Matthias Sammer und der FC Bayern trennen sich!

Bayerns Sportvorstand legt sein Amt nieder – aber nicht aus gesundheitlichen Gründen: „Es geht mir gut.“ Der Umbruch im Klub geht weiter. Kaderplaner Reschke wird jetzt noch wichtiger. Und Hoeneß?
von  M. Koch

München -  Das große Thema sollte eigentlich er sein: Carlo Ancelotti, der neue Trainer des FC Bayern, der an diesem Montag (11 Uhr) in der Münchner Arena offiziell als Nachfolger von Pep Guardiola vorgestellt wird. Doch am Sonntag geriet der Auftakt des italienischen Startrainers plötzlich in den Hintergrund. Es ging nicht mehr um „Carletto“, wie der italienische Starcoach genannt wird, sondern um ein anderes Alphatier bei den Bayern: Matthias Sammer.

Zunächst nach Informationen der „Sport Bild“ und von Sport1, später vom Verein offiziell bestätigt, hat der 48-jährige Sportvorstand um eine Auflösung seines bis 2018 laufenden Vertrags gebeten.

Grund für den Rücktritt: Es ist nicht die Gesundheit

Der Sammer-Hammer. Ende April war der Europameister von 1996 an einer „winzigen Durchblutungsstörung des Gehirns“ erkrankt. Inzwischen hat er die Krankheit überwunden. Kürzlich war Sammer bei der Eröffnung eines Sportgeschäfts erstmals wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten. Er wirkte dabei sichtlich erholt. „Mir geht es sehr gut. Meine Gesundheit ist wiederhergestellt“, teilte er nun auch in seinem Rückzugsstatement mit. Er habe zuletzt viel Zeit gehabt, „nachzudenken“. Der Job bei den Bayern bedeute, „sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag mit aller Energie dem Klub, der Mannschaft und auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stehen. Diesen Aufgaben möchte ich im Moment nicht nachkommen“, sagte er.

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Sammer hatte sein Amt bei den Bayern im Sommer 2012 angetreten. In seiner ersten Saison gewann das Team unter Trainer Jupp Heynckes das Triple. In den vergangenen drei Jahren unter Trainer Pep Guardiola wurde der FC Bayern dreimal deutscher Meister und zweimal Pokalsieger. Unumstritten war Sammer deshalb aber nicht. Seine Rolle, sein Einfluss bei den Bayern wurden immer wieder in Frage gestellt. Für die Planung des Kaders hatte der Klub vor zwei Jahren Michael Reschke verpflichtet. Der Technische Direktor wird seitdem für seine hervorragenden Transfers (Douglas Costa, Joshua Kimmich, Kingsley Coman) gefeiert, Sammers Position ist durch die Reschke-Verpflichtung weiter geschwächt worden. Reschkes Einfluss wird nun noch größer. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge erklärte, dass Sammers Position „bis auf Weiteres nicht nachbesetzt“ werde.

Und was wird aus Uli Hoeneß?

Bei den Bayern setzt sich damit ein Umbruch fort, der vor Beginn der Sommerpause so nicht unbedingt zu erwarten gewesen war. Erst vor wenigen Tagen hatte Mediendirektor Markus Hörwick seinen Rücktritt bekanntgeworden. Stefan Mennerich folgt als Direktor Medien, Digital und Kommunikation auf Hörwick. Hinzukommt neben dem Sammer-Aus der Trainerwechsel von Guardiola zu Ancelotti, der auch ein komplett neues Trainerteam mitbringt.

Und da ist ja noch Uli Hoeneß. Der Ex-Präsident der Bayern wollte sich Anfang Juli zu seiner Zukunft und einer möglichen Rückkehr auf den Thron äußern. Bislang ist das nicht erfolgt. Es ist schon jetzt eine Menge los bei den Bayern – dabei hat die größte Attraktion, Carlo Ancelotti, noch nicht mal mit der Arbeit begonnen.

Die Pressemitteilung des FC Bayern zum Rücktritt von Matthias Sammer im Wortlaut

Matthias Sammer (48) hat den FC Bayern München gebeten, ihn von seinem Amt als Sportvorstand zu entbinden. Diesem Wunsch hat der FC Bayern entsprochen.Matthias Sammer: „Mir geht es sehr gut. Meine Gesundheit ist wiederhergestellt. Die umfangreichen medizinischen Untersuchungen haben dies zu 100 Prozent bestätigt. In den vergangenen Wochen habe ich viel Abstand zum Tagesgeschäft gefunden. Ich hatte die Möglichkeit und die Zeit, über viele Dinge nachzudenken. Über meine Familie und über meine Tätigkeit beim FC Bayern München. Sportvorstand beim FC Bayern zu sein, bedeutet: sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag mit aller Energie dem Klub, der Mannschaft und auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stehen. Diesen Aufgaben möchte ich im Moment nicht nachkommen.“

Zu seinem Abschied vom deutschen Rekordmeister sagt Matthias Sammer: „Ich danke dem FC Bayern München und den Menschen, mit denen ich hier zusammenarbeiten durfte, für eine fantastische Zeit und jetzt für das Verständnis für meine Entscheidung. Die Mannschaft hat in dieser Zeit zehn große Titel gewonnen und das mit einer großen Dominanz und Konstanz. Es war eine unglaubliche Erfahrung. Ich verabschiede mich für den Augenblick auch von Ihnen, von den Fans und von allen, die mich begleitet haben. Es war mir eine Ehre, Servus!“

Karl Hopfner, Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG: „Wir haben Verständnis für den Wunsch von Matthias Sammer und haben daher entschieden, diesem zu entsprechen." Seit Matthias Sammer den Posten des Sportvorstandes im Jahr 2012 angetreten hat, erlebte der FC Bayern eine sehr erfolgreiche Zeit. Vier deutsche Meisterschaften, dreimal der Gewinn des DFB-Pokals, dazu im Jahr 2013 der Gewinn der Champions League, des UEFA Supercups und der FIFA Klub-WM. Karl Hopfner: „Ich möchte Matthias Sammer für seine hervorragende Arbeit ausdrücklich danken.“

Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge: „In den vielen Gesprächen mit Matthias habe ich verstanden, dass er in seiner Auszeit in den vergangenen Monaten eine andere, eine neue Einstellung zum Leben eingenommen hat. Er setzt nun andere Prioritäten und dazu passt die Tätigkeit beim FC Bayern nicht mehr. Dafür habe ich Verständnis. In diesem Fall ist der Mensch wichtiger als der Klub.“ Karl-Heinz Rummenigge ergänzt: „Ich möchte mich bei Matthias für die gute, erfolgreiche und loyale Zusammenarbeit sehr bedanken und ich wünsche ihm alles Gute für seine Zukunft.“

Zur zukünftigen Aufgabenverteilung im Bereich Sport erklärt Karl-Heinz Rummenigge: „Die Position von Matthias Sammer soll bis auf Weiteres nicht nachbesetzt werden. Wir werden seine Aufgabenbereiche wie schon seit April innerhalb der bestehenden Strukturen des FC Bayern aufteilen. Somit kann über eine Wiederbesetzung mit der dafür nötigen Ruhe entschieden werden."

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