Marokko im "Delirium": Nobody Raja fordert die Bayern

Raja Casablanca hat Marokko mit seinen Siegen bei der Klub-WM in einen Fußball-Taumel gestürzt. Der krasse Außenseiter glaubt auch im Endspiel gegen den FC Bayern an seine Chance.
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Spieler von Raja Casablanca nach ihrem Sieg gegen Atletico Mineiro. Jetzt treffen sie im Finale der Klub-WM auf den FC Bayern.
dpa Spieler von Raja Casablanca nach ihrem Sieg gegen Atletico Mineiro. Jetzt treffen sie im Finale der Klub-WM auf den FC Bayern.

Raja Casablanca hat Marokko mit seinen Siegen bei der Klub-WM in einen Fußball-Taumel gestürzt. Der krasse Außenseiter glaubt auch im Endspiel gegen den FC Bayern an seine Chance.

Marrakesch - Das Dauer-Hupen und die ohrenbetäubenden Gesänge der marokkanischen Fans raubten auch manchem Spieler von Bayern München den Schlaf. "Dima, dima, Raja!", hallte es bis in den frühen Morgen durch die Straßen von Marrakesch. Der sensationelle Einzug von Raja Casablanca ins Endspiel der Klub-WM hat Marokko in einen Fußball-Taumel gestürzt, Zehntausende säumten am Mittwoch die Straßen.

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Am Samstag, darauf hofft jetzt das ganze Land, soll das Märchen gegen den großen Favoriten vom FC Bayern ein perfektes Ende bekommen. "Dieser Traum ist noch lange nicht zu Ende. Wir werden gegen die Bayern bis zum Schlusspfiff alles geben", sagte Mouhssine Iajour, der Raja gegen die Brasilianer von Atlético Mineiro um den früheren Weltfußballer Ronaldinho in Führung gebracht hatte (51.).

Es folgten zwei weitere "Eruptionen", wie es der marokkanische Fußballverband (FRMF) auf seiner Internetseite beschrieb: Der überragende Mouhssine Moutaouali (84.) und Vivien Mabide (90.+4) belohnten Rajas leidenschaftlichen Konterfußball mit weiteren Toren. Am Ende stand die größte Überraschung der zehnjährigen Turnierhistorie. Marokko stürzte ins "Delirium" (FRMF) – und die ganze Fußball-Welt fragte sich: Wer ist Raja?

Nun, zunächst einmal ist der 1949 gegründete Klub der populärste in Marokko. Seit Mitte der 90er Jahre erleben die Grün-Weißen eine Blütezeit, sie gewannen zehn der letzten 18 Meisterschaften. Drei Mal glückte der Triumph in der afrikanischen Champions League. "Raja ist nicht irgendjemand, wir haben unsere Fähigkeiten", sagte Trainer Faouzi Benzarti, der sein Amt erst am 6. Dezember angetreten hatte, am Mittwoch.

Dennoch ist der Durchmarsch über Play-off, Viertelfinale und Vorschlussrunde ins Endspiel eine Sensation. Die Mannschaft ist die einzige beim Turnier, die kein kontinentaler Titelträger ist. Raja hat als Meister des Gastgeberlandes eine Wildcard. Im Team steht kein aktueller marokkanischer Nationalspieler, auch die vier Ausländer sind kaum einem Experten ein Begriff. Einzig der Kongolese Kanda Deo, gegen Mineiro eingewechselt, hat Erfahrung mit Sensationen: Er stand 2010 bei der Klub-WM in der Mannschaft von TP Mazembe Englebert, die als bisher einzige aus Afrika ins Finale kam.

Dort endete das Märchen der Kongolesen beim 0:3 gegen Inter Mailand jäh. Raja hofft auf mehr. Den Stolz hat Casablanca dem darniederliegenden marokkanischen Fußball schon zurückgebracht. Die Nationalmannschaft lebt derzeit nur von ihrer großen Vergangenheit. Die "Löwen vom Atlas" errangen 1970 als erstes afrikanisches Team einen Punkt bei einer WM (1:1 gegen Bulgarien), 16 Jahre später kam Marokko als erste Mannschaft vom Schwarzen Kontinent ins Achtelfinale (0:1 gegen Deutschland).

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Doch seit 1998 war Marokko nicht mehr bei der WM vertreten, beim Afrika-Cup kam der Sieger von 1976 seit 2004 nicht mehr über die Vorrunde hinaus. Auch deshalb fühlt sich Raja, "als stünde ganze Marokko hinter uns" (Iajour). Gegen Mineiro war sogar der erst zehn Jahre alte Kronprinz Moulay Hassan im Stadion. "Bayern hat eine großartige Mannschaft, die von einem herausragenden Coach trainiert wird, der die Magie eines Prinzen versprüht. Aber wir werden angreifen und unsere Chancen bekommen", versprach ihm Trainer Benzarti.

Mit Kämpfen gegen übermächtige Gegner kennt sich Raja aus: Das Vereinswappen ziert ein Adler – in Erinnerung an den Widerstand einiger Klubmitglieder gegen die französischen Besatzer. Und Raja, das nur nebenbei, bedeutet auf Arabisch: Hoffnung.

 

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