Manuel Neuer: "Meine Kappe!"

Während Heynckes den Magen-Darm-Infekt des Torwarts anführt, bekennt sich Neuer schuldig: „Da sehe ich natürlich blöd aus”.
von  P. Strasser,

Während Heynckes den Magen-Darm-Infekt des Torwarts anführt, bekennt sich Neuer schuldig: „Da sehe ich natürlich blöd aus”

München - Manuel Neuer stellte sich. Vor jede Kamera, vor jedes Mikrofon. Mea culpa, meine Schuld, meine Kappe. Ehrensache. Und so musste der Bayern-Torhüter, natürlich mitgenommen von seinem Patzer zum 1:0-Sieg der Gladbacher, auch Fragen ertragen, die im Grunde ja gut gemeint waren.

Ob er sich denn sehr gefreut habe, über die Auszeichnung samt Trophäe zum Fußballer des Jahres, die er kurz vor Anpfiff vom „kicker” erhielt? Neuer kniff die Lippen zusammen und sagte kurz: „Ja, schöne Sache.” Gut, dass die Gedanken frei sind. Aber das war noch nicht alles. Die Fans, ihr wohlwollender Empfang? Da habe der Ex-Schalker sich aber gefreut. Nicht doch? Neuer kniff die Lippen zusammen, bis kein Wort mehr heraus kam, sondern nur noch ein gequältes: „Mmh.” Fußballer des Jahres, Tor des Tages.

Gegen Gladbach: Die Bayern in der Einzelkritik:

„Ein misslungener Einstand”, bilanzierte Neuer, und erklärte wie es zum „Missverständnis”, so die meist gewählte Formulierung der Verantwortlichen und Spieler, kam zwischen Neuer und Jérome Boateng. Der Abwehrspieler war als zögerlicher Begleitschutz dem langen Ball von Roel Brouwers gefolgt, und so konnte Gladbachs Igor de Camargo in Minute 62 einköpfen. Die Fäuste Neuers spürte er als Luftzug an seinem Kopf vorbeisausen.

"Manuel uns noch viele Zähler retten wir"

„Da sehe ich natürlich blöd aus. Ich dachte, der Ball kommt in den Sechzehner. Ich wollte kein Handspiel und keine Rote Karte kassieren”, so erklärte Neuer die spielentscheidende Szene, „eine blöde Situation.” Und das Schuldbekenntnis: „Ich übernehme die Verantwortung und nehme das Tor auf meine Kappe.”

Neuer interpretiert sein Torwartspiel modern: mitdenkend, mitspielend, Libero-artig, immer an der Grenze – und diesmal darüber hinaus. Ob er den Ball hätte haben müssen, wenn er auf Risiko geht? „Ich denke schon”, sagte Kapitän Philipp Lahm. Eine Anklage war das freilich nicht wegen dieses Ausrutschers zum ungünstigen Zeitpunkt. Ehrenpräsident Franz Beckenbauer sah die Situation so: „Wenn Manuel im Tor bleibt, köpft Boateng den Ball zu ihm zurück und Neuer fängt ihn sicher, das hier war jetzt die schlechteste Variante.” Ein halber Freispruch.

Für Trainer Jupp Heynckes lag das Zögern Neuers auch an seinem Gesundheitszustand. „Manuel hat drei Tage nicht trainiert, lag wegen eines Magen-Darm-Infekts flach. Das hat dazu beigetragen, dass er nicht so konzentriert war.” Das Abschlusstraining am Samstag machte der 25-Jährige jedoch mit.

„So ein Tor passiert ein Mal pro Saison”, meinte Mario Gomez, „wir wissen, dass Manuel uns noch viele Zähler retten wird.” Neuers Antwort auf die Frage „Wie weit wirft sie das zurück?”: „Drei Punkte.”

Ob’s ihn tröstet, dass ein Bayern-Torhüter ein noch schlimmerer Patzer zum Einstand unterlief? Jean-Marie Pfaff kassierte 1982 in Bremen von Uwe Reinders ein Einwurf-Tor. 

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