Kommune 1 - ohne Gomez und Robben

Im Kollektiv zum Titel: "Der Erfolg steht über allem", sagt Bayern-Trainer Heynckes. Gomez muss sich deshalb hinten anstellen. Und Robben fällt mit einem Muskelfaserriss aus.
von  Florian Bogner

Im Kollektiv zum Titel: "Der Erfolg steht über allem", sagt Bayern-Trainer Heynckes. Gomez muss sich deshalb hinten anstellen. Und Robben fällt mit einem Muskelfaserriss aus.

München - Das anarchische Traumtor von Zlatan Ibrahimovic bei Schwedens 4:2 über England ist seit Mittwoch ja in aller Munde. Einer hat es jedoch (noch) nicht gesehen: Bayern-Trainer Jupp Heynckes. "Da war ich schon im Bett", meinte der 67-Jährige am Freitag (die ganze Pressekonferenz zum Nachlesen).

Apropos Weltklasse: Man solle sich lieber mal sein erstes Länderspieltor anschauen, beim 5:1 gegen Marokko 1967: "Brustannahme, Scherenschlag, Tor", so war das, damals.

Weltklasse-Tore erwarten die Bayern-Fans nun auch wieder von Mario Gomez. Ob der denn nach seiner OP im Sprunggelenk wieder die Nummer eins im Sturm sei, wurde der Trainer am Freitag gefragt. Heynckes zog eine Augenbraue hoch. "Habe ich das gesagt?" Hatte er, Ende August ("Wenn er fit ist und Leistung bringt, ist er mein Stürmer Nummer eins").

Doch Zeiten ändern sich. Vor allem beim FC Bayern. Nun wolle er jedenfalls nicht mehr "genau definieren", wer von Gomez, Mario Mandzukic und Claudio Pizarro die Nase vorne habe, sagte Heynckes nun, Mitte November: "Bei mir sind alle die Nummer eins, weil wir nur Top-Spieler haben."

Am Nachmittag entschied er dann: Gomez fährt nicht mit nach Nürnberg (Sa., 15.30 Uhr, live bei Sky und Liga total!), bekommt noch eine Woche mehr Zeit.

Der FC Bayern setzt sonst derzeit viel dran, als homogene Einheit wahrgenommen zu werden. Man könnte auch sagen: Als Kommune, in der alles dem kollektiven Ziel unterordnet wird – so wie in der berühmten "Kommune 1" in den 60er Jahren um Rainer Langhans und Uschi Obermaier, in der man alle Individualität eliminieren wollte.

Der Mao-Spruch "Die wahren Helden sind die Massen": ein Leitmotiv. Auch bei Heynckes gilt: Wer aufläuft? Total egal! "Es ist meine Aufgabe, der Mannschaft verständlich zu machen, dass der Erfolg über allem steht", sagte Heynckes.

Für diese Haltung heimste Heynckes Lob vom Oberboss ein. "Was glauben Sie, wie schwierig es ist, jede Woche einem Topstar sagen zu müssen, dass er nicht spielt?", hatte Präsident Uli Hoeneß bei der Jahreshauptversammlung rhetorisch gefragt.

Heynckes verstehe es, aus der Schar "an hervorragenden Spielern eine Einheit zu machen, in der jeder mit dem anderen kann und will". Prinzip: freie Liebe!

Damit schlage man gar zwei Fliegen mit einer Klappe: "Es ist eine natürliche Konkurrenzsituation, in der überhaupt keine Überheblichkeit aufkommen kann." Vor dem Spiel in Nürnberg hat nun allerdings Rechtsaußen Arjen Robben dem Trainer sagen müssen, dass er nicht spielen kann.

Wie erst am Freitag bekannt wurde, ist der Niederländer mit einem "leichten Muskelfaserriss" (Heynckes) vom Länderspiel gegen das DFB-Team heimgekehrt. Die Verletzung hatte sich Robben ausgerechnet bei der einzigen Torchance der Oranje-Elf im ersten Durchgang zugezogen, als er Manuel Neuer schon umkurvt hatte, dann aber weggerutscht war. Ausfallzeit: mindestens eine Woche.

Dazu stehen Jérôme Boateng (Muskelfaserriss), Luiz Gustavo (muskuläre Probleme) und Emre Can (Bänderriss) nicht zur Verfügung. "Drei sind immer verletzt", sagte Heynckes.

Dass auch Franck Ribéry mit einer starken Prellung vom Länderspiel zurückkam und Javi Martínez nach einem Ausflug nach Panama übernächtigt ist, macht es nicht unbedingt besser. Dafür steht Holger Badstuber nach Blitzheilung seines Muskelfaserrisses vor dem Comeback. Gas gegeben haben alle im Training.

"Wie man sich bettet, so schläft man. Und wie man trainiert, so spielt man auch", sagte Heynckes. Ernst nehmen müsse man Nürnberg so oder so. "Es gilt, die Spiele weiter mit hoher Konzentration anzugehen und sie auch zu gewinnen", meinte Karl-Heinz Rummenigge. Kurz: "Es einfach ein Stück besser zu machen als in der letzten Saison." Und zwar: gemeinsam.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.