der Schein trügt: Hinter den Kulissen wird aktuell einer der größten Umbrüche der jüngeren Vereinsgeschichte vorangetrieben.

Max Eberl unterzieht dem FC Bayern einer Frischzellenkur

Spiritus rector: Eberl, der sich in seiner Rolle als neuer starker Mann beim Rekordmeister aktuell freischwimmt. Der 50-Jährige war nicht nur mit der Trainersuche betraut worden, sondern soll den Bayern gemeinsam mit Sportdirektor Christoph Freund auch einer dringend benötigten Frischzellenkur unterziehen. Denn spätestens seit der vergangenen Saison, der ersten titellosen seit mehr als zehn Jahren, ist klar: Beim FC Bayern ist ein klarer Schnitt fällig – und zwar auf wie neben dem Platz.

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Die ersten alten Zöpfe wurden bereits abgeschnitten. Am Mittwoch gab der Klub offiziell die Trennung von Fitness-Guru Holger Broich bekannt. Der 49-Jährige war seit Juli 2014 als Leiter der Abteilung Wissenschaft, Leistungsdiagnostik und Fitness verantwortlich und genießt in der Branche einen hervorragenden Ruf.

Holger Broich.
Holger Broich. © picture alliance/dpa

Aufgrund der zahlreichen Muskelverletzungen in der abgelaufenen Spielzeit wuchs intern in den vergangenen Monaten allerdings die Kritik an Broich. Der beklagte sich im "Kicker" kürzlich mit deutlichen Worten über den fehlenden Rückhalt innerhalb des Vereins, womit das Tischtuch zerschnitten war. Nun also die Trennung.

Neuausrichtung hinter den Kulissen: Neuer Job für Kathleen Krüger

Einen großen Teil von Broichs Aufgaben wird künftig Walter Gfrerer übernehmen, der ab Anfang Juli als "Head of Performance" das Thema Athletik und Leistung verantwortet. Der 51-jährige Österreicher war in der vergangenen Saison als Athletiktrainer des VfL Wolfsburg tätig, zuvor arbeitete er als "Performance Manager" bei der AS Monaco sowie als Konditionscoach beim FC Red Bull Salzburg.

Auch sonst hat Eberl beim Team hinter dem Team bereits Fakten geschaffen. Die langjährige und innerhalb der Mannschaft beliebte Teammanagerin Kathleen Krüger wird künftig als "Senior Leading Expert Sport Strategy & Development" aktiv sein und eine Stabsstelle im Vorstandsbereich Sport einnehmen – also Eberl zuarbeiten. Krügers Rolle als Teammanager übernimmt Maciej Jagiellowicz, in dessen Team Samuel Geiler intern aus dem Bereich Partnerbetreuung wechselt.

Kathleen Krüger war über Jahre hinweg als Teammanagerin beim FC Bayern eine verlässliche Konstante.
Kathleen Krüger war über Jahre hinweg als Teammanagerin beim FC Bayern eine verlässliche Konstante. © IMAGO / Moritz Müller

Kaderumbruch beim FC Bayern: Youngsters verlängern – etablierte Stars bangen

Wie kompromisslos Eberl den Umbruch vorantreibt, zeigt sich auch mit Blick auf die Kaderplanung. Youngster Mathys Tel wurde bereits im Frühjahr mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet, zuletzt folgten mit Aleksandar Pavlovic und Josip Stanisic zwei Eigengewächse (allesamt bis 2029). Viele etablierte Spieler müssen dafür um ihre Zukunft im Verein bangen. Selbst langjährige Konstanten wie Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Kingsley Coman oder Serge Gnabry könnten im Sommer gehen.

Auch in Sachen Neuzugängen ist Eberl fleißig am werkeln. Die Verpflichtung von Hiroki Ito ist bereits fix. Der Japaner zählte in der vergangenen Saison zu den besten Abwehrspielern der Bundesliga und kommt für 23 Millionen Euro vom VfB Stuttgart. Zudem buhlen die Bayern heftig um Jonathan Tah, den Abwehrchef von Meister Bayer Leverkusen. Auch das Interesse an Xavi Simons, der vergangene Saison von Paris Saint-Germain an RB Leipzig ausgeliehen war, und Michael Olise von Crystal Palace ist verbrieft. Wenn schon Umbruch, dann richtig!

Klar ist aber auch: Mit der radikalen Neuausrichtung geht Eberl durchaus auch ein Risiko ein. Dass er den Verein nach seinem Gusto umbaut und mit seinen Leuten besetzt, wird ihm intern in kritischen Phasen wichtigen Rückhalt verschaffen. Gleichzeitig werden etwaige Misserfolge des neuen FC Bayern indes auch untrennbar mit seinem Namen verknüpft sein.

Eine schwierige Gratwanderung. Wie komplex der Managerjob beim Rekordmeister ist, dürfte Eberl aber eh schon längst wissen...

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  • MPTED am 03.07.2024 17:10 Uhr / Bewertung:

    Mich erinnert die Herangehensweise stark an die Ampel. Hauptsache etwas unternehmen und Geld in den Sand setzen! Das Team war und ist so schlecht nicht um solche Reaktionen zu zeigen. Wer sagt denn, dass die neuen besser sind? Kimmich zum Beipiel wurde trotz seines bereits öfters gezeigten Könnens unnötig durch Trainer beschnitten und schlechter dar gestellt. Wie auch Goretzka und manch anderer. Mit den richtigen 2 letzten Trainern hat das Theater angefangen und Spieler wurden demontiert! Fußball benötigt Vertrauen und Psychologie. Beides lies der Vorstand inklusive sportliche Verantwertliche missen. Das hat nichts mit Kahn und Brazzo zu tun. Bei beiden wurden nur Fehler gesucht und diese in der Öffentlichkeit breit getreten. Deren Ruf schlecht gemacht. Das ist unwürdig finde ich!

  • Downy am 03.07.2024 15:07 Uhr / Bewertung:

    "Alte gute Spieler gegen neue gute Spieler auszutauschen scheint zu kurz gesprungen"
    Es geht darum satte, verletzungsanfällige und überbezahlte Spieler durch neue, erfolgshungrige Akteure zu ersetzen, die zudem bereit sind für deutlich weniger Gehalt zu spielen.
    Das Gehaltsgefüge war in den letzten Jahren beim FCB aus den Fugen geraten. Einige, die weit von Weltklasse entfernt sind, kassieren bei uns mehr, als Topspieler in England oder Spanien.
    Das soll und muss in den nächsten Jahren korrigiert werden.
    Das Unternehmen wird nicht einfach, denn die Herren werden wohl kaum freiwillig ihre laufenden Verträge auflösen und die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei anderen Vereinen auch nur annähernd so viel bekommen ist gering.
    Deshalb befürchte ich, dass wir uns auf ablösefreie Abgänge nach auslaufenden Verträgen bei dem ein oder anderen einstellen müssen.
    Trotzdem ist das der einzige Weg, um die ausufernde Gehaltsspirale zu stoppen.

  • Senf am 03.07.2024 09:19 Uhr / Bewertung:

    Gute Spieler hatte der FCB auch schon in der vergangenen und auch in der Saison davor. Aber, Fußball ist ein Mannschaftssport, bei dem es eines Team Spirits bedarf um erfolgreich zu sein. M.a.W., alte gute Spieler gegen neue gute Spieler auszutauschen scheint zu kurz gesprungen.

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