Kompany, der Guardiola-Klon? Doch die Parallelen zu einem anderen Ex-FC-Bayern-Coach sind frappierender
München - Ein schwarzer Pulli, eine schwarze Blouson-Jacke. Vincent Kompany, der auch gerne schlichte, weiße T-Shirts trägt, pflegt einen unauffälligen Kleidungsstil. Dezent eben. Seine Mannschaft soll auffallen, glänzen. Und so erschien der 38-Jährige als Man in Black nach dem souveränen 5:0-Pflichtsieg der Bayern beim VfL Bochum zum Afterwork-Interview bei DAZN. Entspannt, gelöst, locker.
Also ging Kompany, der ehemalige Weltklasse-Innenverteidiger, der sich durch eine Frage in die Defensive gedrängt fühlte, auch mal aus sich heraus – in die Offensive. Als es um die heikle Szene ging, die in der achten Minute beinahe zum frühen Rückstand geführt hatte, blockte Kompany charmant ab.
FC Bayern: Kompany verweigert Antwort im TV-Interview
Zur Erklärung: Bochums Moritz Broschinski war mit einem Vertikalpass in die Hälfte der Münchner geschickt worden und legte die Kugel im Laufduell am herauseilenden Keeper Manuel Neuer vorbei. Erst kurz bevor der Ball die Torlinie überschritt, konnte Min-jae Kim den Gegentreffer für seinen geschlagenen Torhüter gerade so noch verhindern.
DAZN-Moderatorin Laura Wontorra wollte den Finger in die Wunde von Bayerns Hochrisiko-Spiel samt des Abwehrverhaltens der Innenverteidiger Kim und Dayot Upamecano legen und bekam eine freundliche Abfuhr: "Ich werde null Prozent dazu etwas sagen. Ich sage Ihnen auch, warum", antwortete Kompany höflich.
Mit einem Lächeln lieferte der Belgier die Begründung für seine Verweigerung: "Wir haben 9:2 gegen Zagreb gewonnen und ich musste die Hälfte der Pressekonferenz nur über diese beiden Gegentore sprechen. Jetzt gewinnen wir 5:0. Ich sage nichts dazu." Er habe "vollstes Verständnis und Respekt für die Frage", so Kompany entschlossen weiter, "aber letzte Saison haben wir hier verloren, jetzt haben wir 5:0 gewonnen." So weit, so Vinnie.
FC Bayern: Kompany in vielen Dingen eine Kopie von Guardiola
Die brenzlige Szene wurde zwischendrin natürlich dennoch eingespielt, Kompany konterte: "Wir können die Szene noch zehn Mal anschauen. Ich würde lieber die Tore sehen." Hatten die DAZN-Zuschauer schon gesehen als die Torschützen Jamal Musiala und Kingsley Coman zum Interview vorbeikamen. "Aber ich wollte dabei sein, wenn Sie die Tore zeigen", scherzte Kompany mit einem lauten Lachen.
Dieses ist meist so spontan und gewinnbringend, dass der Gegenüber argumentativ die Waffen streckt. Good Kompany! Man fühlt sich spontan an Pep Guardiola erinnert. Kompany, einst Schüler und später der verlängerte Arm des Star-Trainers bei Manchester City, gilt in vielen Dingen als Kopie des Coaching-Gurus aus Katalonien.
Was aber nicht für die Medienarbeit gilt. Während Kompany den Reportern respektvoll, sympathisch und herzlich entgegentritt, hatte Guardiola wenig für diese Zunft übrig. In seinen drei Jahren in München ab 2013 wurde dies immer extremer, in der letzten Saison antwortete Guardiola in seiner distanzierten bis arroganten Art meist nur noch ironisch bis sarkastisch. Es war klar: "Der super super Spieler" sitzt beim nächsten Spiel draußen. Inhaltlich, sprich fußballerisch, hat Kompany viel von seinem Lehrmeister übernommen.
Offensive des FC Bayern stellt neuen Bundesliga-Rekord auf
Auch den Erfolg? 29 Tore in den ersten acht Partien bedeuten einen neuen Bundesliga-Rekord. Seit Saisonbeginn trafen die Kompany-Bayern in ihrem fünften Liga-Auswärtsspiel in Folge drei Mal oder mehr.
Solch eine Torflut in der Fremde gelang zuletzt in der Saison 2019/20 unter Hansi Flick. Der 59-jährige Erfolgscoach der Münchner (Sextuple 2020) war es, der seiner ehemaligen Mannschaft mit dem FC Barcelona jüngst eine 4:1-Abreibung verpasste. Das mutige wie riskante Spielsystem von Kompany hatte Flick einst bei den Bayern implementiert, davon zehren Spieler wie Joshua Kimmich heute noch.
In Interviews konnte der sonst so bodenständige wie empathische Menschenfänger Flick bärbeißig werden. Als es im Frühjahr 2021 um seine Zukunft ging, verweigerte er über Wochen konsequent eine Antwort. Ob Kompany nun diese Sturheit adaptiert?
Den Bayern-Verantwortlichen an der Säbener Straße wäre es am liebsten, wenn Kompany die positiven Seiten in seinem Auftreten und dem Auftreten seiner Mannschaft, in sich vereint.
Im Idealfall als: Hansi Guardiola.