Liga jammert über Bayern-Dominanz: Heult doch!
Schalke-Trainer Jens Keller gibt schon vor dem Spiel gegenden FC Bayern München klein bei . „Die Meisterschaften der nächsten drei bis fünf Jahre sind vergeben.
München - Jens Keller hat da so eine Idee. „Wir haben beim DFB einen Antrag gestellt, ob wir den Mannschaftsbus ins Tor stellen können“, sagt der Schalke-Trainer vor dem Duell mit dem FC Bayern (Sa., 18.30 Uhr/Sky), unterfüttert mit einer Riesenportion Sarkasmus.
An einen Sieg in München glauben? Das ist für die Schalker offenbar so weit weg wie der Mond, schon gar nicht nach der 1:6-Packung gegen Real Madrid am Mittwoch. „Die Bayern haben noch mehr Qualität als Real. Doch wir dürfen trotz dieser bitterbösen Klatsche jetzt keine Panik bekommen“, sagt Keller, was allein schon nach Panik klingt.
Kurzum: Es ist schon frappierend, wie bereitwillig sich alle Liga-Konkurrenten schon vor dem Spiel gegen die Über-Bayern auf den Rücken legen, deren Übermacht kampflos anerkennen. Klar, bei 47 Ligaspielen in Folge ohne Niederlage, 19 Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze, 2,77 Toren pro Spiel und null Gegentoren in der Rückrunde (nur eins im Nachholspiel gegen Stuttgart).
Doch statt sich selbst zu hinterfragen, wird gejammert, was das Zeug hält. Hauptargument: Die Bayern machen die Liga langweilig und damit kaputt. Denn wo keine Spannung, da keine Leidenschaft, ergo keine Fans.
„Der aktuelle Zustand tut der Bundesliga nicht gut“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erst diese Woche in der „FAZ“, erkannte wenigstens: „Wir alle müssen daran arbeiten, näher an den Branchenführer heranzukommen.“ Was ihnen aktuell allerdings aussichtslos erscheint. Trainer Jürgen Klopp sagte bereits: „Wenn man Bayern München nimmt, muss man fragen: Wer kann denn überhaupt Meister werden, wenn man mit ihnen in der gleichen Liga spielt?“
Die erste Verfolgerpflicht schiebt der BVB, der sich von Bayern aufs Korn genommen fühlt (Watzke: „Sie wollen uns zerstören!“), schon weiter: „Wenn sie wollen, können die Wolfsburger den Bayern durch ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten auf die Pelle rücken“, sagt Watzke. Bei anderen großen Klubs ist er dagegen pessimistischer, was die Meisterschaft angeht: „Der ein oder andere Klub hat mit diesem Thema wohl schon für lange Zeit abgeschlossen.“
Schalke zum Beispiel. Heldt gratulierte Bayern nach der Hinrunde artig zur Meisterschaft. Kürzlich sagte Boss Clemens Tönnies: „Ich glaube, dass die Meisterschaften der nächsten drei bis fünf Jahre vergeben sind.“ In Leverkusen wagt man eh nicht mehr, das M-Wort in den Mund zu nehmen. „Im Moment ist es ja nicht schlecht, in der Bundesliga Zweiter zu sein, weil Bayern eine so gute Mannschaft hat“, sagt Trainer Sami Hyypiä. „Wir stoßen an unsere natürlichen Limits, wirtschaftlich und auch in der Qualität“, sagt Sportchef Rudi Völler.
Und die Bayern? Die zucken mit den Achseln, verstehen die Debatte nicht. Das hat Karl-Heinz Rummenigge nun im „Bayern Magazin“ deutlich gemacht. Tenor: Heult doch! Im Sport regiere eben immer noch das Recht des Stärkeren – und jeder habe das Recht dazu, der Stärkste sein zu wollen. Wie bei Olympia. „Den holländschen Eisschnellläufern, die alles abgeräumt haben, hat niemand vorgeschlagen, künftig in Skistiefeln zu laufen“, meint Rummenigge. Und: Von den deutschen Rodlern habe auch niemand verlangt, „dass sie langsamer fahren oder schlechtere Kufen an ihre Schlitten schrauben“. Rummenigge: „Der FC Bayern, seine Mannschaft und sein Trainer werden sich für seine gute Arbeit weder rechtfertigen und entschuldigen!“ Und der Rest kann sehen, wo er bleibt.