Kracher-Krise des FC Bayern: Joshua Kimmich widerspricht Eberls These

Die Pokalpleite des FC Bayern gegen Leverkusen zeigt, dass dem Team in Topspielen oft der Killerinstinkt abgeht. "Es geht einzig und allein ums Gewinnen", sagt Kimmich. Eberl verliert erneut die Fassung.
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Sportvorstand des FC Bayern: Max Eberl.
Sportvorstand des FC Bayern: Max Eberl. © IMAGO / Jan Huebner

München - Um kurz vor Mitternacht wurde es in der Allianz Arena noch mal richtig laut. Leverkusens Jeremie Frimpong, der von Manuel Neuer in jener 17. Minute des DFB-Pokal-Achtelfinals folgenschwer gefoult worden war, kam tanzend aus der Kabine. In seiner Hand: eine große Musikbox, über die er Hip-Hop abspielte.

Es war so laut, dass die eigenen Mitspieler Frimpong ermahnten, die Musik abzustellen. Aus Respekt vor Bayern. Doch als der 23-jährige Niederländer die Katakomben verlassen hatte, drehte er die Bässe vor dem Einsteigen in den Bus wieder auf. Die Party sollte weitergehen.

Eberl lobt das Spiel des FC Bayern und will von einer Negativ-Serie nichts wissen

Was für ein Kontrast zur Gefühlslage auf der anderen Seite, zum Frust beim FC Bayern. "Ein Pokal ist weg, das tut weh, es sind auch alle bedröppelt in der Kabine", sagte Sportvorstand Max Eberl, der die Moral des Teams nach dem frühen Platzverweis gegen Torhüter Neuer lobte: "Ich fand die Reaktion der Mannschaft herausragend. Das ist Charakter für mich, zu sagen, wir ergeben uns nicht, wir stellen uns nicht hinten rein. Wir versuchen trotzdem, das Spiel gewinnen zu wollen."

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Was am Ende nicht gelang – wie so oft in letzter Zeit, wenn es gegen große Gegner geht. Bayerns Kracher-Krise. In der Champions League etwa gegen Barcelona (1:4) und Aston Villa (0:1), in der Bundesliga gegen Frankfurt (3:3), Dortmund (1:1) und Leverkusen (1:1). Das Pokal-Aus reihte sich in diese Negativ-Serie ein, doch Eberl wollte davon nichts wissen. "Das ist heute nicht die Frage, größere Gegner zu besiegen", meinte er. "Wir sind einen Mann weniger. Ich hoffe, das ist auch für alle so angekommen. Deswegen ist dieses Spiel raus aus der ganzen anderen Statistik."

Bayern-Sportvorstand Eberl verliert zum zweiten Mal in der Öffentlichkeit die Fassung

Eine zumindest diskutable Sichtweise, schließlich hatte Bayern selbst jüngst beim 1:0 in der Champions League gegen Paris Saint-Germain von der Überzahl nach einer Gelb-Roten Karte für PSG-Profi Ousmane Dembélé profitiert und ein Spitzenspiel gewonnen. "Muss ich mich jetzt rechtfertigen?", fragte Eberl, als er von einem Reporter darauf angesprochen wurde – und blaffte ihn mit krawalligem Sound an: "Ich weiß, dass Sie sehr kritisch sind. Ich weiß, dass Sie alles infrage stellen. Das ist mir relativ scheißegal." Rumms.

Zum zweiten Mal in dieser Saison verlor Eberl öffentlich die Fassung, schon nach der Niederlage in Barcelona hatte er sich mit einem Journalisten gezofft. Andere Bayern-Akteure gingen souveräner und vor allem kritischer mit dem Ausscheiden um. "Es nervt mich extrem, dass der Titel weg ist. Dafür spielen wir Fußball. Es geht einzig und allein ums Gewinnen", sagte beispielsweise Joshua Kimmich.

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Kimmich widerspricht Eberls These

Der Mittelfeldstar widersprach Eberls These, dass Neuers Rote Karte entscheidend gewesen sei. "Es war überhaupt kein Knackpunkt, auch überhaupt nicht die Ausrede. Ich glaube nicht, dass wir mit elf Mann hätten viel besser und dominanter sein können." Aus Kimmichs Sicht sei zudem die Feststellung "absolut richtig", dass man eine schlechte Topspiel-Bilanz vorzuweisen habe.

Aus der Mannschaft um Kapitäns-Vertreter Joshua Kimmich gab es keine Vorwürfe an Rotsünder Neuer.
Aus der Mannschaft um Kapitäns-Vertreter Joshua Kimmich gab es keine Vorwürfe an Rotsünder Neuer. © Sven Hoppe/dpa

"Was waren bisher die großen Spiele?", fragte er: "Zweimal Leverkusen, da konnten wir keins gewinnen und wir hatten eigentlich Losglück, dass wir Leverkusen zu Hause bekommen. Am Ende des Tages kommen wir da nicht weiter. Wir haben Dortmund nicht gewonnen, Frankfurt nicht gewonnen, Barcelona nicht gewonnen. Wenn man rein die Ergebnisse sieht, dann ist es natürlich ernüchternd."

Genau so ist es.

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4 Kommentare
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  • Senf am 06.12.2024 08:41 Uhr / Bewertung:

    Der FCB hat in der vergangenen Saison nichts gewonnen. Nun kommt ein neuer Trainer, der stellt das Spielsystem um, integriert neue Spieler in die Mannschaft und hält ansonsten den medialen Ball flach. Das nennt man einen Umbruch, der angesichts der Tabellenposition in der Bundesliga und in der Champions League durchaus hätte schlechter laufen können. Da gibt es aber auch Mannschaften, die in der letzten Saison etwas gewonnen haben, die konsolidiert sind und die Früchte einer Neuausrichtung gerade ernten. Diese Mannschaften zeigen dem FCB auf, dass der Umbruch noch nicht abgeschlossen. Da ist m.E. nichts Schlimmes dran. Jedenfalls nichts so schlimmes, dass ein Sportvorstand die Contenance verlieren müsste. Dem aufgebrachten Herrn Eberl sei daher empfohlen, nicht ständig verdiente Spieler zum Verkaufskandidaten zu küren und ansonsten vielleicht auch einmal die Bappn' zu halten. Das könnte helfen!

  • Frankenlobby am 05.12.2024 21:56 Uhr / Bewertung:

    Sperre und rote Karte für Neuer
    Echt ein Witz. Leverkusen wusste um die risikobehaftete Spielweise von Neuer. Entsprechend hat man natürlich solche Szenen trainiert und hatte damit Erfolg. Was nach einem spektakulären Foul aussah war ein stinknormaler Zweikampf um den Ball. Aber die Fachleute, die ja alle soviel Ahnung vom Sport haben, die müssen es ja wissen. Und dann noch die Möglichkeit negative Schlagzeilen gegen den FCB zu produzieren...
    Ich kann Eberl gut verstehen.

  • Flansi Hick am 05.12.2024 19:43 Uhr / Bewertung:

    Eberl war unmittelbar nach dem Spiel emotional angefressen. Dann immer und immer wieder mit den gleichen provokanten Fragen um die Ecke zu kommen ist billiger Journalismus. Das einem emotional aufgeladenen Menschen dann mal die Hutschnur reißt ist auch irgendwie verständlich.
    Eberl stellt sich vor die Mannschaft. Er schützt sie. Genau das erwartet man von einem Sportvorstand.

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