Manuel Neuer: Langer Arm, langer Atem
München - Für die Bayern-Profis steht am Dienstag in Mönchengladbach gegen Italien das 60. und letzte Spiel dieser Saison an. Ein langer, kräftezehrender Ritt seit dem Start in die Spielzeit Mitte August.
Wenn es wunschgemäß bis perfekt gelaufen wäre, hätten Manuel Neuer & Co. auch noch vier weitere DFB-Pokalspiele und drei zusätzliche Champions-League-Partien (jeweils inklusive Finale) absolviert - doch das Aus kam national in der zweiten Runde und international im Viertelfinale.
47 Spiele für Manuel Neuer in dieser Saison
So stehen für den FC Bayern 47 Pflichtspiele in den Büchern – die Nationalelf bestritt seit Anfang September zwölf Partien, das Duell mit Italien ist Nummer 13: im Herbst sieben in der WM-Qualifikation, im März zwei Freundschaftsspiele bzw. WM-Tests und diesen Juni die vier Nations-League-Gruppenspiele. Macht bis dato 59 Spiele, von denen Torhüter Manuel Neuer 47 Mal im Kasten stand. Wegen einer Knie-OP verpasste er im Februar/März fünf Bayern-Spiele, im Januar stoppte ihn einmalig Corona.
Eine zu hohe Belastung?
Für den 36-Jährigen, der seinen Vertrag beim FC Bayern um ein Jahr bis 2024 verlängert hat, keinesfalls. Er will immer spielen. Sämtliche Trainer seiner Laufbahn, insbesondere die Bundestrainer Joachim Löw und Hansi Flick, die gerne mal der Nummer zwei oder drei hinter Neuer eine Bewährungschance geben wollten, wissen: Diese Nuss ist hart. Vermutlich haben sich Löw und Flick von Jupp Heynckes, Pep Guardiola, Carlo Ancelotti und Niko Kovac Nachhilfe erbeten, wie man das macht: einen fitten Neuer von einer Zuschauerrolle zu überzeugen. Auch Julian Nagelsmann nutzt wohl die pikante PDF-Datei auf den Rechnern an der Säbener Straße mit der Hilfestellung für ein derartiges Vier-Augen-Gespräch.

Manuel Neuer: "Ich möchte bei unserer Entwicklung meinen Beitrag leisten"
Flick hat dieser Tage in Herzogenaurach oder Budapest auf ein solches Tête-à-Tête verzichtet. Neuers Herausforderer, Deutschlands Nummer zwei Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona, wurde für die vier Nations-League-Partien gar nicht nominiert. Aus Gründen der Schonung, hieß es. "Auf dem Weg zur WM kann man kein Spiel als nicht wichtig fallen lassen", betonte Neuer für seine Person am Montagmittag. "Ich möchte bei unserer Entwicklung meinen Beitrag leisten und versuchen, in der Defensive so eingespielt wie möglich zu sein. Bei der WM geht es um den großen Titel, da wollen wir Erfahrung haben, die bei Automatismen hilft. Ich war nie ein Spieler, der Spiele herschenkt."
Unter Flick verpasste er bereits vier Länderspiele, davon unfreiwillig das 2:1 im Oktober gegen Rumänien wegen einer Verletzung - ter Stegen vertrat ihn. Die Partien in Liechtenstein (2:0), in Armenien (4:1) und im März gegen Israel (2:0) durften gnädigerweise andere bestreiten, und zwar Bernd Leno, ter Stegen sowie das Co-Working-Team ter Stegen und Kevin Trapp, die gegen Israel je eine Halbzeit ran durften. Neuer wusste: bei den Gegnern kommt auch nicht so viel aufs Tor, sich groß auszeichnen kann man da nicht.
Letztes Zu-Null-Spiel für Manuel Neuer im April
Bitter für den ehrgeizigen Neuer allerdings: Jenes WM-Testspiel war die letzte Partie einer deutschen Elf ohne Gegentor, es folgten vier 1:1-Remis, davon drei in der Nations League.
Das letzte, für jeden Torhüter ultimativ zufriedenstellende Zu-Null-Gefühl ist bei Neuer satte acht Wochen und sechs Spiele mit Gegentor(en) her: am 17. April beim 3:0 der Bayern in Bielefeld. Nach dem 1:1 in Ungarn mahnte Neuer mit deutlichen Worten die defensiven Mängel seiner Vorderleute an, die von den Flügeln zu viele Flanken zuließen, und betonte die Wichtigkeit, mal kein Tor zu kassieren. Nicht nur aus Eigeninteresse.
Wenn sein Vertrag in München 2024 endet, ist er 38. Ist dann mit dem Schlusspunkt Heim-EM Finito? "Ich möchte mich nicht über den Rasen schleppen. Wir werden sehen, wie lange es der Fall sein wird, dass ich fit bin und meine Leistung bringe."
Schlechte Nachrichten für ter Stegen & Co.