Lahm & Alonso: Bayerns Ü30-Party

München - Entscheidungen tun gut. Machen Luft, setzen Kräfte frei. Sind bestenfalls echte Energiebringer. Im Fall von Philipp Lahm und Xabi Alonso, die nun beide ihr Karriere-Ende für das Saisonende angekündigt haben, hofft der FC Bayern auf eine Sogwirkung.
Motto: Nicht trauern, sondern powern!
Was vor allem für die älteren Semester im Kader des FC Bayern gilt. Vom Samstagsspiel in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr, Sky live) bis zum möglichen Saisonfinale in der Champions League am 3. Juni in Cardiff sind es noch genau zwölf Wochen – und maximal 18 Spiele. Zeit, die Kräfte zu bündeln. Zeit, die alten Hasen hin und wieder zu schonen.
Sieben Spieler über 30
Sieben Spieler aus dem 23-Mann-Kader sind aktuell über 30 Jahre alt. Arturo Vidal erreicht die Schallmauer am 22. Mai, ist bei den möglichen Finals im DFB-Pokal (27. Mai in Berlin) und in Cardiff der nächste Ü30-Spieler. Alonso ist mit seinen 35 Lenzen nicht einmal der Veteran der sieben Weisen, das ist Tom Starke. Der dritte Torhüter wird kommenden Samstag 36.
Die übrigen "Oldies": Lahm mit 33, Arjen Robben (33) und Franck Ribéry, der im April bereits 34 wird. Da ist Manuel Neuer, er wird in zwei Wochen 31, ein junger Hupfer – im wahrsten Sinne des Wortes. Schließlich Rafinha (31). Der gesamte Kader ist im Schnitt 27,09 Jahre alt, die Bubis Niklas Dorsch (19) und Fabian Benko (18) kommen so gut wie nie zum Einsatz, senken jedoch den Schnitt.
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Alonso betonte am Freitag, noch sei "ein bisschen Zeit zu genießen". Auf den letzten Metern seiner Karriere. Auf dem Weg zu den letzten Trophäen. Generell gilt: Scheiden tut weh. Doch die Abschlussparty von Bayerns Ü30-Bande soll gigantisch werden.
Ein Triple, drei Feten. "Wir haben noch drei Monate bis zum Saisonende", sagte Trainer und Vaterfigur Carlo Ancelotti (57), "also werden wir versuchen, für Xabi, für Philipp und für den ganzen Klub Titel zu gewinnen." Die Oldies wollen’s nochmal wissen, die jungen Mannschaftskollegen ihnen den Abschied versüßen. Was dem Unternehmen Triple 2017 die pikante Note, die ideale Schärfe verleihen dürfte. Im Sog der Alten.
"Haben die Möglichkeiten, alle Titel zu gewinnen"
"Wir haben die Möglichkeit, alle Titel zu gewinnen. Das werden wir versuchen“, meinte Alonso, obwohl er bei seinem Weggang aus München einen eigenen Umzugswagen für Medaillen und Trophäen-Nachbildungen brauchen dürfte. "Ich fühle mich sehr gut, die Mannschaft spielt sehr gut", sagte der Spanier. Es müssen nur alle gesund bleiben. Dafür will Ancelotti mit seiner Trainingssteuerung sorgen.
"Wenn ich früher als Spieler nach dem Training Schmerzen in den Beinen hatte, sagte man mir: Du hast gut trainiert. Das sehe ich heute anders", erzählte Ancelotti und betonte: "Wir legen den Fokus auf die Qualität des Trainings, nicht auf die Quantität. Ein Sprichwort heißt: 'Too much water kills the trees' – 'Zu viel Wasser tötet die Bäume.' Unsere Philosophie ist es, die Spieler gesund zu halten."
Besonders die Oldies.
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Trotz der Gelb-Sperre von Kapitän Lahm bot Ancelotti letzten Dienstag in London beim 5:1 im Achtelfinal-Rückspiel beim FC Arsenal die älteste Mannschaft in Bayerns Champions-League-Historie auf: 30 Jahre und 15 Tage im Schnitt. Geballte Routine.
Oldies = Goldies?
Zum Vergleich: Beim Champions-League-Triumph 2001 der Bayern, als man in Mailand den Pott holte, war die Mannschaft im Durchschnitt 28,2 Jahre alt. Elf Spieler im Kader waren am Tag des Sieges gegen Valencia aus der Kategorie Ü30, darunter die Stammspieler Stefan Effenberg (32), Oliver Kahn (31) sowie Thomas Linke, Bixente Lizarazu (beide 31) und Mehmet Scholl (30).
Jünger war das Personal dagegen beim Königsklassen-Coup 2013 gegen Borussia Dortmund: im Schnitt 26,9 Jahre. Die Alterspräsidenten beim Erfolg in Wembley waren Daniel van Buyten (35) und Claudio Pizarro (35). Mit Anatoliy Tymoshchuk (34), Ribéry (30) und Starke (damals 32) standen nur drei weitere Ü30-Profis im Kader jener Saison.
Wahre Goldies. Wie die Klasse von 2017?