Leihe von Real Madrid: James Rodriguez blüht beim FC Bayern München auf
München - Wer noch einen Beweis dafür benötigte, wie wichtig James Rodríguez für den FC Bayern ist, bekam ihn zum Rückrundenauftakt in Leverkusen geliefert.
Mit seinem zum 3:1-Endstand direkt verwandelten Freistoß krönte der 26-Jährige seine herausragende Leistung, nachdem er schon Franck Ribérys 2:0 mit toller Ballannahme und Spielverlagerung vorbereitet hatte. Mit 91 Ballaktionen hatte er die meisten aller Spieler, mit über 90 Prozent die beste Passquote seines Teams, und er gewann 61 Prozent seiner Zweikämpfe.
Heynckes mit großem Lob für James
"Ja, das war ein schönes Tor", sagte James gewohnt bescheiden: "Das war ein wichtiger Sieg, wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht." Sein Trainer Jupp Heynckes wusste, bei wem er sich nach einer wackeligen Schlussphase zu bedanken hatte. "Zum Glück haben wir einen Spieler in unseren Reihen, der Standardsituationen überragend beherrscht", sagte der 72-Jährige. James sei "engagiert, spielfreudig, arbeitet für die Mannschaft und war voll da".
In dieser Form ist der offensive Mittelfeldspieler, den die Bayern im Sommer für 13 Millionen Euro zunächst für zwei Jahre von Real Madrid ausgeliehen haben, kaum noch aus der Mannschaft wegzudenken. Dass die Kaufoption für 42 Millionen Euro gezogen wird, steht so außer Frage. "Der FC Bayern ist großartig", sagte James: "Ich bin erst kurz hier, aber sehr glücklich. Daher kann ich mir gut vorstellen, noch viele Jahre hier zu spielen."
Danach hatte es zunächst nicht unbedingt ausgesehen. Nach der Entlassung von Carlo Ancelotti, als dessen Wunschspieler er gekommen war, wurde schon über ein vorzeitiges Ende des Leihgeschäfts spekuliert. Doch dann schaffte Heynckes das, woran sein Vorgänger gescheitert war: Er gab dem WM-Torschützenkönig von 2014 Vertrauen und fand einen Platz für ihn in seinem Team. Und James zeigte, warum sein ehemaliger Mitspieler Cristiano Ronaldo seinen Abschied aus Madrid schon öffentlich bedauerte.
Das Geheimnis: James’ neue Position
"Er spielt jetzt auf einer Position, die er vorher bei Real Madrid nicht gehabt hat. Dort hat er Rechtsaußen oder Linksaußen gespielt, bei mir spielt er als offensiver Mittelfeldspieler. Da fühlt er sich pudelwohl", erklärt Heynckes. Von James’ "fußballerischer Wiedergeburt in Deutschland" berichten kolumbianische Medien. "Viele sehen nicht, dass er immens laufstark ist und sich nicht zu schade ist, für die Defensive zu arbeiten", sagt Heynckes: "In Zukunft wird er noch wichtiger für uns werden."
James agiert etwas zurückgezogen in der Zentrale und wirkt dort ähnlich dominant auf das Spiel ein, wie das bislang Thiago tat. Das Fehlen des Spaniers, der nach einem Muskelteilriss im Oberschenkel wohl noch bis Anfang März ausfällt, macht der Südamerikaner fast vergessen. Aktuell heißt es im offensiven Mittelfeld: James oder nix! Oder doch nicht? "James ist ein ganz interessanter Spieler, mit seinem linken Fuß, seinem letzten Pass und seinen Standardsituationen", sagte Matthias Sammer, von der AZ darauf angesprochen, "aber wenn es ums Eingemachte geht, glaube ich, dass andere da die Nase vorn haben."
Der ehemalige Sportvorstand denkt dabei vor allem an Thomas Müller, der ebenfalls am liebsten im zentralen offensiven Mittelfeld spielt: "Müller ist für mich ein unantastbarer Führungsspieler, der niemals in Frage gestellt werden darf." Der Vizekapitän wisse, "dass er innerhalb der Mannschaft Konkurrenz hat und ich allein nach Leistung aufstelle", betonte dagegen Heynckes im Kicker. Müller gegen James – so lautet das Duell. "Er ist jetzt voll integriert", sagte Heynckes über den Kolumbianer, nun müsse James "an Spritzigkeit gewinnen" und torgefährlicher werden: "Er muss die Bälle versenken", so Heynckes. Leverkusen war ein guter Start.